Die Katholische Kirche zeigt derzeit wenig Berührungsangst mit Christen anderer Glaubensausprägung. Papst Franziskus scheut den Kontakt zu Vertretern anderer Kirchen und der evangelikalen Bewegung nicht. Beispielsweise nahm im Herbst der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, an der Familiensynode in Rom teil. Wie steht es um die Ökumene? Ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Samstag legt nahe, dass „zumindest in Deutschland die Ökumene zu stagnieren“ scheint.
Walter Kardinal Kasper vertritt in dem Gespräch mit Autor Jörg Bremer die Auffassung, dass die Einheit der Christen nicht gemacht oder „eigenmächtig“ herbeigeführt werden könne. Dies sei ein „Geschenk des Heiligen Geistes“, der nicht als „Lückenbüßer“ herhalten dürfe, wenn der Dialog ins Stocken gerate. Beim Abendmahl seien bereits in der Reformation die Unterschiede „besonders scharf ausgeprägt“ gewesen.
Der katholische Würdenträger erkennt seitdem „bedeutende Annäherungen“, dennoch seien „nicht alle Fragen ausgeräumt“. Das Abendmahl sei für lutherische und katholische Christen eine „Gedächtnisfeier von Tod und Auferstehung Christi und Zeichen der lebendigen Gemeinschaft mit Christus“, erklärt der Kardinal gegenüber der Zeitung. Auf dieser Basis ließe sich „weiterbauen“. Als eine „dringende Herausforderung“ bezeichnet Kasper das „Zusammenrücken und die Einheit aller Christen“ angesichts der „blutigen und brutalen Verfolgung“ von Christen auf der ganzen Welt.
Kasper zitiert in diesem Zusammenhang Papst Franziskus, der in dieser Hinsicht von einer „Ökumene des Blutes“ spricht. Chancen sieht der Kardinal im gemeinsamen Engagement verschiedener Kirchen in Fragen sozialer und ökologischer Themen. „Durch gemeinsamen Einsatz wachsen sie zusammen“, sagt Kasper und hofft, dass „Denkblockaden zu einem universalen Kirchen- und Einheitsverständnis“ aufbrechen und man neu „über Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ nachdenken kann. (pro)