Diese Woche ist die christliche Männerzeitschrift Movo auf den Markt gekommen. „Was Männer bewegt“ soll drin stehen. Frauen gehören offenbar nicht dazu. Eine Rezension von Jonathan Steinert
Von PRO
Foto: SCM Bundes-Verlag / Montage: pro
Das Magazin Movo beschäftigt sich mit Männerthemen. Frauen spielen dabei keine große Rolle
Zwei stahlblaue Augen unter leicht gekniffenen Brauen, schmale Lippen, Dreitagebart drumherum, Sommersprossen auf der Nase, deren Spitze sich ebenso in der Unschärfe verliert wie das zerzauste Haar über der Stirn: Er scheint schon einiges erlebt zu haben und bereit zu sein, noch weiter zu gehen. Entschlossen schaut der Titelboy in rötlichem Chrom-Ton vom Cover der ersten Movo-Ausgabe. Er könnte auch die Anzeige eines Sportdeos zieren.
„Movo“ kommt aus der Kunstsprache Esperanto und bedeutet so viel wie „Bewegung“. Denn: Das Magazin des SCM Bundes-Verlags beschäftigt sich mit Dingen, die Männer bewegen.
Von intim bis unterhaltsam
Movo konzentriert sich auf vier Lebensbereiche, denen die Beiträge zugeordnet sind. In der Rubrik „Job“ gibt es neben einem Unternehmer-Porträt Tipps für den Umgang mit dem Chef und für die Organisation der eigenen Arbeit. Im Themenfeld „Beziehungen“ befasst sich ein Beitrag mit Teamwork und Persönlichkeitsentwicklung auf einem Segeltörn, ein anderer mit Vaterbeziehungen. Veranstaltungstipps für Männer und geistliche Impulse bietet die Rubrik „Glaube“. Unter dem Stichwort „Auszeit“ kommen Beiträge zusammen, die vom Engagement einzelner Männer berichten. So wird unter anderem Winfried Kuhn vorgestellt, der seit 24 Jahren Hilfstransporte nach Rumänien unternimmt.
Und schließlich bietet das Heft mit „Und sonst“ eine bunte Mischung an Ratgeberbeiträgen und Film- und Buchtipps für Männer. Movo deckt damit ein sehr vielfältiges und abwechslungsreiches Spektrum an Themen und Darstellungsformen ab. Kurztexte und unterhaltende Beiträge haben ebenso ihren Platz wie hintergründige Interviews und bewegende persönliche Geschichten wie die eines Vaters, dessen Tochter tot zur Welt kommt.
Das Heft ist auch optisch ansprechend. In Variationen kehren grafische Elemente wieder, die mit den häufig im Retro-Look stilisierten und weitgehend in gedeckte Farben gehaltenen Bildern dem Magazin eine modische Stringenz geben. Bei den Anzeigen fällt auf, dass hier insbesondere die eigene Verlagsgruppe im Vordergrund steht.
Jeder Mann ein Held
Wer ein Männermagazin macht, steht natürlich vor einem Berg an Klischees darüber, wie Männer sind. Diese nicht zu bedienen, hat sich das Magazin zum Ziel gesetzt, erklären die Redakteure ganz am Anfang. Ein ambitionierter Ansatz, sollte man doch meinen, dass es sich nicht ganz vermeiden lässt, Stereotype hier und da zu streifen, wenn man sich mit Männlichkeit auseinandersetzt. Und tatsächlich können die Redakteure ihrem Anspruch auch nicht ganz gerecht werden: So gehört ein Besuch beim deutschen Vize-Grillmeister ebenso zu den Inhalten der ersten Ausgabe wie der einer Automesse. Im Beitrag „Gott will echte Kerle“ erklärt der Schweizer Pastor Reto Kaltbrunner, dass Gott den Mann risikofreudig und abenteuerlustig geschaffen habe. „Echte Kerle sind stark“ – stark, um nach Niederlagen wieder aufzustehen, anderen Vorbild zu sein, mutig Gottes Willen zu tun, Fehler einzugestehen, durchzuhalten. Jeder Mann wolle so sein. „So werden wir als Helden in die Geschichte eingehen“, nur mit Gottes Hilfe zwar. Aber der Mann als Held greift doch auf ein archetypisches Geschlechterbild zurück.
Natürlich geht es in einem Männermagazin auch um Sex. Das kündigt schon die Titelseite an: Wie Sex richtig gut wird, erfährt der Leser demnach darin. Wer nach dieser Überschrift Tipps á la Men‘s Health erwartet, wird jedoch enttäuscht. Ein Autor, der lieber anonym bleiben möchte, beschreibt, wie er mit seiner Frau den Frust überwinden konnte, der sich aus der Spannung zwischen ihrer sexuellen Zurückhaltung und seiner Lust ergab. Sicher, ein sehr tiefsinniger und wertvoller Beitrag. Doch die überdimensionierte Titelzeile wirkt bei dieser Herangehensweise etwas gewollt.
Männer unter sich
Es ist erstaunlich, mit welcher Konsequenz Frauen fast im ganzen Heft außen vor bleiben. Und dort, wo sie auftauchen, wird es dann auch etwas klischeehaft. Ein einziger Beitrag wurde von einer Frau geschrieben. Claudia Weiland fragt in einer Kolumne: „Wieso riecht ihr gerne Autos?“, verbunden mit der Feststellung, dass sie Männer nicht verstehe. In einem weiteren Artikel, in dem Frauen vorkommen und sogar auf einem Bild zu sehen sind, wundert sich der Autor über die Dominanz weiblicher Fußballfans. Nur seine Frau schlafe – zum Glück – ein, wenn er Fußball schaut. Die männliche Deutungshoheit über diese Sphäre scheint gesichert. Das war‘s aber im Wesentlichen auch schon mit den Frauen im Heft. Wenn es um die Frage geht, wann ein Mann ein Mann ist, wäre es aber auch zu kurz gegriffen, ihn allein in seinem Verhältnis zur Frau zu charakterisieren. Insofern ist die Themenvielfalt und auch das Gefühl, in einem Magazin mal als Männer ganz unter sich zu sein, wohltuend. (pro)
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