"Ein unglaubliches Arbeitstier", sagt ein früherer Mitarbeiter über seinen Ex-Chef. Doch nicht nur das: "Neben dem Babykosthersteller Claus Hipp sowie dem Schuhhändler Heinrich Deichmann gilt er als einer der wenigen deutschen Top-Manager, die sich zu ihrem christlichen Glauben öffentlich bekennen und sagen, dass sie ihn auch im Geschäft berücksichtigen", schreibt die "Wirtschaftswoche" in ihrer aktuellen Ausgabe.
"Ich bete vor wichtigen Entscheidungen“, sagt Barner. Erst vor wenigen Tagen erhielt sein Konzern, der im rheinland-pfälzischen Ingelheim beheimatet ist, die europäische Zulassung für "Pradaxa", ein Medikament zur Schlaganfallvorbeugung. Analysten erwarten einen Spitzenjahresumsatz von zwei Milliarden Euro. Die Einführung ist ein großes Risiko für das Unternehmen: "Mehr als eine Milliarde Euro dürfte die Entwicklung verschlungen haben. Wäre die Zulassung ausgeblieben, hätte Boehringer das Geld abschreiben müssen", berichtet das Magazin.
Der 58-Jährige, der verheiratet ist und eine Tochter hat, wuchs in einem christlichen Elternhaus in Freiburg auf. Seit 2008 sitzt der Unternehmer im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Er ist bis 2014 gewählt.
Nicht dem Mammon, sondern dem Menschen dienen
Die "Wirtschaftswoche" beschreibt, wie der Unternehmer auf dem Evangelischen Kirchentag in Dresden in der Dreikönigskirche eine Andacht hielt. "Die Kerze in der Hand, geht der schmale Mann die voll besetzten Stuhlreihen ab und entflammt die Kerzen, die Besucher in ihren Händen halten. Mit jedem entzündeten Docht hellt sich das Gotteshaus weiter auf."
"Boehringer Ingelheim" stehe für 12,6 Milliarden Euro Jahresumsatz, fast zwei Milliarden Euro Betriebsgewinn und weltweit über 40.000 Mitarbeiter. "Der Protestant Barner leitet den zweitgrößten deutschen Pharmakonzern nach Bayer", so die "Wirtschaftswoche". In seinem Unternehmen mühe er sich, nicht zuerst dem Mammon, sondern den Menschen zu dienen. "Nicht kurzfristige Renditeorientierung, sondern zielorientierte Forschung gibt bei Boehringer Ingelheim den Ton an", sagt Norbert Hültenschmidt, Partner bei der Unternehmensberatung "Bain". Als Chef der Forschung und Entwicklung habe der gläubige Christ Barner mit dafür gesorgt, dass die gefürchteten Nebenwirkungen von Medikamenten intensiver erforscht wurden als anderswo in der Branche. Kaum ein anderes Pharmaunternehmen habe in den vergangenen Jahren so viele neue Medikamente mit signifikantem medizinischem Nutzen auf den Markt gebracht, sagt Berater Hültenschmidt.
Christiane Fischer, eine Ärztin, die zur pharmakritischen Dritte-Welt-Organisation BUKO gehört und sich für eine bessere Medikamentenversorgung in Entwicklungsländern einsetzt, stellt fest: "Barner möchte der Gute unter den Bösen sein." Auch wenn sie einige Boehringer-Mittel lieber verboten sehen würde, imponiere ihr, dass der Unternehmenschef in der Dritten Welt im Gegensatz zu anderen Unternehmen nicht auf die Achtung seiner Patente auf Aids-Medikamente poche. Dadurch können Nachahmer die lebenserhaltenden Mittel zu erschwinglichen Preisen anbieten.
Den Keim zu seinem Glauben hätten seine Eltern gelegt, sagt Barner, Er wuchs mit sechs Geschwistern in Freiburg auf. "Der Junge interessierte sich für die Wissenschaften, promovierte sowohl in Medizin als auch in Mathematik, wollte in die medizinische Grundlagenforschung." Immer schwinge bei Barner der Gedanke an Nächstenliebe mit. "Als Arzt können Sie einzelnen Menschen helfen", sage er noch heute, "als Pharmaforscher können Sie für viele Menschen gleichzeitig etwas erreichen."
Mit seinem Bekenntnis zum Glauben hielt sich Barner im Unternehmen lange zurück. "Ich war ganz überrascht, als ich hörte, dass er ins Präsidium des Evangelischen Kirchentages gewählt worden ist", sagt ein langjähriger, enger Weggefährte, "dass er ganz stark ethisch motiviert ist, war aber immer klar." (pro)