Pastor aus dem Kongo: Hunderttausende fliehen vor „Mörderbanden“

Im Kongo betrieben „Mörderbanden“ derzeit ein „tödliches Geschäft“, um Profit aus den Bodenschätzen des Landes zu schlagen, erklärt Pastor Jean-Pierre Kokole im pro-Interview: Sie bedrohen die Menschen mit Gewalt, töten sie auf bestialische Weise, zahlreiche Geflüchtete hungern. Eine humanitäre Krise droht.
Von PRO
Flüchtlinge in der Stadt Bunia: Die Missionsgesellschaft DMG verteilt Hilfsgüter. Auch wenn das Foto aus dem vergangenen Jahr stammt, zeichnet sich derzeit ein ähnliches Bild ab, bis auf den Fakt, dass das Anzahl der fliehenden Menschen höher ist. Aktuell läuft wieder ein Nothilfeprojekt der Organisation.

Hunderttausende Kongolesen sind in der Provinz Ituri auf der Flucht. Bewaffnete Gruppen, wahrscheinlich angestachelt von Ölkonzernen – auch aus Europa –, wollten die Bodenschätze und Güter des Landes plündern, erklärt Pastor Jean-Pierre Kokole aus Bunia. Bunia ist die Hauptstadt der Provinz Ituri im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo. „Mörderbanden“ betrieben ein „tödliches Geschäft“ und destabilisierten die Provinz bewusst von Ruanda und Uganda aus, berichtet Kokole weiter. Kokole ist der scheidende Kirchenpräsident der in der Region ansässigen CECA20-Kirche (Evangelische Gemeinschaft im Zentrum Afrikas). Sie zählt laut eigenen Angaben mehr als zwei Millionen Gottesdienstbesucher. Kokole schildert im Gespräch mit pro die Situation in der Provinz Ituri und erklärt, wie die Kirche vor Ort den Flüchtlingen hilft und wie auch Europäer das Leid lindern können.

Pastor Jean-Pierre Kokole zu Besuch in der pro-Redaktion. Er berichtete von Gewalt und Flucht im Kongo. Foto: pro/Martina Blatt
Pastor Jean-Pierre Kokole zu Besuch in der pro-Redaktion. Er berichtete von Gewalt und Flucht im Kongo.

pro: Herr Kokole, wie ist die aktuelle Situation vor Ort in der Provinz Ituri und Umgebung?

Jean-Pierre Kokole: Derzeit sind 800.000 Menschen auf der Flucht. Viele von ihnen sind in der Umgebung der Hauptstadt der Provinz, Bunia, die anderen sind außerhalb. Diese Menschen leben im totalen Elend. Es gibt nichts zu essen, es gibt kein Wasser. Sie finden nirgends Schutz.

Was ist der Grund für den Konflikt?

Der Kongo besitzt Bodenschätze, die die rivalisierenden Gruppen, die von außerhalb unterstützt werden, anziehen. Das sind Mörderbanden. Es geht letztlich um die Bereicherung durch das, was der Kongo bietet – viele Bodenschätze und andere Güter, gutes Holz, viel Nahrung.

Wie sind die Kirchen der CECA20 von den Gewalttaten betroffen?

Die Kirchen der CECA20 sind sehr betroffen. Angreifer bringen überall Pastoren und überzeugte Christen um. Von der Infrastruktur der Kirche – viele Schulen und medizinische Einrichtungen – ist ganz viel zerstört worden. Die Kirche hat sehr große Verluste gemacht. Bewaffnete Gruppen töten Menschen und zerstören Gebäude. Sie nehmen alles mit, was an Reichtümern da ist, Vieh oder anderes.

Was tut die Kirche im Rahmen des Konfliktes?

Zum einen macht die Kirche den Konflikt öffentlich und den Staat darauf aufmerksam. Zum anderen versucht sie das Ihre zu tun, um den Flüchtlingen zu helfen. Die Kirche geht dorthin, wo die Flüchtlingslager und die Vertriebenen sind. Sie macht zudem Aufrufe und sammelt Nahrungsmittel, Kleidung, Kochutensilien und verteilt sie an die Leute. Christen nehmen Flüchtlinge in ihre Häuser auf und versorgen sie mit Essen.

