Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat Versäumnisse und Fehler im Umgang mit den Missbrauchsfällen Ende der 1970er Jahre im katholischen Erzbistum München und Freising eingeräumt. In einer am Dienstag in Rom veröffentlichten Stellungnahme sprach der frühere Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger von „tiefer Scham“, „großem Schmerz“ und einer „aufrichtigen Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs“.
„Ich habe in der katholischen Kirche große Verantwortung getragen. Umso größer ist mein Schmerz über die Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind“, erklärte Benedikt. Jeder einzelne Fall eines sexuellen Übergriffs sei furchtbar und nicht wieder gut zu machen.
Die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte Mitte Januar ein Gutachten zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum München veröffentlicht, das sie seit 2019 im Auftrag des Erzbistums erstellt hatte. Darin werfen die Anwälte ranghohen Klerikern, darunter dem amtierenden Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und seinen Amtsvorgängern, moralische Versäumnisse beim Vorgehen gegen Missbrauchstäter in der katholischen Kirche und Ignoranz der Opfer von sexualisierter Gewalt vor.
In einem Sondergutachten befassten sich die Anwälte mit einem Fall eines Essener Priesters, der 1980 ins Erzbistum München kam. Das Gutachten belastet Ratzinger schwer, er soll von den Taten des Priesters gewusst und ihn dennoch in der Seelsorge in verschiedenen Gemeinden eingesetzt haben. Benedikt hatte die Vorwürfe in einer 82-seitigen Stellungnahme, die dem Gutachten im Wortlaut beigefügt ist, bestritten und fälschlich behauptet, an einer Sitzung nicht teilgenommen zu haben, in der über die Personalie des Essener Pfarrers beraten wurde. Die Gutachter widerlegten dies mithilfe des Sitzungsprotokolls.
Benedikt bekräftigte in dem Schreiben vom Dienstag, die Falschbehauptung sei versehentlich entstanden. „Dass das Versehen ausgenutzt wurde, um an meiner Wahrhaftigkeit zu zweifeln, ja, mich als Lügner darzustellen, hat mich tief getroffen“, schrieb er. Die 82-seitige Stellungnahme habe „eine kleine Gruppe von Freunden“ für ihn geschrieben.
3 Antworten
Die 82-seitige Stellungnahme habe „eine kleine Gruppe von Freunden“ für ihn geschrieben.
So einfach macht es sich „Gottes Stellvertreter“ also? Er hat ja nicht selbst gelogen, sondern ein paar Freunde…
Leider haben manche Medien dieses traurige Thema zur skandalisierenden Berichterstattung genutzt.
Gerade Papst Benedikt wird so offensichtlich Unrecht getan.
siehe dazu auch hier:
„«Reden Sie, Sie müssen die Wahrheit sagen!»: Papst Benedikt hat den Missbrauch in der Kirche zum Thema gemacht – nur will sich heute niemand mehr daran erinnern
Das Münchner Gutachten zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wirft ein schlechtes Licht auf Papst Benedikt. Doch es blendet vieles aus.“
https://www.nzz.ch/feuilleton/benedikt-im-missbrauchsskandal-sie-muessen-die-wahrheit-sagen-ld.1667314
Als evangelischer und bewusster Christ schätze ich Papst Benedikt sehr: habe etliche seiner Werke (z.B. „Jesus von Nazareth“) mit Gewinn gelesen.
Bei der letzten Kampagne gegen ihn war mir klar, dass unsere säkularisierten Medien einfach alles tun,
um wahre Christen zu diskreditieren. Für diesen Berufszweig gilt nun mal, dass nur „eine schlechte Nachricht eine gute ist“.