Auch soziale Netzwerke im Internet machen abhängig. Dies haben Forscher im Rahmen des Deutschen Suchtkongresses in Berlin betont. Im Gegensatz zum Gebrauch von Cannabis oder Alkohol fehlten dort aber die frühen Warnzeichen.
Die sozialen Netzwerke haben Suchtfaktor. Damit beschäftigen sich die Wissenschaftler auf dem aktuell laufenden Suchtkongress in Berlin.
Wenn Jugendliche ohne Smartphone oder Computer unruhig werden, könnten das Anzeichen einer Sucht sein. Der Mediziner und Suchtforscher Falk Kiefer vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim beobachtet, dass die Eltern eine ausufernde Nutzung des Internets noch zu selten als Problem wahrnehmen. Online-Spiele und soziale Netzwerke könnten eine hohe Bindungskraft haben. „Jugendliche kommen immer früher in Kontakt mit einem potenziell abhängig machenden Verhalten“, verdeutlichte der Wissenschaftler im Rahmen des derzeitigen Deutschen Suchtkongresses in Berlin. Darüber berichtete die Süddeutsche Zeitung.
Aktuelle Erhebungen zum Thema sind rar. Laut der ersten repräsentativen Studie seitens der Bundesregierung zu diesem Thema aus dem Jahr 2011 gelten 560.000 Deutsche zwischen 14 und 64 Jahren als internetabhängig. Fünf Prozent der Mädchen wurden demnach als internetabhängig eingestuft, bei den Jungens sind es vier Prozent. Bislang ist Internetsucht nicht offiziell von den Kostenträgern als Krankheit anerkannt.
Konsumenten verlieren die Kontrolle
Ausschlaggebend, um von Sucht zu sprechen, sei nicht die Zeit vor dem Bildschirm. Kiefer macht es an den negativen Konsequenzen daraus fest: Betroffene Jugendliche ließen etwa in der Schule nach, zögen sich aus ihrem Umfeld zurück und verlören die Kontrolle über ihren Konsum. Im Gegensatz zum Alkohol fehlten Effekte wie Trunkenheit, die das soziale Umfeld auf das Problem aufmerksam machen.
Lügen, Aggression und Vernachlässigung von Pflichten seien weitere Symptome der Sucht. Vor allem Mädchen würden mit der Präventionsarbeit noch viel zu wenig erreicht, findet Kiefer. Viele Forscher sehen die Politik in der Verantwortung. Konkrete Beispiele für Eskalationen seien bisher aber nur aus dem Ausland bekannt, wo etwa eine Mutter ihren drei Monate alten Säugling zu Tode schüttelte, weil er sie mit ihrem Geschrei beim Surfen in Facebook störte.
Konsequenzen: ruhelos, launisch oder gereizt
Kiefer sieht eine große Unsicherheit bei den Eltern, da es keine Normen für die Internetnutzung gebe. Er hofft, dass Betroffene im Zweifelsfall früh Hilfe suchen. Eine Verhaltensänderung dürfe nicht verordnet werden, sondern solle nachvollziehbar und mit positiven Konsequenzen verbunden sein. Laut einer neuen Umfrage der Krankenkasse DAKbleibt bei der Hälfte der Eltern das Kind länger online als vorgenommen. 22 Prozent der 12- bis 17-Jährigen fühlen sich demnach ruhelos, launisch oder gereizt, wenn sie ihre Internetnutzung reduzieren sollen. Etwa jedes zehnte Kind nutze das Internet, um vor Problemen zu fliehen. Bei sieben Prozent der Kinder gefährdet die Onlinewelt eine wichtige Beziehung oder eine Bildungschance.
Seit Montag sind bis Mittwoch etwa 600 Suchtexperten zusammen, um in Berlin über die aktuellen Entwicklungen zu debattieren. Internetsucht ist in diesem Jahr einer der Schwerpunkte des Suchtkongresses. (pro)
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