Vor zwei Jahren veräußerte der 16-fache Grammy-Preisträger Paul Simon die Rechte an all seinen und jenen Songs aus der Zeit mit dem damaligen Musikpartner Art Garfunkel an den Konzern Sony Music. Finanziell hätte es der 81-jährige Musiker also kaum nötig, ein weiteres Album herauszubringen. Das 15. Solo-Studioalbum des Künstlers gehe auf einen Traum zurück, sagte Simon. Er solle ein Album mit dem Titel „Seven Psalms“ (Sieben Psalmen) machen, wurde ihm aufgetragen. Die Lieder sind keineswegs fröhlich, die Moll-Akkorde überwiegen, manchmal ist es auch etwas disharmonisch. Zum Mitsingen sind die Songs jedenfalls nicht gedacht.
Das ganze Album besteht aus einem Track von 33 Minuten Länge. Sollte diese biblische Zahl Absicht gewesen sein, so war es dann wohl auch die Anzahl der Songs auf diesem Album: sieben Titel sind gelistet, und die höre man am besten an einem Stück, sagte der Künstler – quasi meditativ.
Von einem „Gospelalbum“ spricht die „Allgemeinen Zeitung“ gar, was eher etwas missverständlich sein dürfte. „In den 33 Minuten wird man von christlichen Botschaften geradezu eingelullt“, urteilt die Rezensentin des NDR, doch das geschehe immerhin „ganz unaufdringlich“. Das Musikmagazin Laut.de findet, die Songs klängen allesamt „wie ein persönliches Gebet“, das „Einblick gibt in die tiefsinnigen Gedanken eines der interessantesten Songwriter unserer Zeit.“ „Die fromme Seite Paul Simons“ komme allerdings eher überraschend, wo doch dessen Songs sonst stets „von einer skeptischen Zurückhaltung (wenn auch gewisser Neugierde) gegenüber Religion geprägt“ gewesen seien.
„Macht euch bereit, es ist Zeit nach Hause zu kommen“
Die Idee für das Album sei ihm in einem Traum gekommen, sagte Simon in einem vorab veröffentlichten Video. Die hauptsächliche Inspiration sei das biblische Buch der Psalmen gewesen. Im Traum sei ihm mitgeteilt worden: „Schreib ein Album mit dem Titel ‚Sieben Psalmen‘!“ Simon machte sich sofort Notizen. Diesen Notizzettel rahmte er später ein und hing das Bild an die Wand. Mehrmals in der Woche sei er dann zwischen 3 und 5 Uhr morgens aufgewacht, berichtet Simon, dann seien ihm die Texte in den Sinn gekommen. „Auf diesem Album streite ich mit mir selbst über Glauben oder Nichtglauben“, so Simon. „Ich versuche ständig, alles so fließend zu arrangieren, dass es dich in einen Traum versetzt.“
Im Lied „The Lord“ (Der Herr) sing der Musiker: „The Lord is my engineer / The Lord is the earth I ride on.“ Und: „The Lord is a meal for the poorest of the poor / A welcome door to the stranger.“
„The Lord is the ocean rising / The Lord is a terrible swift sword / A simple truth surviving.“ Im Lied „Love Is Like a Braid“ (zu Deutsch: Liebe ist wie ein Zopf) singt er: „Call me by my name / And in that time of prayer and waiting / Where doubt and reason dwell / A jury sat deliberating / All is lost.“ (Ruf mich bei meinem Namen / und in der Zeit des Gebetes und des Wartens, wo Zweifel und Vernunft schwanden, beriet sich eine Jury / Alles ist verloren.)
Im Song „Your Forgiveness“ (Deine Vergebung) heißt es: „Yesterday’s boy is gone / Driving through darkness / Searching for your forgiveness.“ (Der Junge von gestern ist Geschichte / durch die Nacht fahrend / nach deiner Vergebung suchend.“) Und weiter: „Inside the digital mind / A homeless soul ponders the cold / Of forgiveness (…) Dip your hand in Heaven’s waters / God’s imagination.“ (Im digitalen Geist grübelt eine heimatlose Seele über die Kälte / der Vergebung (…) Tauche deine Hände in das himmlische Wasser / Gottes Vorstellung.) In „Die Heilige Harfe“ spielt Simon auf die Harfe Davids an. „Die heilige Harfe, mit der David seine Loblieder sang / wir ersehnen den Klang ihrer Saiten / der das Herz in Flammen steckt.“ Im Song „Wait“ heißt es: „Heaven is beautiful / It’s almost like home / Children get ready / It’s time to come home.“ (Der Himmel ist schön, fast wie ein Zuhause. Kinder, macht euch bereit, es ist Zeit nach Hause zu kommen.)
Das Album endet mit einem kurzen aber kräftigen „Amen“, gemeinsam gesungen von Simon und seiner Frau Edie Brickell.
Paul Simon wurde 1941 in Newark im US-Bundesstaat New Jersey geboren und wuchs im New Yorker Stadtteil Queens auf. Seine Vorfahren stammen von ungarischen Juden ab. Er bildete mit Art Garfunkel ab 1957 das Duo Simon & Garfunkel, das vor allem mit den Liedern „The Sound of Silence“ aus dem Jahr 1965, „Mrs. Robinson“ (1968) und „Bridge over Troubled Water“ von 1970 bekannt wurde. In diesem Jahr gaben Simon & Garfunkel ihre Trennung bekannt, später erfolgten noch einiger weiteren Zusammenarbeiten.
