Für den Antrag der Fraktionen von Union, SPD und Grünen stimmten bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme alle anderen anwesenden Abgeordneten. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erklärte: „Die heutige Regierung in der Türkei ist nicht verantwortlich dafür, was vor 100 Jahren war. Aber sie ist verantwortlich dafür, was heute daraus wird.“ Scharf kritisierte Lammert, dass vor allem Abgeordnete mit türkischem Migrationshintergrund im Vorfeld der Parlamentssitzung unter Druck gesetzt worden waren. Auch von Morddrohungen war die Rede. Lammert nannte die Drohungen „inakzeptabel“.
In der Debatte erklärten mehrere Redner in seltener Einigkeit, die Benennung des Völkermordes sei nicht als Belehrung der türkischen Regierung gemeint, sondern als Beitrag zur Versöhnung der Völker.
Als maßgeblicher Initiator der Resolution gilt Cem Özdemir (Grüne). Ihm gehe es nicht um „Fingerzeigen“ oder um Überlegenheitsgefühle, sondern weil es um deutsche Verantwortung gehe. Deutschland habe eine „historische Verpflichtung, Armenier und Türken aus Freundschaft zur Versöhnung zu ermuntern“.
Der Antrag benenne auch die Mitschuld Deutschlands als Verbündeter des Osmanischen Reichs. Özdemir, der ebenfalls Drohungen erhalten hatte, bedankte sich bei der Großen Koaltion für das „Worthalten“, die Resolution mitzutragen. Außerdem dankte er den Kirchen, Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert für ihre Unterstützung. „Ohne sie hätte es diesen gemeinsamen Antrag so nicht gegeben.“ Besonders erinnerte Özdemir an die „türkischen Schindlers“, die dem Befehl zur Vernichtung der Armenier nicht Folge geleistet hätten.