Welche Auswirkungen hat der Konflikt im Land auf die Kirchen?

Es ist im Kongo nicht verboten, zu evangelisieren. Das kann man überall ganz frei machen. Die Mehrheit derjenigen, die aus der Provinz Djugu vertrieben wurden und nach Bunia gekommen sind, sind Christen. Sie kommen also in die lokalen Kirchen in Bunia. Es kommen dementsprechend mehr Menschen in die Kirchen, aber es sind Christen aus anderen Regionen.

Man sieht ein Wachstum der Gemeinden, aber in der Mehrheit nicht deswegen, weil sich Menschen neu für Jesus entscheiden. Es sind zwar auch Leute darunter, die Jesus noch nicht als ihren Heiland anerkannt haben und die nun ihr Leben Jesus geben. Das ist aber eine Minderheit. Die Kirche nutzt aber natürlich trotzdem jede Gelegenheit, von Jesus weiterzusagen, um auch die zu gewinnen, die ihn noch nicht kennen.

Die DMG-Missionarin Kerstin Weiß kümmert sich um Flüchtlinge im Kongo. Sie ist Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Gemeinschaft im Zentrum Afrikas. Foto: Kerstin Weiß/DMG
Die DMG-Missionarin Kerstin Weiß kümmert sich um Flüchtlinge im Kongo. Sie ist Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Gemeinschaft im Zentrum Afrikas.

Inwieweit greift die Regierung in den Konflikt ein?

Sie versuchen immer wieder, den Feind zu verjagen, außer Landes zu bringen. Aber das geht seit Jahren und es tut sich nichts. Tatsache ist auch, dass immer wieder viele Soldaten des kongolesischen Militärs getötet werden. Der Staat diskutiert derzeit sehr viel über dieses Thema, wie er das Problem bekämpfen kann.

Auch Frauen werden in dem Konflikt immer wieder misshandelt, geschändet und vergewaltigt. Sie wagen es meist nicht, ihren Männern von Vergewaltigungen zu erzählen und bleiben allein mit dem Schmerz. Warum sprechen sie nicht mit ihren Partnern darüber?

Vergewaltigungen in dieser Form hat es vor einigen Jahren noch nicht gegeben. Auch die Art und Weise, wie Menschen heute im Kongo umgebracht werden, gab es vorher nicht. Sie werden mit Macheten bei lebendigem Leib zerstückelt. Das ist eine neue Form der Gewalt.

Wenn eine Frau vergewaltigt wird, schämt sie sich furchtbar dafür. Wegen dieser Scham traut sie sich nicht, etwas zu sagen. Zudem hat sie Angst, dass ihr Mann sie ablehnen wird, wenn er das erfährt. Wenn sie abgelehnt wird, wohin geht sie dann? Im Kongo hängt eine Frau nach der Heirat von ihrem Mann ab. Es ist die Mischung aus Scham und Angst, wegen der die Frauen nicht von der Schändung berichten. Für unverheiratete Mädchen ist es das gleiche: Wenn eine junge Frau es öffentlich macht, wird sie niemand mehr heiraten. Die anderen werden sagen: Sie ist vergewaltigt worden. Und sie werden sich von ihr abwenden. Auch sie sagen es aus Angst nicht.

Ist eine Veränderung – auch der Rechte der Frauen – in Sicht, dass sie anders angesehen werden?

Die Hilfsorganisationen und die Kirchen fangen an, davon zu sprechen. Sie sehen es nicht mehr als Tabu an und machen es öffentlich. Aber das geht sehr langsam vorwärts. Im städtischen Bereich kommt es schneller an, aber in ländlichen Gegenden ist es sehr schwierig, überhaupt über solche Themen zu reden. Dort sieht man es bislang noch als Tabu an.

In den Städten ist das auch deshalb einfacher, weil sich dort verschiedene Kulturen vermischen, Menschen aus den Nichtregierungsorganisationen sind vor Ort, der Zugang zu Medien wird stärker. Durch das, was die Menschen durch die Medien sehen, haben sie weniger Scham, darüber zu sprechen.

Inwieweit greift die Regierung in den Konflikt ein?

