Der Journalist und Autor Peter Hahne forderte mehr Respekt und Anerkennung für Polizisten in Deutschland. Dazu erklärte er am Donnerstag beim 30. Jahresempfang der Christlichen Polizeivereinigung (CPV) in Nürnberg: „Loben und Danken sind Energiespender, die auch durch das höchste Gehalt oder Ehrenabzeichen nicht ersetzt werden können.“ Der Theologe führte aus, wie Polizisten heute bedroht und eingeschüchtert werden, etwa am Rande einer antisemitischen Demonstration in Berlin, bei der die überwiegend muslimischen Teilnehmer auf einem Schild geschrieben hatten: „Hamas, Hamas, Juden ins Gas!“
Polizeibeamte, die solche Schilder entfernten, bekämen dann zu hören: „Wir wissen, wie du heisst“. Sätze wie „Wir wissen, wo du wohnst“ äußerten Angeklagte heute auch gegenüber Richtern, um sie einzuschüchtern. Hahne setzte dem ein Bibelwort aus Jesaia 43 entgegen: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Bei Gott seien Worte wie „Ich kenne deinen Namen“ oder „Ich weiss, wo du wohnst“ keine Drohung, sondern eine Zusage. Der Gott, der Geschichte schreibe mit ganzen Völkern, kümmere sich auch um jeden einzelnen Menschen.
Hahne sagte, es gehe ihm unter die Haut, was etwa eine junge Polizistin unter Tränen von den Wochen nach der völligen Öffnung der deutschen Grenze für Asylbewerber berichtet habe. Nicht nur das Registrieren, bereits das Zählen der Ankommenden könne nicht mehr richtig stattfinden. „Und dann muss ich mich von jungen Arabern bespucken lassen“, habe sie gesagt. Der Theologe mahnte an, Menschen unabhängig ihrer Leistung Wert zuzusprechen. Dabei ging er besonders auf Situationen ein, in denen Menschen im Berufsleben großem Druck ausgesetzt sind. Viele eigentlich engagierte Menschen gingen heute in den Vorruhestand oder ließen sich krankschreiben, weil sie überlastet seien und zu wenig Wertschätzung erführen. Es sei Aufgabe der Christen im Berufsleben, hier einen positiven Unterschied zu machen.
Viele haben Respekt für die Polizei
Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) nannte den Dienst bei der Polizei einen „unglaublich anspruchsvollen ethischen Beruf“. Polizeibeamte müssten damit umgehen, zu schweren Straftaten gerufen zu werden und damit, dass aus einer scheinbar alltäglichen Situation schnell eine Konfliktsituation werden kann. Christen glaubten, dass jeder Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen ist, sagte er in seinem Grußwort. Es sei eine Herausforderung, diese Ebenbildlichkeit auch in „schwierigen Leuten“ wie Drohenabhängigen oder Dieben zu sehen. Es sei notwendig und wichtig, dass Menschen im Polizeidienst in ihren Werten geerdet seien, am besten in denen der Bibel und des Christentums.
Der SPD-Innenexperte Peter Paul Gantzer zeigte sich beunruhigt angesichts zahlreicher Gewalttaten gegen Polizisten im Einsatz. „Jeder Angriff auf einen Polizisten ist ein Angriff auf uns alle, auf unseren Staat“, erklärte er. Als er vor 40 Jahren seinen Dienst im Innenausschuss begann, sei es undenkbar gewesen, dass Menschen die Hand gegen Polizisten erheben. Dies sei heute leider nicht mehr so, und es bestehe dringender Handlungsbedarf.
Der ehemalige Leiter der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Frank-Jürgen Weise, ging in seinem Grußwort ebenfalls auf dieses Thema ein und berichtete von einer Lektion, die er in seiner Laufbahn im öffentlichen Dienst gelernt habe: „Es steht nicht die Frage an erster Stelle, ob jemand Deutscher oder Ausländer ist, ob er links oder rechts ist. Sondern die Frage nach anständig oder unanständig.“
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zitierte aus dem Grundgesetz, wonach die Würde des Menschen unantastbar sei. „Gilt dies auch für Menschen in Uniform?“, fragte er im Kontext von exzessiver Gewalt gegen Polizisten etwa beim G20-Gipfel in Hamburg. Auch er sei wegen der vielen Übergriffe auf Polizeibeamte besorgt, doch der Politiker betonte: „Die Täter sind eine kleine Minderheit, die allermeisten Menschen haben Respekt vor der Polizei.“ Herrmann nannte es wichtig, dass die christlichen Kirchen über die Polizeiseelsorge Halt und Orientierung anbieten. „Die Kolleginnen und Kollegen der Polizei brauchen Unterstützung und Rückhalt in der Familie und im Freundeskreis, aber das reicht nicht. Unsere Gesellschaft, unser Staat schicken sie in den Einsatz, deshalb brauchen sie auch von dort Rückhalt“, appellierte er an die Zuhörer.
ZDF-Gottesdienst mit Polizeiseelsorge
Die Christliche Polizeivereinigung ist ein Berufsverband, der nach eigenen Angaben durch Austausch, Beratung, Begleitung und Gebet Lebens- und Orientierungshilfen anbietet. Dabei arbeitet er mit der Polizeiseelsorge zusammen. Unter anderem hat die CPV eine „Polizeibibel“ herausgebracht, die an die Beamten verschenkt werden kann. Die CPV hilft Polizisten dabei, Ansprechpartner für berufliche Fragen und Probleme zu vermitteln, und leistet soziale Hilfe – unabhängig von den religiösen Überzeugungen der Bedürftigen. Eine neue Veröffentlichung ist das Buch „Hautnah – Mit Gott bei der Polizei“: Darin berichten Polizisten aus ganz Deutschland über belastende Einsätze und darüber, wie ihnen der christliche Glaube dafür Kraft und Mut schenkt. In einem Beitrag etwa schreibt ein Polizist, wie er nach dem Amoklauf von Winnenden von Kollegen nach dem Glauben gefragt wurde.
Am Sonntag wird im ZDF ein evangelischer Gottesdienst aus der Nürnberger St.-Jakobskirche übertragen, der von der Polizeiseelsorge mitgestaltet wird.
Von: Moritz Breckner