Pforzheimer Glaubensgemeinschaft fordert Tötung eines Theologen

In einer im Internet veröffentlichten Predigt der „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ aus Pforzheim wird die Tötung eines Theologen gefordert. Die Behörden ermitteln nun. Das mögliche Opfer ist entsetzt.
Von Johannes Schwarz
Polizei-Schild

Erneut gerät die Pforzheimer „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ ins Visier der Behörden. In einer Predigt vom 30. Juli betete ein Prediger der Gruppe dafür, dass Gott den Theologen der Pforzheimer Bibelgemeinde, Lothar Gassmann, töten soll. Wörtlich lautete es: „Lieber Herr, töte ihn bitte“. Außerdem wurde unter anderem dafür gebetet, Gott möge ihm alle Knochen brechen, bevor er in die Hölle komme. Weitere verbale Angriffe wurden geäußert.

Das auf YouTube veröffentlichte Video wurde mittlerweile gelöscht, taucht aber in anderen Social-Media-Kanälen weiter auf. Auch weitere Videos der „Baptistenkirche“, in denen Personengruppen denunziert werden, sind im Internet auf verschiedenen Plattformen zu finden.

Polizei und Verfassungsschutz sind eingeschaltet

Gegenüber PRO erklärte Gassmann, dass er erst wenige Tage nach der Veröffentlichung des Videos davon erfahren habe. Er habe sich gezwungen gesehen, die Polizei einzuschalten. Die Polizei in Pforzheim teilte mit, dass wegen des Inhalts des Videos ein Ermittlungsverfahren gegen die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ eingeleitet worden sei. Das Verfahren sei inzwischen an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden.

Die Sicherheitsbehörden haben die Baptistenkirche nicht zum ersten Mal ins Visier genommen. Gegen den in den USA lebenden Gründer der „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“, Anselm Urban, ermittelt die Staatsanwaltschaft Karlsruhe wegen Volksverhetzung. Er soll den Tod von Homosexuellen gefordert haben. Der Verfassungsschutz beobachtet die Glaubensgemeinschaft seit Juni. Die Gruppe betreibe eine „massive Abwertung von Homosexuellen“ und Queerfeindlichkeit, hieß es vom Verfassungsschutz. Gegenüber dem SWR gab ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Karlsruhe an, dass die Ermittlungen andauern.

Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) teilte mit, dass die Glaubensgemeinschaft „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ in keiner Beziehung zur BEFG stehe. Außerdem distanziere sich der Bund von der Gruppe. Forderungen, etwa die der Todesstrafe für Homosexuelle, seien abwegig und „im höchsten Maße menschenverachtend“.

Gassmann: „Ich war schockiert“

Für Gassmann und seine Gemeinde ist es nach eigenen Angaben nicht neu, dass sie von Mitgliedern der „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ „verbal attackiert werden“. Doch die Morddrohung in Predigt und sogar im Gebet habe ihn fassungslos gemacht: „Ich war schockiert und habe gezittert“. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Er sei zwar von dieser Gruppe schon vorher in Videos als „Schande von Pforzheim“, „Irrlehrer“, „Falscher Prophet“ und „Sohn der Hölle“  denunziert worden, aber das sei eine „neue Dimension“.

Hintergrund der Angriffe seien laut Gassmann Unterschiede in der Lehre. Insbesondere die Frage, ob das Heil verlierbar sei oder nicht und ob der Glaube Werke hervorbringen müsse. Immer wieder käme bei Erkenntnisunterscheiden von Christen der „Baptistenkirche“ der Vorwurf der Irrlehre, wenn andere nicht genauso glaubten wie sie. Zudem wolle die Gruppe Gemeindemitglieder abwerben. Für Gassmann ist das Vorgehen „primitiv“. Für ihn sei die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ eine Sekte; anders könne man sie nicht bezeichnen.

Ein Verbot der religiösen Gruppe könne er sich gut vorstellen, denn sie seien „eine Schande für die gesamte Christenheit“. Dennoch betet der Pforzheimer Gemeindegründer und Theologe dafür, dass die Mitglieder der Gruppe „Liebe und Wahrheit miteinander verbinden“ und Buße tun. Mit den „Hasspredigten“ müsse aber Schluss sein.

Angst habe Gassmann nicht, schließlich sei er „in Gottes Händen geborgen“. Der Herr schütze ihn, seine Familie und seine Gemeinde – „da vertrauen wir einfach auf den Herrn“. Dennoch rechnet er weiterhin damit, dass er und seine Gemeinde verunglimpft werden. 

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