Neuer Präsident des Thüringer Landtags ist katholischer Christ

Der Thüringer Landtag hat den CDU-Politiker Thadäus König zu seinem neuen Präsidenten gewählt. König ist katholischer Christ und will das auch in seiner Amtsführung nicht verstecken, wie er sagt.
Thüringens Landtagspräsident Thadäus König

Der katholische Christ Thadäus König von der CDU ist neuer Präsident des Thüringer Landtags. König erhielt am Samstag in der konstituierenden Sitzung des Landesparlaments in Erfurt 54 von 87 abgegebenen Stimmen. Für seine Gegenkandidatin Wiebke Muhsal von der AfD-Fraktion stimmten 32 Abgeordnete, es gab eine Enthaltung.

Der Landtag hatte am Samstag seine am Donnerstag unterbrochene konstituierende Sitzung fortgesetzt. Zuvor hatte der Landesverfassungsgerichtshof in der Nacht den Weg für eine zügige Wahl des Präsidiums frei gemacht. Die Weimarer Richter entschieden auf Antrag der CDU-Fraktion einstimmig, dass das Parlament das Recht hat, vor der Wahl seines Präsidiums die Geschäftsordnung zu ändern (AZ: VerfGH 36/24). Damit konnte der Landtag auch das Vorschlagsrecht zur Wahl des Landtagspräsidenten neu regeln.

Das hatte Alterspräsident Jürgen Treutler (AfD) im Rahmen einer chaotischen ersten Landtagssitzung der neuen Legislaturperiode am Donnerstag bestritten. Die Sitzung musste schließlich bis zur Entscheidung durch das Gericht unterbrochen werden.

Thaddäus König ist promovierter Politikwissenschaftler. Der 1982 im nordthüringischen Heilbad Heiligenstadt geborene Katholik ist seit 2019 Mitglied des Landtags und war sozial- und arbeitsmarktpolitischer Sprecher sowie sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Im Anschluss an sein Studium in Jena und im estländischen Tartu trat er als Assistent der Geschäftsführung in das Kolping-Bildungswerk Thüringen ein. 2013 übernahm er dessen Geschäftsführung.

König, der sich nach eigenen Angaben seit seiner Kindheit in seiner Pfarrgemeinde engagiert, kündigte bereits im Vorfeld an, das Katholische in seiner Amtsführung nicht verstecken zu wollen. „Die Sternsinger sollen kommen und in mein Arbeitszimmer kommt ein Kreuz“, sagte der Eichsfelder dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Der Glaube ist mein Wertegerüst, auf dem das Politische aufbaut“, sagte er und benannte Solidarität, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung als wichtige Eckpfeiler seiner persönlichen Überzeugungen.

Keine Kirchenmitglieder in BSW-Fraktion

In der CDU-Fraktion sind elf der 23 Abgeordneten eigenen Aussagen zufolge konfessionsgebunden. Sechs Parlamentarier sind evangelisch, fünf katholisch. Insgesamt 18 Christdemokraten folgten vor der ersten Sitzung des neuen Landtages am Donnerstag der Einladung zu einem ökumenischen Gottesdienst der beiden großen christlichen Kirchen in der Erfurter Thomaskirche.

Das gemeinsame Gebet vor Plenarsitzungen hat Tradition. Zusammen mit seinem katholischen Amtskollegen Claudio Kullmann lädt der Beauftragte der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung in Thüringen, André Demut, zu den regelmäßigen Andachten vor den Landtagssitzungen ein.

Im Gottesdienst präsent waren auch Vertreter vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Laut Selbstauskunft gehört keiner der 15 Abgeordneten der Partei einer religiösen Gemeinschaft an. Fraktionschefin Katja Wolf sagte, auch sie sei ungetauft. Doch habe sie als damalige Oberbürgermeisterin von Eisenach zur evangelischen Kirche gefunden.

„Es war die Strahlkraft des Reformationsjahres im Jahr 2017“, sagte Wolf. Seitdem pflege sie ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zum Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer. Man treffe sich zum Kaffee, sei auch bereits zum gemeinsamen Taufpilgern verabredet.

AfD-Politiker Dietrich: Bibel ist Fundament für Grundgesetz

In der sechs Mitglieder umfassenden SPD-Fraktion gehören drei Parlamentarier der evangelischen Kirche an. Noch-Innenminister Georg Maier ist katholischen Glaubens. Im Laufe der Legislaturperiode könnte auch das bislang kirchlich prominenteste sozialdemokratische Kirchenmitglied ins hohe Haus zurückkehren: Dorothea Marx ist Synodale der EKM-Landessynode. Den Sprung ins weltliche Parlament hat sie knapp verpasst und ist erste Nachrückerin.

In der zwölf Mitglieder starken Linken-Fraktion ist der amtierende Ministerpräsident Bodo Ramelow die sichtbarste Verbindung zwischen Politik und Religion. Ramelow war es, der das öffentliche Bekenntnis zum Glauben in der deutschen Linken ein Stück weit hoffähig gemacht hat. Ramelow gehört der Fraktion weiter an. Zwei weitere Abgeordnete sind ebenfalls evangelisch.

In der 32 Abgeordnete umfassenden AfD-Fraktion bekennen sich ausweislich der Selbstauskunft gegenüber dem Thüringer Landtag zwei Abgeordnete explizit zum christlichen Glauben. Der Geraer Dieter Ladenbach bezeichnet sich als katholisch.

Der Ilmenauer Jens Dietrich ist evangelischen Glaubens, aber bereits vor Jahren aus der Landeskirche ausgetreten. „Die evangelische Kirche war mir zu politisch geworden und zu wenig in Glaubensfragen unterwegs“, sagt er. Gläubig sei er dennoch und weiterhin. Das beeinflusse natürlich auch seine politischen Überzeugungen. Die Worte der Bibel und die christlichen Werte seien schließlich das Fundament, auf dem das Grundgesetz fuße.

epd
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