Seit dem „Ja“ zur Homo-Ehe bei der Volksabstimmung in Irland ist die Debatte über die „Ehe für alle“ auch in Deutschland wieder entflammt. Besonders diskutiert wird in diesem Zusammenhang ein Zitat des Papst-Vertrauten Pietro Parolin, der zu dem Ergebnis der Abstimmung erklärt hatte: „Ich glaube, man kann nicht nur von einer Niederlage der christlichen Prinzipien, sondern von einer Niederlage für die Menschheit sprechen.“ Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hält dagegen: „Niederlagen für die Menschheit sind für mich andere Dinge. Dinge, die mit Gewalt, Terror, Krieg und Unmenschlichkeit zu tun haben. Eine solche Formulierung in Zusammenhang mit Homosexualität und all den Fragen dazu ist völlig unangemessen.“ Für Medien und Kirchenkritiker ist die Aussage Parolins indes ein gefundenes Fressen, um dem Vatikan und konservativen Christen Hartherzigkeit zu unterstellen.
Die Formulierung von der „Niederlage für die Menschheit“ wirkt dabei nur auf den ersten Blick hartherzig. Oberflächlich betrachtet ist es leicht, dem Kirchenmann zu unterstellen, den Wunsch Liebender nach mehr Gleichberechtigung mit tödlichen Katastrophen gleichzusetzen. Aus der Perspektive eines kirchlichen Seelsorgers hat Parolin aber vermutlich etwas anderes gemeint. Die Öffentlichkeit feiert es als Fortschritt und Toleranz, wenn Gottes Schöpfungsordnung auf den Kopf gestellt wird. Dass es soweit kommen konnte, ist die Niederlage für die Menschheit, von der Parolin spricht. Diese Aussage kann man als verachtend interpretieren, gemeint ist sie aller Wahrscheinlichkeit nach bedauernd und traurig, ja sogar mitleidsvoll mit denen, die aus Sicht der Kirche so falsch liegen. Aus christlicher Sicht sind Parolins Worte also nachvollziehbar.