Am Freitag starten die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro – ein gigantisches Sportfest vor traumhafter Kulisse. Doch Schatten liegen über diesen Spielen: abgesehen von baulichen Mängeln stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit der errichteten Sport- und Wohnstätten für die Athleten, den Folgen für die Umwelt und vor allem die Frage: Wie kann sich Rio einen milliardenteuren Spaß leisten, während etwa jeder Fünfte Einwohner in einem der Armutsviertel lebt? Wenn wenig Geld der öffentlichen Hand für Schulen und das Gesundheitswesen zur Verfügung steht, Kriminalität und der Drogenkrieg noch das Leben in Teilen der Stadt beherrschen? Die Regierung ist von Korruption erschüttert, die Wirtschaft hat sich von ihrem Hoch verabschiedet.
Und unabhängig vom Standort Brasilien: Was bedeutet der olympische Wettkampf noch, wenn doch fortwährend der Verdacht des Dopings über den Arenen schwebt? Veranstaltungen wie Olympia oder auch die internationalen Fußballturniere sind Maschinerien von Funktionären, Politikern und Medien, die sich um sich selbst drehen.
Kann man sich angesichts dessen überhaupt guten Gewissens auf die Spiele freuen? Diese Frage ist im Grunde nicht neu. In anderer Weise stellte sie sich beispielsweise auch bei den Olympischen Winterspielen in Russland 2014 oder den Sommerspielen in Peking 2008: Darf und sollte eine solche Veranstaltung, der eine Friedensidee innewohnt, in Ländern ausgetragen werden, wo Menschenrechte nur willkürlich angewandt werden?