Die sprechende Puppe Cayla weiß viel. „Was essen Pandabären?“ fragt ein kleines Mädchen im Produktheft. “Pandas essen meistens Bambus“, antwortet Cayla. Sie kennt die Antwort, denn Cayla ist immer mit dem Internet verbunden. Auch die Puppe „Hello Barbie“ hat ein Mikrofon im Kopf und der Spielzeughersteller Mattel schickt den Eltern jede Woche eine Audiodatei des Gespräche ihrer Kinder mit Barbie. Der Roboter „i-Que“ wird beworben als „der clevere und witzige Roboterfreund, der so viel weiß“. Der Grund: Auch er hat einen direkten Draht ins Internet.
Diese Art von Spielzeug stelle ein „ernsthaftes Risiko“ für die Rechte von Kindern auf Privatsphäre und Sicherheit dar, erklärte am Dienstag der Verband „Bureau Européen des Unions de Consommateurs“, kurz BEUC, mit Sitz in Brüssel. Er reichte Beschwerde bei der EU-Kommission ein, berichtet der Nachrichtensender n-tv.
„Kinder sind besonders gefährdet und haben Anspruch auf Produkte und Dienstleistungen, die ihre Rechte schützen“, sagte BEUC-Direktorin Monique Goyens. Solange die Hersteller nicht bereit seien, dies ernstzunehmen, seien internetverbundene Spielzeuge für Kinder nicht geeignet. Cayla und „i-Que“ sind auch auf dem europäischen Markt erhältlich, „Hello Barbie“ derzeit nicht.
Barbie hört mit
Laut den Verbraucherschützern arbeitet die Puppe Cayla mit einer ungesicherten Bluetooth-Funkverbindung. Eltern, aber eben auch unbefugte Fremde, können sich darüber via Smartphone mit der Puppe verbinden, sie zum Sprechen bringen, alles im Zimmer mithören – und so Kontakt zu den Kindern aufnehmen. Alles, was Kinder den Puppen erzählen, wird demnach an die Kommunikationsfirma „Nuance Communications“ in den USA weitergeleitet. Diese sei auf Spracherkennung spezialisiert und könne die Daten auch an Dritte weitergeben und umfassend nutzen.
Verbraucherverbände in Norwegen, Frankreich, Schweden, Griechenland, Belgien, Irland und den Niederlanden wollen laut BEUC Beschwerde bei nationalen Verbraucherschutz- oder Datenschutzbehörden einreichen. Der BEUC wendet sich an die EU-Kommission und das europäische Gremium nationaler Datenschützer.
Wie n-tv berichtet, weist BEUC in seinem Schreiben an die Kommission auf die Richtlinie aus dem Jahr 2009 zur Sicherheit von Spielzeug hin. Diese sei möglicherweise „überholt“, die rechtlichen Vorgaben nicht mehr ausreichend, um Kinder genügend vor den Sicherheitsrisiken zu schützen, die mit neuen Spielzeugen einhergingen.
Schon vergangenes Jahr war Kritik an der Barbie laut geworden: Die sprechende und hörende „Hello Barbie“-Puppe fragt das Kind Dinge wie „Was magst du am liebsten: Essen, Mode oder Sehenswürdigkeiten?“ Wenn sie nach Berufsempfehlungen gefragt wird, sagt sie vielleicht: „Du hast mir gesagt, dass du gerne auf der Bühne stehst. Wie wäre es mit Tänzer oder Politiker? Oder was ist mit einem tanzenden Politiker?“ Regelmäßig erhalten die Eltern Aufnahmen der Gespräche ihrer Kinder mit Barbie per E-Mail. Der deutsche Datenschutzverein digitalcourage vergab dieses Jahr den Negativpreis „Big Brother Award“ in der Kategorie „Technik“ an den Barbie-Hersteller Mattel und die Firma ToyTalk, die den Sprachassistenten für die Puppe entwickelt hat. Die Puppe sei „ein Spion im Kinderzimmer“, sagte die Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Marit Hansen. „Ich mache mir Sorgen darum, dass die geheimsten Gedanken der Kinder an die Eltern und an Firmen gelangen“, sagte sie in einem früheren Interview mit pro.(pro)Barbie hört mit (pro)
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