Sie versuchen immer wieder, den Feind zu verjagen, außer Landes zu bringen. Aber das geht seit Jahren und es tut sich nichts. Tatsache ist auch, dass immer wieder viele Soldaten des kongolesischen Militärs getötet werden. Der Staat diskutiert derzeit sehr viel über dieses Thema, wie er das Problem bekämpfen kann.

Auch Frauen werden in dem Konflikt immer wieder misshandelt, geschändet und vergewaltigt. Sie wagen es meist nicht, ihren Männern von Vergewaltigungen zu erzählen und bleiben allein mit dem Schmerz. Warum sprechen sie nicht mit ihren Partnern darüber?

Vergewaltigungen in dieser Form hat es vor einigen Jahren noch nicht gegeben. Auch die Art und Weise, wie Menschen heute im Kongo umgebracht werden, gab es vorher nicht. Sie werden mit Macheten bei lebendigem Leib zerstückelt. Das ist eine neue Form der Gewalt.

Wenn eine Frau vergewaltigt wird, schämt sie sich furchtbar dafür. Wegen dieser Scham traut sie sich nicht, etwas zu sagen. Zudem hat sie Angst, dass ihr Mann sie ablehnen wird, wenn er das erfährt. Wenn sie abgelehnt wird, wohin geht sie dann? Im Kongo hängt eine Frau nach der Heirat von ihrem Mann ab. Es ist die Mischung aus Scham und Angst, wegen der die Frauen nicht von der Schändung berichten. Für unverheiratete Mädchen ist es das gleiche: Wenn eine junge Frau es öffentlich macht, wird sie niemand mehr heiraten. Die anderen werden sagen: Sie ist vergewaltigt worden. Und sie werden sich von ihr abwenden. Auch sie sagen es aus Angst nicht.

Ist eine Veränderung – auch der Rechte der Frauen – in Sicht, dass sie anders angesehen werden?

Die Hilfsorganisationen und die Kirchen fangen an, davon zu sprechen. Sie sehen es nicht mehr als Tabu an und machen es öffentlich. Aber das geht sehr langsam vorwärts. Im städtischen Bereich kommt es schneller an, aber in ländlichen Gegenden ist es sehr schwierig, überhaupt über solche Themen zu reden. Dort sieht man es bislang noch als Tabu an.

In den Städten ist das auch deshalb einfacher, weil sich dort verschiedene Kulturen vermischen, Menschen aus den Nichtregierungsorganisationen sind vor Ort, der Zugang zu Medien wird stärker. Durch das, was die Menschen durch die Medien sehen, haben sie weniger Scham, darüber zu sprechen.

Pastor Kokole: „Die ersten Opfer sind Kinder und Frauen.“ Foto: Kerstin Weiß/DMG
Pastor Kokole: „Die ersten Opfer sind Kinder und Frauen.“

Auch Kinder sind schwer getroffen von Gewalt und Hunger. Wie ist die Situation für die Jüngsten auf der Flucht?

Die ersten Opfer sind neben den Frauen die Kinder. Es gibt mehr Frauen als Männer im Kongo – und viel mehr Kinder als Erwachsene. Die jungen Menschen werden eher getötet als die Erwachsenen. Die Gegner sagen: Wenn wir die Kinder töten, töten wir langsam, aber sicher den ganzen Stamm, weil es keinen Nachwuchs geben wird. Andere Kinder schaffen es, zu entkommen. Es gibt aber auch solche Fälle: Die Kinder entkommen, aber die Eltern werden ermordet. So bleiben die Mädchen und Jungen als Waisenkinder zurück. Aus manchen von ihnen werden Straßenkinder. Diese bleiben oft mit dem Geist und Denken zurück, andere zu töten.

Ich habe ein Kind getroffen, das mit dem Vorhaben zu den Straßenkindern gekommen ist, seine Eltern zu rächen. Ich habe ihm gesagt, dass das keine Lösung ist. Es ist viel besser, sich in die Hände Gottes zu geben. Aber das Kind antwortete mir: „Ich werde zuerst die Mörder meiner Eltern töten und sie rächen, damit die Kinder von den Mördern wissen, dass das Leben als Waisenkind schwierig ist. Danach kann ich mein Leben Gott geben.“

Ich habe viel Zeit mit diesem Kind verbracht. Am Ende war es wirklich so, dass das Kind einen Frieden im Herzen gefunden hat. Das erzähle ich, um zu zeigen: Wenn ein Kind so etwas erlebt, bleibt es wirklich in seinem Herzen verankert. Diesen Rachegedanken wieder herauszunehmen, ist schwer. Deswegen sind die ersten Opfer die Kinder.

