Um die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland einzudämmen, haben die Bundesländer die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten verfügt. Eine einheitliche Regelung über Ersatzunterricht und Unterrichtsmaterial für den Notfall gibt es nicht. Das stellt viele Schulen vor Herausforderungen, weil sie auf längere Unterrichtsausfälle kaum vorbereitet sind. Die Deutsche Fernschule (DF) hat daher kurzerhand eine Art Notfallunterrichtsprogamm für Grundschüler auf den Weg gebracht.
Mit den Unterrichtsmodulen will die Bildungseinrichtung in der Krise Schulen und Eltern beim Unterricht der Kinder daheim unter die Arme greifen. „Das Kurspaket beinhaltet Deutsch, Mathe und Sachkunde und ist für die Dauer von zunächst drei Wochen ausgelegt“, erklärt Hartmuth Bischoff, Geschäftsführer der DF. Mit dem Material können eigenen Angaben zufolge Grundschüler daheim alleine oder mit Begleitung weiterlernen.
Schnupperkurs wurde hundertemal geladen
Am Wochenende war ein Schnupperkurs auf der DF-Homepage hunderfach heruntergelanden worden. Am Montag informierten sich zahlreiche Eltern und auch andere Schulen am Telefon über vorhandenes Material zur Betreuung der Kinder daheim. „Wir haben die Not gesehen und wollen helfen“, sagt Bischoff. In zwei Tagen ist aus dem vorhandenen Material ein Notfallunterrichtsprogamm für Grundschüler erarbeitet worden. „Für Grundschüler gibt es derzeit einfach relativ wenig auf dem Markt.“
Die Materialien sind eigenen Angaben zufolge alle von der Zentralstelle für Fernunterricht zertifiziert. „Damit können Kinder überall auf der Welt gemäß dem deutschen Bildungssystem unterrichtet werden“, sagt Bischoff. Die DF wurde 1971 zur Unterstützung von christlichen Missionaren im Ausland gegründet. „In der Anfangsphase war es tatsächlich so, dass die Materialien sich an christliche Familien richtete und dies auch in den Materialien zum Ausdruck kam“, erklärt Bischoff. Das ist heute anders. „Auf Basis einer christlichen Kultur ist das Material heute weltanschaulich neutral – mit allen Problem der Grenzziehung“, sagt der Geschäftsführer. Ein Modul für drei Wochen kostet 25 Euro, allerdings ohne die Hilfe durch einen sonst bei der DF üblichen Betreuungslehrer. Der Preis liegt nach Angaben der Schule unter dem normalen Preis und soll ein besonderes Angebot zur Bewältigung der aktuellen Situation sein.
Neue Technik hilft, stößt aber an Grenzen
Viele Schulen und Bildungseinrichtungen seien aber auf die akutelle Situation durch die Corona-Epidemie schon vorbereitet gewesen und hätten selber Angebote und Material entwickelt, mit denen die Schüler daheim weiter lernen könnten. Auch die Möglichkeiten der Nutzung digitaler Klassenzimmer bestehe. Allerdings zielten diese Angebote nicht auf Grundschüler, sondern Schüler höherer Jahrgangsstufen ab. Zudem seien bereits am Montag Server zusammengebrochen, weil sich gleichzeitig viele Schüler und Lehrer an den Systemen angemeldet hätten. Die digitalen Angebote seien nach Einschätzung von Bischoff zudem sehr unterschiedlich. Die Schulbildung ist in Deutschland Angelegenheit der Länder.
„Viele Schülerinnen und Schüler an Evangelischen Bekenntnisschulen sind es mittlerweile gewohnt, digital zu arbeiten“, erklärte Christian Baldauf vom Verband Evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS) auf Anfrage. An vielen Schulen gehe der Unterricht daher in der Form digitaler Klassenzimmer und mit Softwarelösungen dezentral weiter. „Viele Schulleitungen und Lehrkräfte sehen sich in der aktuellen Situation darin bestärkt, in neue Formate von Lernprozessen zu investieren und dabei die Krise als Chance für Unterrichtsentwicklung zu sehen.“
Der VEBS bietet Hilfestellungen bei der Nutzung neuer Kommunikationswege an. Baldauf betont, dass digitale Unterstützungswege nicht an sich die Qualität des Lernens verbessern, aber dass damit das Lernen unterstützt und gefördert werde. „Die Bekenntnisschulen nutzen die Krise dazu, den Glauben an den souveränen Gott der Bibel im Alltag sichtbar werden zu lassen und damit den Schülerinnen und Schülern Orientierung und Sinn anzubieten“, erklärte Baldauf.
Von: Norbert Schäfer