„Mach doch mal das Ding aus.“ Diesen Satz benutzen Eltern relativ häufig. Sie meinen damit das Smartphone ihrer Kinder. Wie viel Smartphone gut für Kinder ist und ab wann es gefährlich wird, fragt das Nachrichtenmagazin Focus in seiner aktuellen Titelgeschichte.
Es geht kaum ohne Handy: Wie gefährlich das Smartphone für Kinder und Jugendliche ist, fragt Focus in seiner aktuellen Titelgeschichte
Das Smartphone ist für viele Jugendliche längst nicht mehr aus ihrem Alltag wegzudenken. Aktuelle besitzen 92 Prozent der 12 bis 19-Jährigen ein Smartphone. Einer der lautesten Kritiker des Geräts ist der Psychiater Manfred Spitzer. Er findet, dass es Kinder „süchtig, krank und dumm“ macht. Georg Milzner hält dessen Vergleiche des Smartphones mit gesundheitsschädigenden Drogen für unseriös. Der Psychotherapeut rät stattdessen, über den Umgang mit dem Gerät nachzudenken: „Eine pathologische Sucht im Sinne einer Alkohol- oder Nikotinabhängigkeit ist das nicht.“ Es sei allerdings schwierig, wenn das Smartphone zu jeder Tag- und Nachtzeit alle Lebensbereiche des Kindes dominiere.
Klar zwischen Kindern und Jugendlichen unterscheiden
Das Smartphone etabliere sich gerade als wichtiger Teil des Lebens, beobachtet Milzner. Die Phase der Anpassung habe es auch beim Lesen im 18. Jahrhundert oder beim TV-Konsum in den 90er-Jahren gegeben. Den Eltern fehlten aktuell häufig die Vergleichserfahrungen. Milzner empfiehlt ihnen, vor allem bei jüngeren Kindern das richtige Maß zu finden.
„Eltern sollten dabei klar zwischen Kindern und Jugendlichen unterscheiden“, sagt die Münchener Medienpädagogin Angelika Beranek. Das Smartphone dürfe in keinem Fall den Tagesrhythmus dominieren. „Der Druck, ständig reagieren zu müssen, stresst unsere Kinder“, findet Manfred Spitzer. Die Flut der Informationen mache die Kinder „dumm und unkonzentriert“.
„Kinder vor dem größten Tatort der Welt schützen“
Milzner ist davon überzeugt, dass Kinder sich schnell auf die Herausforderungen einstellen. Die entsprechenden Auswahlfilter des Gehirns müssten sich erst neurologisch justieren. Eltern müssten akzeptieren, dass die Beschäftigung mit dem Smartphone lehrreiche und fördernde Prozesse in Gang setze, fordert Milzner. Auch digitale Erfolge seien wichtige Erfolge für die Entwicklung der Kinder. Trotzdem dürfe man Kinder unter zwölf Jahren bei YouTube oder WhatsApp nicht alleinlassen, warnt er.
Spitzer empfiehlt ein Smartphone frühestens ab dem 16. Lebensjahr. „Sexting, Happy Slapping, Cyber-Mobbing. Wieso lassen wir unsere Kinder schon im Grundschulalter in den größten Tatort der Welt?“, fragt er. Zudem seien die jugendlichen Gehirne nicht bereit für die Internet-Gefahren. Günter Steppich berät Schulen und Eltern im Umgang mit Handys. Das Smartphone sei deswegen so attraktiv, weil die Jugendliche immer wissen, was ihre Freunde machen. Allerdings gerieten die Jugendlichen ohne WhatsApp schnell in die Gefahr, zum Außenseiter zu werden.
Lernen, mit dem digitalen Werkzeug sinnvoll umzugehen
Er sieht die größte Verantwortung aber nicht bei den Kindern oder dem Smartphone: „Wenn Eltern nicht vorab klare Regeln definieren und ihnen die besondere Problematik digitaler Kommunikation erklären, sind Eskalationen bei Jugendlichen vorprogrammiert.“ Focus hält über die Titelgeschichte hinaus noch einige Tipps bereit, wie ein sinnvoller Umgang mit dem Smartphone aussehen kann und was Eltern beim Aufstellen der Regeln alles beachten sollten.
André Spang ist Lehrer an einer Kölner Schule und unterrichtet dort wie selbstverständlich mit dem Tablet. Er beobachtet, dass die Schüler dadurch auch lernen, kritischer und kreativer zu denken. Schlimm wäre es, wenn die Kinder die Welt ausschließlich über den Bildschirm erfahren würden. Die Kinder sollten lernen, mit dem digitalen Werkzeug sinnvoll umzugehen. Hier würden die meisten in ihren Familien alleingelassen. (pro)
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