Der französische Regisseur Thomas Jolly hat auf die Blasphemie-Vorwürfe gegen ihn reagiert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert ihn nun mit den Worten, er habe nicht das Letzte Abendmahl bei seiner Inszenierung im Rahmen der Olympia-Eröffnung zeigen wollen. „Die Idee war vielmehr, ein großes Festbankett auf dem Olymp darzustellen, in Anspielung auf Olympia.“ Derweil haben sich die Organisatoren der Olympischen Spiele offiziell im Rahmen einer Pressekonferenz dafür entschuldigt, sollten sie religiöse Gefühle verletzt haben.
Bei der vierstündigen Eröffnungsfeier sorgte eine Szene für Empörung unter Christen: Die DJane Barbara Butch trat mit einem Heiligenschein auf dem Kopf auf, umringt von diversen queeren Tänzern an einer langen Tafel. Manche interpretierten das als Darstellung des Letzten Abendmahls, angelehnt an das entsprechende Gemälde Leonardo da Vincis. Im Vordergrund räkelte sich der französische Liedermacher und Schauspieler Philippe Katerine singend als griechischer Weingott Dionysos, blau angemalt und fast unbekleidet.
Die französische Bischofskonferenz kritisierte „Szenen von Hohn und Spott gegenüber dem Christentum“. Der Passauer katholische Bischof Stefan Oster sah in der Abendmahlsszene einen „Tiefpunkt“ der ansonsten „eindrucksvollen Eröffnung“ der Olympiade „und in der Inszenierung völlig überflüssig“, wie er auf „X“ schrieb.
„Hohn und Spott“ oder Missverständnis
Auch diverse Medien haben sich der Frage angenommen, was bei Olympia nun wie gemeint gewesen sein könnte. Das „Monopol-Magazin“ etwa schreibt, der vermeintliche Tisch sei vielmehr ein Laufsteg gewesen. Die Anzahl der gezeigten Personen habe zu keinem Zeitpunkt zu Da Vincis Kunstwerk gepasst. Zu sehen seien eben nicht nur zwölf mutmaßliche Jünger gewesen, sondern mehr Menschen. „Auch die Interpretation der Sternenkronen-Trägerin als Jesus ist zumindest gewagt. Auf Leonardo da Vincis Version des Abendmahls hat Christus gar keinen Nimbus“, heißt es weiter.
Näher liege hingegen die Interpretation, dass die Darstellung eine Anspielung auf das in Frankreich sehr bekannte Gemälde „Fest der Götter“ von Jan van Bijlert sei. Darin tummeln sich die Götter des Olymp bei einem Gelage. In deren Mitte: Zeus mit Heiligenschein.
Zeus statt Jesus?
In einem Kommentar des Magazins „Stern“ heißt es: „Diese und nur diese Assoziation ergibt im Zusammenhang mit Olympia Sinn. Spätestens als Chansonnier Philippe Katerine als blauer Dionysos verkleidet vor dem Ensemble liegend sein ‚Tous Nu‘ anstimmt, eine ironische Hymne an die Nacktheit, wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, sich wieder abzuregen.“ Wäre es Jollys Absicht gewesen, die Passionsgeschichte zu zeigen, „hätte er das weltberühmte Gemälde vielleicht ein bisschen akkurater nachgestellt“.
Andererseits machen im Netz Screenshots eines offenbar bereits gelöschten Beitrags der DJane Butch die Runde. In einer ihrer Storys teilte sie einen Post einer weiteren Person, in dem die Szene mit „The Gay New Testament“ (Deutsch: Das schwule/lesbische Neue Testament) beschrieben wird.
— Johannes Hartl (@DrJohannesHartl) July 30, 2024
In einem noch abrufbaren Post auf der Plattform „Instagram“ berichtet sie nun von extremen Anfeindungen seit der Eröffnungsfeier. „Ich bin das Opfer einer weiteren – teilweise gewaltvollen – Cyberanfeindung.“ Dennoch stehe sie für alles, was sie künstlerisch getan habe, ein.