Zehntausend Menschen haben sich in der Dresdner Innenstadt versammelt. In Anoraks gehüllt, mit Mützen, Schals und Handschuhen halten sie ihre eingeschalteten Handys in den dunklen Abendhimmel. Grelle digitale Lichtpunkte schweben über den Köpfen der Demonstranten, dazwischen Deutschlandfahnen und Transparente. „Wir sind das Volk“, skandiert die Masse.
Was mit einer Demonstration von wenigen hundert Personen um den Initiator Lutz Bachmann herum anfing, ist schnell zu einer Massenbewegung geworden. Auch in anderen deutschen Großstädten wie Leipzig, Bonn oder Düsseldorf folgen Menschen dem Dresdner Vorbild. Während die Alternative für Deutschland (AfD) die Bewegung offiziell unterstützt, nennen Kritiker aus den etablierten Parteien sowie einzelne Medien die Demonstranten „rechts“, „gefährlich“, „radikal“, „widerlich“ und „Rattenfänger“. Sie stellen Bezüge zu den gewalttägigen Demonstrationen von „Hooligans gegen Salafisten“ her. Die Kommentare ähneln denen zu den Wahlerfolgen der AfD. Nur ein Beißreflex gegen alle Positionen, die sich konservativ geben und rechts der Mitte verortet werden? Oder demonstrieren hier tatsächlich „Neonazis in Nadelstreifen“, wie der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte?