Das Weiße Haus hatte zur Begrüßungszeremonie für Papst Franziskus am kommenden Mittwoch unter anderem Simone Campbell eingeladen, die Vorsitzende eines katholischen Netzwerks, das sich für das Recht auf Abtreibung und Sterbehilfe einsetzt. Ebenso stehen der erste offen schwule Episkopalbischof, Gene Robinson, sowie zwei katholische Aktivisten für die Anerkennung Schwuler, Lesben und Transsexueller auf der Gästeliste. Das Wall Street Journal berichtet, der Vatikan sei über die Gästeliste nicht erfreut.
Ein Mitarbeiter des Vatikan äußerte laut dem Zeitungsbericht die Befürchtung, der Papst könne mit einer dieser Personen fotografiert werden. Ein gemeinsames Foto könne dann als Unterstützung des Papstes für die jeweiligen Anliegen der Person interpretiert werden. Der Pressesprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, riet davon ab, sich nur auf einzelne Gäste zu fokussieren: Insgesamt seien 15.000 Menschen, die Amerikas Vielfalt repräsentieren sollen, zu der Feier im Garten des Weißen Hauses eingeladen. Franklin Graham, Leiter des Missionswerkes seines Vaters Billy Graham, sieht dennoch Grund zur Besorgnis und kritisierte die Gästeliste als „erbärmlich und offensichtlich unangemessen“.
Kritik kam auch von der Zeitung The Washington Post, die in einem Kommentar analysierte, wie sehr sich die Obama-Regierung bemühe, Despoten nicht zu beleidigen, auf den Papst aber keine Rücksicht nehme. Der Grund: Der Vatikan habe keine Armee und auch sonst keine Druckmittel. „Das Weiße Haus hat mehr Angst, den Präsidenten von China zu beleidigen, als den Papst“, heißt es in dem Kommentar.