Nobelpreisträger Werner Arber: „Ja, ich glaube an die Schöpfung“

Der Schweizer Genetiker und Nobelpreisträger Werner Arber sagte im Interview der Neuen Zürcher Zeitung, dass er an die Schöpfung glaube. Er sei gläubig, und für ihn habe Gott mittels der Evolution das Leben erschaffen, erklärte der 90-Jährige.
Von Jörn Schumacher
Der Genetiker Werner Arber war als evangelisch-reformierter Christ der erste nicht-katholische Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften

Der Schweizer Mikrobiologe und Genetiker Werner Arber wurde am Montag 90 Jahre alt. Zusammen mit Daniel Nathans und Hamilton Smith erhielt er für die Entdeckung der molekularen Gen-Scheren den Nobelpreis für Medizin. Seit 1981 ist Arber Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Der evangelisch-reformierte Christ war von 2011 bis 2017 seit ihrer Gründung vor mehr als 400 Jahren deren erster Präsident, der nicht der römisch-katholischen Kirche angehörte.

Gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) sagte Arber auf die Frage, ob er gläubig sei: „Ja, ich glaube an die Schöpfung.“ Die Rückfrage „Religion und Evolution, geht das zusammen?“ beantwortet er mit den Worten: „Ja. Die Evolution ist absolut wichtig für die Lebensvielfalt auf unserem Planeten. Es gibt gute Hinweise, dass unser Sonnensystem vor etwa 4 Milliarden Jahren entstanden ist, wobei das Weltall bereits vor 14 Milliarden Jahren begann. Etwa vor 3,5 Milliarden Jahren entstanden die ersten einzelligen Lebewesen. Aus diesen haben sich durch Evolution immer kompliziertere Lebewesen entwickelt.“

Die Vorstellung von einer Schöpfung könne man gleichsetzen mit Evolution, sagte Arber weiter, der als Wegbereiter der Gentechnologie gilt. „Ich sehe die Evolution als großes Konzept. Die Natur ist enorm erfinderisch. Ich bin fasziniert, wie die Natur es fertigbringt, Variationen hervorzubringen.“ Bei E.coli-Bakterien gebe es „viele verschiedenartige molekulare Mechanismen, die zur spontanen Bildung von genetischen Varianten beitragen. Diese reichen von der Veränderung eines einzelnen DNA-Bausteins über Verdoppelung, Deletion, Inversion, oder Verpflanzung eines DNA-Segments im Genom bis hin zum horizontalen Gentransfer von einem Organismus auf einen anderen“.

Gene zeigen „permanente Schöpfung“

Auf die Frage, welche Rolle da ein Schöpfer spiele, sagte Arber, die Gene zeigten im Laufe von Millionen Jahren eine „permanente Schöpfung“, da sie sich veränderten und sich auf „komplett andere Lebensbedingungen“ einstellten.

Zu der Tatsache, dass mittlerweile auch Babys mit der Crispr-Technik verändert wurden, erklärte der Experte: „Meine Kritik an den Crispr-Leuten ist, dass sie nicht die gleiche Sorgfalt walten ließen wie wir damals nach der Entdeckung der Restriktionsenzyme.“ Und weiter: „Ich bin überzeugt, dass man mit der Crispr-Methodik sehr präzis arbeiten kann.“ Wenn die Sicherheit gegeben sei, spreche nichts dagegen, damit schwere Krankheiten gentechnisch auszumerzen. „Ich bin gegen ein striktes Moratorium.“

Auch den Eingriff in die Keimbahn im Dienste einer Therapie würde er erlauben, allerdings nur, „wenn es dem Menschen zugute kommt“ und es „strenge Kontrollen“ gebe.

Werner Arber kam 1929 in Gränichen im Schweizer Kanton Aargau zur Welt. Er studierte Chemie und Physik an der ETH Zürich und promovierte 1958 an der Universität Genf. Nach Forschungsaufenthalten an der University of California in Los Angeles und in Genf kam Arber 1971 ans neugegründete Biozentrum der Universität Basel, wo er zum international renommierten Ruf des Instituts beitrug. Bis 1996 war Arber dort Ordinarius für molekulare Mikrobiologie.

Von: Jörn Schumacher

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