Papst Franziskus genießt offene und ehrliche Gespräche. Das merkt man ihm in dem neuen Buch „Ich trage euch in meinem Herzen“ an, das im Bonifatius-Verlag erschienen ist. Dort hat er sich nicht etwa mit Staatschefs und einflussreichen Menschen unterhalten, sondern die Fragen armer Menschen beantwortet.
Dabei erfährt der Leser, was der Papst als erstes nach dem Aufstehen macht. Aber in dem Buch beantwortet er neben Fragen zu seinem Lebensstil und dem Tagesablauf auch Theologisches. Etwa welchen Sinn Gebet haben soll, wenn Gott doch die Zukunft der Menschen kennt, oder die Ungerechtigkeit in der Welt. Dabei kommt er ohne lange theologische Abhandlungen aus und liefert sehr kompakte authentische Antworten. Ob diese auch für seine Fragesteller und deren Lebenswelt relevant und hilfreich sind, ist schwer zu sagen.
Auftakt für das Buchprojekt war eine persönliche Begegnung des Papstes mit Obdachlosen. Daraus sind viele Folgetermine und die Antworten auf die Fragen entstanden, die die Menschen dem Papst gestellt haben: entweder vor Ort oder aus aller Welt zugeschaltet. Gemeinsam mit ihnen thematisiert Franziskus Geld, Fehlentwicklungen in der Gesellschaft und die Rolle des Einzelnen, um gegenzusteuern. Im Zweifel hätte der Papst, so sieht es das Buchkonzept vor, auch Antworten verweigern können, was er nicht getan hat.
Papst fühlt sich unwohl bei Lobliedern über ihn
Franziskus selbst verdeutlicht, dass er gut ohne Gehalt leben kann. Das habe aber auch damit zu tun, dass dem Papst keine Bitte abgeschlagen werde. Seine eigene Armut sei daher eine fiktive. Ihm fehle es an nichts. Im Umgang mit seinen Mitmenschen sei er um Transparenz bemüht. Seine größte Schwäche sieht Franziskus in seiner eigenen Ungeduld und Hitzköpfigkeit.
Er betont, dass er vor seiner Wahl zum Papst weder eine Wahlkampagne betrieben, noch jemanden für seine Wahl bezahlt habe. Unwohl fühle er sich allerdings, wenn andere beginnen, Loblieder auf ihn zu singen. Denn auch er sei häufig ein schlechter Zeuge seines Glaubens und entfremde die Menschen von der Kirche. Diese Offenheit macht das Buch aus. Der Papst hat keine Probleme damit, zu bekennen, dass er oft auch gerne in sein bürgerliches Leben zurückgekehrt wäre.
Oft genug spüre er Jesus nicht, bis ihn eine innere Sicherheit wieder von dieser Gewissheit überzeuge. Häufig ist auch die Perspektivlosigkeit der Fragesteller und deren Leben am Rande der Gesellschaft ein Thema. Der Papst versuchte, trotz aussichtsloser Lage, ihre Perspektive auf Gott zu lenken und darauf, dass sie später alle einen Anteil an Gottes Reichtum haben werden: „Die Armen sind der wahre Schatz der Kirche“, erklärt der Papst.
Papst Franziskus: „Ich trage euch in meinem Herzen: Meine Antworten auf die Fragen der Armen dieser Welt“, Bonifatius, 144 Seiten, 16,50 Euro, ISBN 9783897109285
Viele Gesprächspartner verdeutlichen dem Papst, dass sie wegen ihrer persönlichen Situation auch an Gott zweifeln. Ihnen gibt er mit, dass er glaubt, dass Gott auch verhärtete Herzen erweichen kann. Von den Kirchen wünscht er sich deswegen eine Einheit, die mit Gebet und Nächstenliebe beginnt, die ein Vorbild sein kann. Ihm persönlich helfe das Gebet, um sich zu orientieren und ein gutes Leben zu führen.
Immer wieder über die Ungerechtigkeiten sprechen
Der Papst weiß darum, dass große Teile der Welt vom Wohlstand ausgeschlossen sind: „Diese Realität ist eine schwere Sünde.“ Er sehe seine Rolle darin, diese Ungerechtigkeiten anzusprechen: Deswegen versuche er sowohl in den Armenvierteln als auch bei den Reichen immer derselbe zu sein. Ein Priester oder Bischof, der im Luxus lebt, verliere seine Glaubwürdigkeit, findet Franziskus. „Das Leben eines Christen soll ein Zeugnis sein.“
Es ist ein interessantes Buchformat, das dem Bonifatius-Verlag gelungen ist. Obwohl es „nur“ ein Frage-Antwort-Buch ist, erfährt man doch beiläufig vieles über das Denken des Papstes und seine Haltung zu bestimmten Themen. Das Buch zeigt, dass Franziskus ein großer Menschenfreund ist. Ein Papst, der vielleicht noch mehr bewegen könnte, wenn es die starre Institution Kirche zulassen würde.
Eine Antwort
Genau so wie Papst Franziskus die Worte der Armen im Herzen wägt muß er auch die Gräultaten im Ukrainekrieg im Petersdom wiegen und abwägen. So z.B. wie lange die täglichen schlimmen Kriegsbilder das Volk und die Kirche noch mit ansehen kann ? Wenn schon 3 Nachbarpräsidenten nach Kiew reisen konnten, muß es endlich auch dem Papst aus Rom und Moskau sowie dem kopt. Papst aus Kairo dem für seine Christenschar in Deutschland auch schon geholfen wurde ( Kloster Hameln, Kirche in Bitburg) oder dem griech. orth. Papst am Herzen liegen, persönlich mit Rat und Gebet an den Waffenstillstands -und Friedensgesprächen an der ukrain. Grenze, auch ohne Einladung teilzunehmen !