Oklahoma ordnet Bibel-Unterricht an Schulen an

Die Regierung des US-Bundesstaates Oklahoma möchte, dass im öffentlichen Unterricht die Bibel gelehrt wird. Sie sieht sie als „notwendiges historisches Dokument“. Die Entscheidung stößt nicht überall auf Gegenliebe.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der US-Bundesstaat Oklahoma hat den Unterricht mit Bibeln an öffentlichen Schulen angeordnet

Der US-Bundesstaat Oklahoma hat den Unterricht mit Bibeln an öffentlichen Schulen angeordnet. Oklahomas oberster Bildungsbeamte, Ryan Walters, sagte, „dass jeder Lehrer in jeder Schule des Staates eine Bibel im Klassenzimmer haben und im Unterricht aus der Bibel unterrichten muss“. Eine entsprechende Information mit der neuen Regel werde an alle Schulbezirke gehen.

Die Vorschrift gilt für den Unterricht aller Schüler öffentlicher Schulen im Alter von etwa 11 bis 18 Jahren. In der Pressekonferenz betonte der republikanische Politiker, dass die Bibel ein notwendiges historisches Dokument sei. Dieses helfe dabei, um „unsere Kinder über die Geschichte dieses Landes zu unterrichten, um ein vollständiges Verständnis der westlichen Zivilisation zu haben, um die Grundlagen unseres Rechtssystems zu verstehen“.

Die staatlichen Vorgaben verlangen von den Schulen bereits, dass sie die Schüler über den Einfluss der Religion auf die amerikanische Gesellschaft und Regierung unterrichten. Die Art und Weise liegt im Ermessen der örtlichen Schulbezirke. Walters Ankündigung sorgte vor allem in den Gruppen für Widerstand, die sich für die Trennung von Kirche und Staat einsetzen.

„Unangemessen und verfassungswidrig“

Sie argumentierten, dass die Anordnung religiöse Minderheiten in öffentlichen Schulen weiterhin ausgrenze und die Religionsfreiheit verletze. „Wir erkennen die historische und religiöse Bedeutung der Bibel an. Es ist aber verfassungswidrig, Lehrer zu zwingen, nur die Bibel in ihrem Lehrplan zu verwenden“, sagte Adam Soltani, Direktor des Rates für amerikanisch-islamische Beziehungen in Oklahoma.

„Öffentliche Schulen sind keine Sonntagsschulen“, sagte Rachel Laser, Leiterin von Americans United for Separation of Church and State, gegenüber BBC. Hierbei handele es sich um „christlichen Nationalismus wie aus dem Lehrbuch“. Walters missbrauche sein öffentliches Amtes, um den Kindern eigene religiöse Überzeugungen aufzuzwingen.

In einer Erklärung bezeichnete die Interfaith Alliance, eine US-Gruppe, die sich für den Schutz der Religionsfreiheit einsetzt, die Richtlinie als „unverhohlene religiöse Nötigung“. Weiter heißt es in der Erklärung: „Wahre Religionsfreiheit bedeutet, dass keine religiöse Gruppe allen Amerikanern ihren Standpunkt aufzwingen darf“.

„Lenkt von den wirklichen Problemen der Schulen ab“

Carri Hicks, Demokratin und Mitglied des Senats von Oklahoma, warnte vor langen rechtlichen Auseinandersetzungen, in denen viele Steuergelder verschwendet würden. Die wirklichen Probleme der Schulen blieben dabei auf der Strecke. Walters hat seine Anordnung auch im zeitlichen Zusammenhang mit einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs gefällt. Die Richter hatten eine staatlich finanzierte Schule in freier Trägerschaft kurz vor deren Eröffnung für unzulässig erklärt.

Das Konzept einer religiösen, staatlich finanzierten Schule sei verfassungswidrig und verstoße gegen staatliches Recht. Walters gilt als entschiedener Befürworter dieser Schule. Er bezeichnete die gerichtliche Entscheidung als „eine der schlimmsten“. Gegen die Entscheidung wollen die Katholiken Rechtsmittel einlegen.

Vor wenigen Tagen hatte der Bundesstaat Louisiana ein Gesetz verabschiedet. Es sieht vor, dass die Zehn Gebote in allen Klassenräumen ausgehängt werden. Dagegen hatten postwendend neun Familien geklagt. Sie wollten nicht, dass die Kinder einer religiöser Lehre ausgesetzt würden, die möglicherweise dem Glauben und der Weltanschauung ihrer Eltern widerspreche. Die Befürworter des Gesetzes sehen in den Zehn Geboten „grundlegende Dokumente“ für die Gesetze in den USA.

Der Streit um Kirche und Staat ist ein politischer Dauerbrenner in den USA. Die amerikanische Verfassung verbietet es allerdings, eine Religion gegenüber der anderen zu bevorzugen oder eine Staatsreligion einzuführen. In der Vergangenheit gab es bereits Rechtsstreitigkeiten über das Aushängen der Zehn Gebote in öffentlichen Gebäuden, darunter in Gerichten, Polizeistationen und Schulen. 1980 erklärte der Oberste Gerichtshof in der Rechtssache Stone gegen Graham ein Gesetz aus Kentucky für ungültig, das das Aushängen der Zehn Gebote in Grund- und Oberschulen vorschrieb.

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