Der Pastor des amerikanischen Häftlings John Ramirez darf bei der Vollstreckung im Hinrichtungsraum nicht laut für ihn beten und ihm auch nicht die Hand auflegen. Dieses Verbot verstoße jedoch gegen das verfassungsmäßige Recht zum Ausüben seiner Religion, argumentierte Ramirez, der in den USA zum Tode verurteilt ist. Gegen das Todesurteil selbst legte er keinen Einspruch ein. Ein Termin für das Urteil steht nicht fest.
Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton hatte in seiner schriftlichen Entgegnung davor gewarnt, dass der Pastor mit einem gesprochenen Gebet möglicherweise die Kommunikation der Mitarbeiter des Hinrichtungsteams behindern könnte. Möglich sei auch, dass der Geistliche die Exekution „stören“ und den Hinterbliebenen des Mordopfers im Zeugenraum ein „weiteres emotionales Trauma“ zufügen könnte.
Verurteilter seit März Mitglied einer Baptistengemeinde
Der Geistliche dürfe jedoch mit dem Verurteilten sprechen und beten, bis der Insasse in die Kammer gebracht und zum Verabreichen der Giftinjektion „auf der Bahre gefesselt wird“, schrieb Paxton. Ramirez’ Seelsorger, der Baptistenpastor Dana Moore, hat gegen die Restriktionen protestiert. Berühren gehöre zum Segnen und zum gemeinsamen Gebet dazu, erläuterte Moore im evangelikalen Magazin Christianity Today. Ramirez sei im Gefängnis Mitglied einer Baptistengemeinde geworden.
John Ramirez sollte bereits im September hingerichtet werden. Wegen der Kontroverse um geistlichen Beistand wurde die Hinrichtung aufgeschoben. Gerichte und Justizbehörden befassen sich seit rund zwei Jahren mit der spirituellen Betreuung bei Hinrichtungen. Das Oberste Gericht soll den Streit nun endgültig klären.
In Texas werden mehr Todesurteile vollstreckt als in allen anderen US-Bundesstaaten. Viele Jahre war es üblich, dass der Gefängnispastor im Hinrichtungsraum für den Todgeweihten betet und diesem die Hand auf den Fuß oder das Bein legt. In den USA haben Henker 2021 neun Menschen getötet. Drei Hinrichtungen sind noch angesetzt.