Das französische Parlament hat ein gesetzliches Handyverbot an Schulen beschlossen. Die Regelung gilt für alle internetfähigen Geräte wie Handys, Smartphones, Smartwatches oder Tablets. Schüler dürfen diese Geräte nicht mehr in Schulräumen und bei schulischen Aktivitäten auch außerhalb des Schulgebäudes nutzen. Liberale und Abgeordnete der Regierungspartei La République en Marche stimmten in letzter Lesung in der Nationalversammlung für die Regelung. Vertreter linker und konservativer Parteien enthielten sich, berichtet Spiegel Online. Ausnahmen gelten für den Gebrauch im Unterricht selbst und für Schüler mit Behinderungen.
Bereits seit 2010 darf per Gesetz in Frankreich das Handy nicht mehr im Unterricht genutzt werden. Die Schulen konnten in ihren jeweiligen Hausordnungen zudem auch weitergehende Verbote festlegen. Die neue Regelung war eine Wahlkampfinitiative von Regierungschef Emmanuel Macron. Das Verbot gilt für Vorschulen, Grundschulen und weiterführende Schulen der Sekundarstufe I und betrifft Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren. Die Gymnasien in Frankreich sind nicht zur Einführung des absoluten Verbots verpflichtet.
Alternative: Handyführerschein
Der Leiter des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen, bezweifelt, dass ein Handyverbot an Schulen die Lösung ist, wenn Kinder den Umgang mit der Technik zu Hause nicht vernünftig gelernt hätten. „Die Technologie entwickelt sich so rasant, dass dieses Gesetz schneller überholt ist, als dass es seine berechtigte Wirkung zeigt“, sagte er gegenüber pro. Er selbst könne sich nicht vorstellen, auf sein Handy zu verzichten. Dafür „profitiere ich zu viel und zu oft von den guten Apps“. Statt generelle Verbote auszusprechen, sollten Schulen einen „gesunden und vernünftigen Umgang“ mit der Technik vermitteln. Das müsse den Kindern vorgelebt werden. „Es nützt auch nichts, auf dem Schulhof ein Rauchverbot zu erteilen und die Kinder sehen, wie Lehrer und Eltern in der Raucherecke selbst rauchen. Dann fangen Kinder irgendwann an, heimlich zu rauchen. Dasselbe wird mit den Handys passieren“, sagte Derksen.
Kindern müssten außerdem die Gefahren von Smartphones aufgezeigt werden. „Kinder können bereits im Grundschulalter verstehen, was für sie gut und was für sie schädlich ist.“ Ein gesunder Umgang mit Handys müsse außerdem geübt werden. „Wer nicht übertreibt und die Technik sinnvoll einsetzt, der läuft auch nicht Gefahr, sich von der Technik negativ beeinflussen zu lassen.“ Derksen schlägt den „Handyführerschein“ vor. Einige Schulen in Deutschland hätten diesen bereits eingeführt. So könnten Kinder früh lernen, die Technik zu beherrschen, bevor die Technik sie selbst beherrsche.
Keine Zustimmung von deutschen Politikern
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sprach sich nach dem Bekanntwerden der neuen Regelung in Frankreich gegen zentrale Vorschriften für den Umgang mit Handys an Schulen aus. „Es muss klare Regeln geben, aber so eine zentralstaatliche Vorgabe ist uns fremd“, sagte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Unsere Schulen können das – eingebunden in ihr digitales Konzept – eigenverantwortlich regeln“, sagte sie über die Handhabung in Schleswig-Holstein. Ein landesweites Handyverbot gibt es bis jetzt nur an den Schulen in Bayern. Das Gesetz wird dort jedoch immer wieder diskutiert. Vertreter von den Grünen, den Freien Wählern, der AfD, Linken, SPD und der FDP halten es für überholt.
Auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres ist gegen ein generelles Handyverbot an Schulen. „Für eine zentrale Vorschrift für alle Berliner Schulen sehe ich derzeit keinen Anlass“, sagte sie gegenüber dpa. In den Schulkonferenzen seien neben Schulleitung auch Eltern und Schüler vertreten. Diese würden gemeinsam je nach Situation entscheiden, ob und wann ein Handy benutzt werden dürfe.
Von: Swanhild Zacharias