"Lebensschutz ist etwas, das man in Deutschland offenbar zu wenig mit dem Protestantismus verbindet", erklärte der Protestant Krings im Gespräch mit "Christ und Welt". Er plädierte für eine deutlichere Haltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Thema PID. Die katholische klare Ablehnung der Gentests überzeuge ihn hingegen. "Nach dem christlichen Menschenbild ist jeder Mensch von Gott um seiner selbst willen angenommen", sagte der Mönchengladbacher. Das gelte sowohl für eingepflanzte als auch für nach der PID "verworfene" Embryonen. Krings: "Ich sage als Christ: In dubio pro vita, im Zweifel für das Leben." Dennoch erklärte er, auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Meinungen in seiner Partei: "Wer sich in der PID-Debatte anders entscheidet, hat nicht den Anspruch verwirkt, sich christlich zu nennen."
Abtreibung: "täglicher Gesetzesbruch"
Auch die gängige Abtreibungspraxis gibt Krings zu denken: "Man kann angesichts der Zahlen nicht beruhigt sein, man kann auch angesichts des täglichen Gesetzesbruchs aufgrund von embryopathischer Indikation, also der Abtreibung möglicherweise behinderter Kinder, nicht zufrieden sein." Er vermisse ein Unrechtsbewusstsein bei Medizinern, "wenn sie durch die Hintertür eben doch selektieren". Selbst die Befruchtung in der Petri-Schale ist für Krings ein Übel: "Ich sehe die In-vitro-Fertilisation kritisch, vielleicht war das schon ein Dammbruch."
Der Bundestag will noch vor der Sommerpause darüber abstimmen, ob die Präimplantationsdiagnostik in Deutschland künftig legal sein soll. Dabei werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen auf Erbkrankheiten hin untersucht, bevor sie in den Mutterleib eingepflanzt werden. Sie können aussortiert werden, wenn eine Fehlgeburt oder das Heranwachsen eines behinderten Kindes droht. Während sich die katholische Kirche und die Deutsche Evangelische Allianz klar gegen die Zulassung der PID ausgesprochen haben, zeigte sich die EKD gespalten. Zwar erklärten die Protestanten im Februar, die Technik sei mit der Würde des Menschen nicht vereinbar, einzelne Ratsmitglieder äußerten aber auch, dass sie die PID in eng definierten Ausnahmefällen für ethisch vertretbar halten. (pro)