Paulus war der erste PR-Stratege des Christentums

Die Titelgeschichte der Wochenzeitung „Die Zeit“ widmet sich dem Aufstieg des Christentums. Im Dossier schildert Redakteur Moritz Aisslinger, wie aus einer kleinen Gruppe von Jüngern eine Weltreligion mit Milliarden von Anhängern entstehen konnte.
Von Johannes Blöcher-Weil
Mit dem Tod und der Auferstehung Jesu fing die Erfolgsgeschichte des Christentums an: "Die Zeit" beleuchtet die markanten Punkte des frühen Christentums in ihrer aktuellen Ausgabe

Dass aus einer anfangs kleinen Gefolgschaft um Jesus eine der größten Religionen der Welt wurde, war keineswegs selbstverständlich. Warum und wie sich das Christentum dennoch durchsetzen konnte, beleuchtet „Die Zeit“ in ihrer aktuellen Ausgabe. Moritz Aisslinger zeichnet darin die entscheidenden historischen Wendepunkte aus den Anfängen des Christentums nach.

Er beginnt mit dem Leben Jesu und seiner anschließenden Himmelfahrt. In dieser Zeit habe die „niedergeschlagene Gruppe“ einen Motivationsschub gebraucht. Anschließend stellt er Paulus in den Mittelpunkt, der nach seiner Bekehrung ehrgeizig missionierte und den Glauben nach Europa trug.

Paulus habe den Glauben auch für Nichtjuden geöffnet und für wachsende Gemeinden gesorgt. In seinen Briefen habe er zudem eine erste christliche Theologie entwickelt. Aisslinger stellt Paulus als den Mann dar, der die Sache „so richtig ins Rollen brachte“ und so etwas wie der „erste PR Stratege des Christentums“ war.

Hinrichtungen als öffentliche Glaubensbekenntnisse

Weil sich viele Christen weigerten, dem Kaiser zu huldigen, wurden sie hingerichtet. Diese Taten wurden zu einer öffentlichen Inszenierung ihres Glaubens, heißt es in dem Artikel. Der Glaube verlieh den vermeintlich Machtlosen und Verfolgten Macht. Der Historiker Hartmut Leppin betont, dass die frühen Christen vor Selbstbewusstsein strotzten, obwohl sie weder Geld noch Ansehen hatten.

Die frühen Christen hätten sich intensiv um Schwache, Kranke, Witwen und Arme gekümmert, die im Christentum viel Hoffnung fanden. Ein Hoffnungsanker war für viele Christen auch der Glaube an die Auferstehung und dass der Tod nicht das Ende bedeute.

Ein weiterer Meilenstein, den Aisslinger beschreibt, war für die Entwicklung des Christentums die Bekehrung Konstantins. Er habe zwar nicht das Christentum zur Staatsreligion erhoben, aber „in das Herz von Rom“ gepflanzt, heißt es in dem Artikel. Das habe auch dazu geführt, dass der „antike Polytheismus langsam ausgetrocknet“ sei.

„Die Verfolgten wurden zu Verfolgern“

Mit dem gemeinsam formulierten Glaubensbekenntnis von Nicäa sei die Kirche einheitlich und universell geworden. Die Bischöfe erlangten immer mehr Macht, trieben zum Teil Steuern ein und konnte die Massen für oder gegen den Kaiser mobilisieren. Die Kräfteverhältnisse zwischen Staat und Kirche verschoben sich.

„Mit der Macht kam ihr Missbrauch“, schreibt Aisslinger, und weiter: „Die Verfolgten wurden zu Verfolgern.“ Christen hätten es teilweise nicht geschafft, ihre ethischen Ideale mit ihrem Handeln in Einklang zu bringen – und versagten dabei mitunter spektakulär.

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