Ihnen ist wichtig, dass Kinder auf der Flucht weiterhin Zugang zu Bildung und Schrift haben. Warum?

Ich interessiere mich prinzipiell für Kinder und Jugendliche, seitdem ich jung war. Ich war das zweite Kind in meiner Familie, nach mir kamen noch viele weitere Kinder. Meine Mutter hat 14 Kinder geboren. Vier sind gestorben, als ich klein war. Jetzt sind wir noch zehn. Meine kleinen Geschwister habe ich sehr geliebt und sie vor anderen verteidigt. Mein besonderes Interesse an Kindern, auch als Pastor, geht auf meine Vergangenheit zurück. Die Kinder sind die Zukunft. Die Jugend gibt der Kirche die Stärke. Deswegen habe ich meinen Fokus darauf.

Auch Kinder sind schwer getroffen von Gewalt und Hunger. Wie ist die Situation für die Jüngsten auf der Flucht?

Die ersten Opfer sind neben den Frauen die Kinder. Es gibt mehr Frauen als Männer im Kongo – und viel mehr Kinder als Erwachsene. Die jungen Menschen werden eher getötet als die Erwachsenen. Die Gegner sagen: Wenn wir die Kinder töten, töten wir langsam, aber sicher den ganzen Stamm, weil es keinen Nachwuchs geben wird. Andere Kinder schaffen es, zu entkommen. Es gibt aber auch solche Fälle: Die Kinder entkommen, aber die Eltern werden ermordet. So bleiben die Mädchen und Jungen als Waisenkinder zurück. Aus manchen von ihnen werden Straßenkinder. Diese bleiben oft mit dem Geist und Denken zurück, andere zu töten.

Ich habe ein Kind getroffen, das mit dem Vorhaben zu den Straßenkindern gekommen ist, seine Eltern zu rächen. Ich habe ihm gesagt, dass das keine Lösung ist. Es ist viel besser, sich in die Hände Gottes zu geben. Aber das Kind antwortete mir: „Ich werde zuerst die Mörder meiner Eltern töten und sie rächen, damit die Kinder von den Mördern wissen, dass das Leben als Waisenkind schwierig ist. Danach kann ich mein Leben Gott geben.“

Ich habe viel Zeit mit diesem Kind verbracht. Am Ende war es wirklich so, dass das Kind einen Frieden im Herzen gefunden hat. Das erzähle ich, um zu zeigen: Wenn ein Kind so etwas erlebt, bleibt es wirklich in seinem Herzen verankert. Diesen Rachegedanken wieder herauszunehmen, ist schwer. Deswegen sind die ersten Opfer die Kinder.

Ihnen ist wichtig, dass Kinder auf der Flucht weiterhin Zugang zu Bildung und Schrift haben. Warum?

Ich interessiere mich prinzipiell für Kinder und Jugendliche, seitdem ich jung war. Ich war das zweite Kind in meiner Familie, nach mir kamen noch viele weitere Kinder. Meine Mutter hat 14 Kinder geboren. Vier sind gestorben, als ich klein war. Jetzt sind wir noch zehn. Meine kleinen Geschwister habe ich sehr geliebt und sie vor anderen verteidigt. Mein besonderes Interesse an Kindern, auch als Pastor, geht auf meine Vergangenheit zurück. Die Kinder sind die Zukunft. Die Jugend gibt der Kirche die Stärke. Deswegen habe ich meinen Fokus darauf.

Verteilung von Hilfsgütern in einem Dorf, das überfallen und niedergebrannt wurde. Die Menschen wohnen jetzt in kleinen Strohhütten (Archivbild 2018). Foto: Kerstin Weiß/DMG
Verteilung von Hilfsgütern in einem Dorf, das überfallen und niedergebrannt wurde. Die Menschen wohnen jetzt in kleinen Strohhütten (Archivbild 2018).

Welches Handeln wünschen Sie sich von Christen in Europa, wie sollen sie den Kongo und die Christen im Land unterstützen?

