Open Doors: Keine Konvertiten nach Afghanistan zurückführen

Konvertierte Christen in Afghanistan müssen um ihr Leben fürchten. Dies mahnt die Hilfsorganisation für verfolgte Christen, Open Doors, an. Nun fühlt sich das Hilfswerk bestätigt durch einen Bericht des Auswärtigen Amtes. In Deutschland bekehrte Muslime dürften nicht in ihr Heimatland zurückgeführt werden, mahnt die Organisation.
Von Jörn Schumacher
Männer vor der Blauen Moschee in Masar-e Scharif, Afghanistan

Gegenwärtig drohe Hunderten Konvertiten aus Afghanistan aufgrund negativer Asylbescheide die Abschiebung, teilte das Hilfswerk Open Doors mit. Der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende, Markus Rode, erklärte: „Sie kamen mit islamischer Prägung nach Deutschland, fanden durch engagierte christliche Gemeinden zum Glauben und werden nun doppelt bestraft für ihre Hinwendung zu eben diesem Glauben an Christus, an Nächstenliebe und die christlichen Werte, die von C-Parteien gerne propagiert werden.“ Nun würden diese Konvertiten zusammen mit Gefährdern und Kriminellen abgeschoben. Dabei stehe Afghanistan auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors an zweiter Stelle und steht damit hinsichtlich der Härte der Christenverfolgung auf einer Stufe mit Nordkorea.

Am 25. Juli wurde ein Lagebericht des Auswärtigen Amtes zu Afghanistan in teils geschwärzter Form veröffentlicht. Er bestätige die Einschätzung von Open Doors, wonach christliche Konvertiten in dem islamischen Land um ihr Leben fürchten müssen. Dies teilte die Hilfsorganisation mit Sitz in Kelkheim am Donnerstag mit.

Rode rief die Bundesregierung, die Bundesländer und die kommunalen Ausländerbehörden dazu auf, die Abschiebung von Konvertiten nach Afghanistan sofort einzustellen. In einer Erklärung heißt es: „Für christliche Konvertiten gibt es keinen sicheren Ort in Afghanistan. Sie müssen dort ihren Glauben verheimlichen, weil sie in der Gefahr stehen, getötet zu werden.“

Rode kritisierte, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) jedoch Asylanträge von christlichen Konvertiten ablehne. Mit der Deklarierung von Konvertiten zu „Scheinchristen aus asyltaktischen Gründen“ verschaffe sich das BAMF „eine skandalöse Legitimation, Konvertiten in ein Land abzuschieben, wo auf den Abfall vom Islam die Todesstrafe steht oder deren Ermordung droht“, so Rode. Er mahnte: „Fehlerhafte Bewertungen seitens des BAMF können hier tödlich sein.“

Allein der Verdacht auf Christsein gefährlich

In dem grundsätzlich als Verschlusssache eingestuften Bericht des Auswärtigen Amtes, der Open Doors vorliegt, heißt es, die Glaubensfreiheit gelte in Afghanistan „nur eingeschränkt“, und weiter: „Die Abkehr vom Islam (Apostasie) wird nach der Scharia als Verbrechen betrachtet, auf das die Todesstrafe steht.“ Der Lagebericht soll dem BAMF, Verwaltungsgerichten und Innenbehörden des Bundes als Entscheidungshilfe in Asylverfahren dienen.

Unter der Überschrift „Christen“ heißt es in dem Bericht: „Afghanische Christen sind in den meisten Fällen vom Islam zum Christentum konvertiert. Neben der drohenden strafrechtlichen Verfolgung werden Konvertiten in der Gesellschaft ausgegrenzt und zum Teil angegriffen.“ Die Autoren berufen sich auf die Informationen von Open Doors und schreiben: „Allein der Verdacht, jemand könnte zum Christentum konvertiert sein, kann Open Doors zufolge dazu führen, dass diese Person bedroht oder angegriffen wird. Für christliche Afghanen gibt es keine Möglichkeit der Religionsausübung außerhalb des häuslichen Rahmens.“

„Abschiebepraxis widerspricht Einsatz für Religionsfreiheit“

Laut Open Doors berichten Pfarrer, Pastoren und Rechtsanwälte, die zahlreiche Konvertiten betreuen, seit Anfang 2017 „von einer Ablehnungswelle von Konvertiten durch das BAMF“. Die deutsche Behörde messe Taufen sowie Zeugnissen der betreuenden Kirchenleiter häufig keine Bedeutung bei. Die Hilfsorganisation prangert an: „So wollen BAMF-Mitarbeiter nach einer Anhörung von drei Stunden die Ernsthaftigkeit eines Glaubenswechsels besser einschätzen können als Pfarrer, die Konvertiten oft über Monate hinweg betreuen.“ Die von der deutschen Regierung geforderte Abschiebequote werde durchgesetzt „ohne Rücksicht auf Leib und Leben der Betroffenen“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Anfang Juni erklärt, nur noch Straftäter und sogenannte Gefährder sollten vorerst nach Afghanistan zurückgeführt werden. Dem widerspricht Rode. Bei der letzten Abschiebung von 69 Afghanen sei mindestens ein Konvertit unter den Abgeschobenen gewesen, erklärte er. Diese Abschiebepraxis widerspreche dem von der Kanzlerin angekündigten verstärkten Einsatz für die Religionsfreiheit.

Von: Jörn Schumacher

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