„Wenn ich mir die sieben Frauen anschaue, die ich für dieses Buch ausgewählt habe, stelle ich fest, dass die meisten von ihnen gerade durch ihre Weiblichkeit groß wurden, nicht trotz ihrer Weiblichkeit“, betont Eric Metaxas in seinem neuen Buch. Als erstes stellt er Johanna von Orléans vor, die das französische Heer im Kampf gegen England anführte. Mit seiner Aussage kokettiert er ein vorherrschendes Denkmuster in der Gesellschaft, mit dem er bei der Arbeit an „Sieben Frauen“ konfrontiert wurde: Starke Frauen seien Frauen, die es mit den Männern aufnehmen. Ihn stört dabei nicht nur, dass Männer zum Maßstab für die Leistungen von Frauen werden, sondern auch die ständigen Vergleiche beider Geschlechter.
„Wissensfundierter Glaube mit pedantischer Genauigkeit“
Die sieben Frauen, deren Lebensgeschichten er erzählt, haben die heutige Gesellschaft geprägt. Bei jeder von ihnen spielt der Glaube eine besondere Rolle: manches Mal subtil, manchmal aber auch sehr eindeutig. Subtil etwa bei Susanna Wesley. Die Mutter von John und Charles Wesley, Mitbegründer der methodistischen Bewegung, habe ihren tiefen, wissensfundierten Glauben mit pedantischer Genauigkeit praktiziert. Dies habe sie auch in der Erziehung ihrer 19 Kinder gelebt. Damit habe sie nicht nur bei John und Charles ein theologisches Fundament gelegt, auf dem sie aufbauen konnten. Ihr Sohn John leitete während seines Studiums einen christlichen Studienkreis. Dessen Mitglieder wurden aufgrund ihrer strikten Glaubensauslebung bald von den anderen Studenten spöttisch als Methodisten bezeichnet. Der Grundstein für den heutigen Methodismus war gelegt, auch dank Susanna Wesley.
Im Gegensatz dazu steht das Leben von Jeanne d’Arc. Die „Jungfrau von Orleans“ – ein ungebildetes Bauernmädchen – gehorchte dem Auftrag Gottes, überredet den König, ihr die Führung über sein Heer zu übergeben und rettet Frankreich aus den Armen Englands vor dem Untergang. Johanna wird eine Heerführerin, die das Heer zu einer Armee Gottes bestimmt, die Soldaten zu regelmäßigen Beichten überredet und Prostituierte aus dem Lager verscheucht. Ihren Soldaten verbietet sie auch das sonst bei Siegen übliche Rauben und Brandschatzen. In einem Prozess, der gegen das damalige Recht verstößt, wird sie schließlich von den Engländern hingerichtet.
Rauchende und trinkende Nonne
Ein anderes Bild zeichnet Metaxas bei der Russin Elisaveta Pilenko, später bekannt als Mutter Maria. Die Nonne, die raucht und trinkt, opfert sich zeitlebens als Mutter der Menschen für die Armen und Verfolgten auf. Sie setzt sich für verfolgte Juden ein und landet schließlich im Konzentrationslager.
Der Autor beginnt mit der ältesten Geschichte und arbeitet sich an einem imaginären Zeitstrahl bis in die Gegenwart vor. Je weiter er in dem Buch kommt, desto häufiger nutzt er Ausschnitte aus Briefen der Frauen selbst oder von Zeitgenossen, die es dem Leser ermöglichen, das Innenleben der „Powerfrauen“ nachzuvollziehen.
Lebendig erzählt Metaxas von dem Leben der sieben Frauen: Jeanne d’Arc, Susanna Wesley, Hannah More, Mutter Maria, Corrie ten Boom, Rosa Parks und Mutter Teresa. Wie eine bunte Patchworkdecke, so zeigen diese Geschichten dem Leser eine Variation verschiedener Facetten der Identitätsrolle „Frau“. Die Botschaft, die Metaxas vermittelt, ist abgesehen von den Sätzen in der Einleitung mehr intuitiv als explizit. Dadurch wird sie aber glaubhaft und macht das Buch nicht nur für Frauen empfehlenswert.
Frauen und Männer unterscheiden sich sehr in ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen. Die Gesellschaft sollte nicht versuchen, sie miteinander zu vergleichen und nicht versuchen, von einem Geschlecht die gleichen Dinge zu erwarten wie vom anderen. Andererseits kann und sollte man auch kein Geschlecht in eine gedankliche Ecke oder Rolle packen, mag sie noch so maßgeschneidert sein. (pro)
Eric Metaxas: „Sieben Frauen, die Geschichte schrieben“, SCM-Verlag, , 22,95 Euro, ISBN 9783775157261
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