Der Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ist Medienberichten zufolge gelöscht, doch die Gefahr noch nicht gebannt: Nun müssen Feuerwehr und weitere Experten sich darum bemühen, dass der durch das Feuer schwer beschädigte Sakralbau nicht einstürzt. Offenbar sind die Aussichten gut, dass die Gebäudestruktur weitgehend erhalten werden kann, auch wenn der hölzerne Vierungsturm am Montagabend einstürzte. Am Dienstagmorgen waren noch 100 Feuerwehrleute im Einsatz, kurz nach Ausbruch des Brandes waren es 400 gewesen. Bei dem Unglück sind drei Menschen leicht verletzt worden. Wie es zu dem Feuer kam, ist noch nicht geklärt, die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt dazu.
Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Dienstagmorgen berichtete, ist eine der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche aus Notre-Dame gerettet worden: Eine Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll. Die Flammen haben den Kirchenschatz offenbar nicht beschädigt. Seit Montag bemühten sich die Rettungskräfte vor allem um die vielen Kunstgegenstände, die in Notre-Dame vorhanden sind. Zuletzt wurde dafür wegen der Einsturzgefahr der Kirche ein Roboter eingesetzt.
Symbol Europas stand in Flammen
Nun sollen Spenden gesammelt werden, um den Wiederaufbau der Kathedrale zu finanzieren. Dpa zitiert dazu den französischen Präsidenten Emmanuel Macron: „Wir werden Notre-Dame wieder aufbauen“, und weiter: „Denn das ist es, was die Franzosen erwarten.“ Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte am Montag: „Es tut weh, diese schrecklichen Bilder der brennenden #NotreDame zu sehen.“ Die Kirche sei ein Symbol Frankreichs und der europäischen Kultur.
Fassungslos und eschüttert zeigte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Dienstag. Mit dem Feuer sei das Herzstück des katholischen Glaubens in Paris ebenso getroffen worden wie eines der Wahrzeichen ganz Frankreichs und Europas. „Jetzt ist dieser Ort der Einkehr selbst ein Ort der Trauer. Die Karwoche mit ihren aufrüttelnden Bildern und Texten ist für Paris, Frankreich und Europa zu einer Woche tiefster Trauer geworden“, teilte Marx mit.
Der Nationalrat der evangelischen Kirchen Frankreichs (CNEF) versicherte der katholischen Gemeinschaft seine Freundschaft und Brüderlichkeit in diesen traurigen Umständen. Er äußerte seine aufrichtigen Ermutigungen für die katholische Kirche, und besonders für die Diözese von Paris, in der das Feuer eine Kathedrale heimgesucht hat, die „symbolisch für das Christentum in Frankreich“ sei.
Kritik gab es auch an der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender am Montagabend. Der frühere Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Ulrich Deppendorf, schrieb auf Twitter, Notre-Dame sei neben dem Eiffelturm das Symbol Frankreichs. Dass es dazu keinen ARD-„Brennpunkt“ gegeben habe, sei „schwer nachzuvollziehen“.
Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sah die Programmauswahl kritisch: „Russia Today und Al Jazeera berichten, rechte Hetzer verbreiten erste Verschwörungstheorien und der öffentlich-rechtlich Rundfunk schläft“, schrieb Laschet am Montagabend auf Twitter. Man müsse den US-Fernsehsender CNN einschalten, um die Geschehnisse zu verfolgen, während die ARD Tierfilme zeige.
Die Kathedrale Notre-Dame liegt mitten in Paris und bietet 10.000 Gottesdienstbesuchern Platz. Sie zählt zum Weltkulturerbe der Unesco und ist einer der großen Touristenmagneten der französischen Hauptstadt.
Von: Anna Lutz