Das Wichtigste ist das Gebet. Damit geben wir es an Gott ab, und er kennt und weiß alles – auch das, was wir nicht sehen und wissen. Er kennt die ganzen Geschehnisse, die sich in der Welt abspielen. Mich hat getröstet, auch während meines Aufenthalts in Deutschland, zu sehen, wie Menschen in der Kirche tatsächlich für den Kongo beten. Das berührt mich sehr, dass die Menschen den Kongo lieben. Es ist Gott, der diese Liebe in die Menschen hineingegeben hat. Das Gebet ist das einfachste Mittel, was Gott allen Menschen gegeben hat. Und es kostet nichts, außer Zeit.

Die zweite Sache, die man tun kann: für den Kongo zu sprechen und das Land und die Situation, aber nicht nur den Konflikt, bekannt zu machen. Es geht um ein Plädoyer für den Kongo. Christen, die in der hohen Politik sind, könnten sagen, wie man den Menschen vor Ort helfen kann. Ein weiterer Punkt ist, Geld für den Kongo zu sammeln. Das hat die Kirche auch schon gemacht. Und ich bin der Kirche in Deutschland sehr dankbar, die bereits in der Vergangenheit über die DMG in den Kongo gespendet hat. Mit dem Geld, was uns schon zur Verfügung gestellt wurde, helfen wir den Vertriebenen. Das sagen wir den Vertriebenen auch ganz klar: Das, was ihr bekommt, kommt von euren Brüdern und Schwestern, Christen aus anderen Ländern.

Welches Handeln wünschen Sie sich von Christen in Europa, wie sollen sie den Kongo und die Christen im Land unterstützen?

Das Wichtigste ist das Gebet. Damit geben wir es an Gott ab, und er kennt und weiß alles – auch das, was wir nicht sehen und wissen. Er kennt die ganzen Geschehnisse, die sich in der Welt abspielen. Mich hat getröstet, auch während meines Aufenthalts in Deutschland, zu sehen, wie Menschen in der Kirche tatsächlich für den Kongo beten. Das berührt mich sehr, dass die Menschen den Kongo lieben. Es ist Gott, der diese Liebe in die Menschen hineingegeben hat. Das Gebet ist das einfachste Mittel, was Gott allen Menschen gegeben hat. Und es kostet nichts, außer Zeit.

Die zweite Sache, die man tun kann: für den Kongo zu sprechen und das Land und die Situation, aber nicht nur den Konflikt, bekannt zu machen. Es geht um ein Plädoyer für den Kongo. Christen, die in der hohen Politik sind, könnten sagen, wie man den Menschen vor Ort helfen kann. Ein weiterer Punkt ist, Geld für den Kongo zu sammeln. Das hat die Kirche auch schon gemacht. Und ich bin der Kirche in Deutschland sehr dankbar, die bereits in der Vergangenheit über die DMG in den Kongo gespendet hat. Mit dem Geld, was uns schon zur Verfügung gestellt wurde, helfen wir den Vertriebenen. Das sagen wir den Vertriebenen auch ganz klar: Das, was ihr bekommt, kommt von euren Brüdern und Schwestern, Christen aus anderen Ländern.

Pastor Kokole und DMG-Missionarin Kerstin Weiß Foto: Theo Volland/DMG
Pastor Kokole und DMG-Missionarin Kerstin Weiß

Apropos Plädoyer für den Kongo: Hat sich die Aufmerksamkeit der Welt auf den Kongo durch das Interesse am Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege, der auch aus dem Land stammt, verändert?

Der Akt selbst, den Preis einem Kongolesen zu geben, war hilfreich. Natürlich ist das Land groß und reich. Der Kongo ist in der Welt aber eigentlich für Schlechtes bekannt, für die schlimmen Taten, die die Kongolesen begehen, und das Schlimme, was im Land passiert. Es war gut, zu erleben, wie die Welt Mukwege behandelt hat – auch für ihn persönlich. Bevor er den Friedensnobelpreis erhalten hat, wurde er immer bedroht. Es gab stets eine Unsicherheit. Mehrmals haben Leute versucht, ihn umzubringen. Seit der Zeremonie fühlt er sich sicherer. Er hatte den Eindruck, man kann ihn nicht mehr einfach so töten. Als der aktuelle kongolesische Präsident, Félix Tshisekedi, seine Regierung zusammengestellt hat, wollte er Mukwege sogar als Premierminister haben. Aber der hat abgelehnt. Er sagte, er sei kein Politiker, sondern Arzt. Mukwege ist Christ. Wir kennen uns auch persönlich.

