Die autoritäre Regierung Nicaraguas hat weitere 1.500 Nichtregierungsorganisationen (NGO) verboten. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend. Betroffen sind insbesondere christliche Organisationen. Zur Begründung heißt es, dass die betroffenen NGOs angeblich „über einen Zeitraum von einem bis 35 Jahren“ ihre finanziellen Verhältnisse nicht offengelegt haben sollen. Zusätzlich zum Verbot haben die Behörden die Vermögen der Organisationen beschlagnahmt. In den letzten Jahren wurden bereits rund 5.000 Organisationen verboten.
Das Portal „Vatican News“, das vom Vatikan betrieben wird, zählt zudem seit 2018 bereits 245 Geistliche, die das Land verlassen mussten. Einige seien als „Vaterlandsverräter“ gebrandmarkt wurden und hätten ihre Staatsangehörigkeit verloren. Betroffen sind laut Vatikan Bischöfe, Priester, Diakone und Ordensleute.
Das Jahr 2018 ist eine Zäsur in der jüngeren Geschichte des mittelamerikanischen Landes. Nachdem Präsident Daniel Ortega eine Kürzung der Renten angekündigt hatte, kam es zu massiven Protesten, die blutig niedergeschlagen wurden. Mehr als 300 Menschen kamen nach UN-Angaben ums Leben, Hunderte gelten als vermisst. Die Kirche bot den Demonstranten Zuflucht an und trat als Vermittlerin auf. Dadurch geriert sie zur Zielscheibe des Präsidenten und wird seitdem systematisch bekämpft.
Das christliche Hilfswerk „Open Doors“ listet Nicaragua auf Platz 30 des Weltverfolgungsindex – beobachtet aber eine zunehmende Verschlechterung der Lage für Christen. 2020 lag das Land noch auf Platz 72.