Jedes dritte Kind ist eifersüchtig, weil die Eltern zu oft auf ihr Smartphone blicken, während sie Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen. Das haben Studien in Skandinavien ergeben. In Deutschland wirken sich Handys negativ auf Partnerschaften aus. Psychologen schlagen Alarm.
Wer nur auf das Handy schaut, kann einiges im Leben seiner Kinder verpassen
Jedes fünfte Kind in der norwegischen Hauptstadt Oslo beklagt, dass seine Eltern zu wenig Zeit mit ihm verbringen. Allerdings bemängeln diese Kinder nicht die körperliche Abwesenheit der Eltern, sondern die mentale. „Über Smartphones und andere Internetzugänge würden die Eltern einfach verschwinden“, berichtet die Tageszeitung Die Welt über die kürzlich veröffentlichte Erhebung. Elf Prozent aller in Norwegen befragten Mädchen und Jungen fühlen sich demnach von ihren Eltern wegen deren Internetnutzung vernachlässigt.
In Schweden liegt diese Zahl sogar noch höher: Dort leidet laut einer Studie von YouGov jedes dritte Kind darunter, dass seine Eltern zu oft und zu lange mit ihrem Smartphone beschäftigt sind. Jedes fünfte Kind hat sich schon einmal darüber beklagt. In der Hauptstadt Stockholm liegt dieser Anteil sogar bei gut 30 Prozent. Die Eltern sind sich des Problems bewusst: Zwölf Prozent haben zugegeben, ihre Kinder etwa im Schwimmbad oder auf dem Spielplatz schon einmal nicht ausreichend beaufsichtigt zu haben, weil sie mit ihrem Handy beschäftigt waren.
Für Deutschland liegen solche Umfragen noch nicht vor, heißt es in dem Artikel: „Doch wer die Mütter beobachtet, die ihr Level bei einem digitalen Autorennen verbessern, während sie den Kinderwagen durch den Park schieben, wer den verdutzten Blick der Väter kennt, die den Torschuss ihres Sohnes verpasst haben, weil sie gerade ein wichtiges Gespräch führen mussten – der ahnt nichts Gutes.“
Psychologen warnen vor Entwicklungsverzögerungen und Nachahmung
Kinderärzte und Psychologen nehmen die Zahlen aus Skandinavien ernst. So könne es zu Verzögerungen bei der Sprachentwicklung der Kinder kommen, wenn die Eltern zu wenig mit ihrem Nachwuchs kommunizieren. Auch eine Depression sei möglich, wenn sich die Kinder zurückgesetzt fühlen. Zudem lernten Kinder durch Nachahmung – Eltern, die sich ständig mit ihrem Handy beschäftigten, seien somit in dieser Hinsicht kein gutes Vorbild.
Ob Handys die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern auch belasten, ist noch nicht erforscht. Dass Mobiltelefone sich negativ auf Partnerschaften auswirken, ist hingegen statistisch erwiesen. Eine Studie von TNS Emnid ergab jüngst, dass für jeden vierten Deutschen das Smartphone des Partners ein größerer Grund zur Eifersucht als ein anderer Mann oder eine andere Frau sei. Bei den unter 30-Jährigen empfinden knapp 40 Prozent der Befragten das Handy als Störfaktor in der Beziehung, weil der Partner zu viel Zeit damit verbringt. (pro)
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