Seit der Verleihung hat die Welt einen Blick auf den Kongo. Aber das ist ein Schritt. Jetzt braucht es einen zweiten. Zum Beispiel, indem man das Coltan, was man im Kongo gewinnt, nicht aus dem Land befördert, sondern vor Ort verarbeitet. Warum kann man nicht mit dem Erdöl, was es im Land gibt, etwas vor Ort machen, damit sich die Kongolesen fühlen wie andere Menschen, deren Land nicht ausgebeutet wird?

Eine letzte Frage: Was macht das Erleben dieser Gräueltaten mit Ihrem Glauben?

Mein Glaube ist solide. Alles, was jetzt passiert, hat das Wort Gottes schon vorausgesagt. Jesus hat das schon selbst gesagt: „In den letzten Tagen werdet ihr dieses und jenes sehen.“ Und das ist das, was gerade passiert und was wir jetzt sehen. Es ermutigt mich, immer wieder zu den jungen Menschen und Jugendlichen zu sprechen, dass sie bereit sein sollen. Sie müssen in dem leben, was das Wort Gottes sagt. Das Wort Gottes ist die Wahrheit – es ist ganz einfach.

Vielen Dank für das Gespräch.

Apropos Plädoyer für den Kongo: Hat sich die Aufmerksamkeit der Welt auf den Kongo durch das Interesse am Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege, der auch aus dem Land stammt, verändert?

Der Akt selbst, den Preis einem Kongolesen zu geben, war hilfreich. Natürlich ist das Land groß und reich. Der Kongo ist in der Welt aber eigentlich für Schlechtes bekannt, für die schlimmen Taten, die die Kongolesen begehen, und das Schlimme, was im Land passiert. Es war gut, zu erleben, wie die Welt Mukwege behandelt hat – auch für ihn persönlich. Bevor er den Friedensnobelpreis erhalten hat, wurde er immer bedroht. Es gab stets eine Unsicherheit. Mehrmals haben Leute versucht, ihn umzubringen. Seit der Zeremonie fühlt er sich sicherer. Er hatte den Eindruck, man kann ihn nicht mehr einfach so töten. Als der aktuelle kongolesische Präsident, Félix Tshisekedi, seine Regierung zusammengestellt hat, wollte er Mukwege sogar als Premierminister haben. Aber der hat abgelehnt. Er sagte, er sei kein Politiker, sondern Arzt. Mukwege ist Christ. Wir kennen uns auch persönlich.

Seit der Verleihung hat die Welt einen Blick auf den Kongo. Aber das ist ein Schritt. Jetzt braucht es einen zweiten. Zum Beispiel, indem man das Coltan, was man im Kongo gewinnt, nicht aus dem Land befördert, sondern vor Ort verarbeitet. Warum kann man nicht mit dem Erdöl, was es im Land gibt, etwas vor Ort machen, damit sich die Kongolesen fühlen wie andere Menschen, deren Land nicht ausgebeutet wird?

Eine letzte Frage: Was macht das Erleben dieser Gräueltaten mit Ihrem Glauben?

Mein Glaube ist solide. Alles, was jetzt passiert, hat das Wort Gottes schon vorausgesagt. Jesus hat das schon selbst gesagt: „In den letzten Tagen werdet ihr dieses und jenes sehen.“ Und das ist das, was gerade passiert und was wir jetzt sehen. Es ermutigt mich, immer wieder zu den jungen Menschen und Jugendlichen zu sprechen, dass sie bereit sein sollen. Sie müssen in dem leben, was das Wort Gottes sagt. Das Wort Gottes ist die Wahrheit – es ist ganz einfach.

Vielen Dank für das Gespräch.

Wir danken den Missionarinnen Kerstin Weiß und Toni Stenger für die freundliche Übersetzung während des Interviews. pro traf Pastor Kokole während eines Deutschlandaufenthalts im November in Wetzlar.

Die Fragen stellte Martina Blatt.

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