Neuer Präses Kern: „Lebt als Hoffnungsmenschen!“

Steffen Kern ist am Samstag als Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes eingesetzt worden. Er stellte den Dienst am Nächsten in den Fokus seines Verbandes.
Von Norbert Schäfer
Steffen Kern, Gnadau, Pietismus, Präses

Der württembergische Pfarrer Steffen Kern ist am Samstag in einem feierlichen Gottesdienst in Kassel als Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes eingesetzt worden. Der neue Gnadauer Präses rief die Christen in seinem Verband dazu auf, den „Anfängerglauben“ wieder neu zu entdecken und als „Hoffnungsmenschen“ zu leben. „Wir wollen eine Bewegung von Hoffnungsmenschen sein“, sagte er. „Was uns am meisten fehlt, sind weder Kirchensteuern noch Spenden, weder Mitglieder noch Mitarbeitende, weder Konzepte noch Programme“, sagte Kern, und weiter: „Was uns fehlt, ist die tiefe Freude, das Ergriffensein von dem, was Gnade heißt. Von dem, wer Jesus Christus für uns ist.“

In seiner Predigt als neuer Präses des Verbandes betonte Kern den Dienst am Nächsten. Sein Verband solle eine „dienende Gemeinschaft“ sein. „Dienen, das ist unser Weg“, sagte Kern. „Und wenn unsere Kirchen und Gemeinschaften im 21. Jahrhundert als Institutionen an Bedeutung verlieren, aber neu zu dienenden Bewegungen werden, dann ist das ein Segen für unser Land.“

Bedford-Strohm: „Freude auf Zusammenarbeit“

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Kern im Festgottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche als „Brückenbauer“ und als „eine der führenden Stimmen in der pietistischen und evangelikalen Bewegung“. Eine „Christus-Leidenschaft“ verbinde ihn mit Kern, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, und der gemeinsame Antrieb, die „radikale Liebe Jesu Christi ganz auszuspannen“.

Foto: PRO/Norbert Schäfer
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm freut sich auf die Zusammenarbeit und nannte Steffen Kern „eine führende Stimme in der pietistischen und evangelikalen Bewegung“

Anna-Nicole Heinrich: „Das wird gut werden!“

Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, unterstrich in einem Grußwort die Verbundenheit von Gemeinschaftsbewegung und EKD. „Ich schätze es sehr, in Steffen Kern einen Austauschpartner zu haben, der sich sowohl in der Gemeinschaftsbewegung als auch in der EKD zuhause fühlt“, erklärte die Präses auf Anfrage, und weiter: „Sein Blick und Hinweisen auf alles Gemeinsame, ohne die Absicht zu haben, Unterschiede weg zu wischen bringt uns weiter.“ Heinrich wünschte Kern eine „große Portion Unverzagtheit“ für das neue Amt und dankte Kern für dessen Bemühungen um Integration in der Kirche. „Das wird gut werden!“, kündigte Heinrich an.

Der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Deutschland (DEA), Ekkehart Vetter, wünschte Kern, dass sein Wirken dazu beitrage, dass die zahlreichen Ideen und Vorhaben des Verbandes zur Entfaltung kommen. Als Präses könne Kern nun Neuaufbrüche in der Gemeinschaftsbewegung fördern und ebenso die Einheit stärken.

Foto: PRO/Christoph Irion
Drei Generationen Gnadauer beim Empfang nach dem Gottesdienst: Präses Steffen Kern (Mitte) mit seinen beiden Vorgängern Christoph Morgner (li.) und Michael Diener

Der Gnadauer Verband ist der Dachverband der pietistischen Gemeinschaftsbewegung. Er hat seinen Sitz in Kassel. Dem Verband gehören mehr als 30 regionale sowie sechs Jugendverbände an sowie Diakonissenmutterhäuser, Missionswerke, Diakonie- und Bildungseinrichtungen an. Der Gnadauer Verband ist ein freies Werk und nach eigenen Angaben die größte eigenständige Bewegung innerhalb der EKD. Kerns Vorgänger war der Pfarrer der Evangelischen Kirche der Pfalz und Mitglied im Rat der EKD, Michael Diener. Generalsekretär des Verbandes ist Frank Spatz.

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6 Antworten

  1. Eine Gemeinschaft, die die Sorgen und Einsamkeiten ernst nimmt und aktiv durch menschliche Nähe versucht, den Menschen zu helfen. Das ist genau das, was Hoffnungsmenschen leisten können. Das verstehe ich als eine heilige, vordringliche Aufgabe der Christen. Mit den Menschen sprechen und Zeit haben für seine Nächsten und alle, denen wir durch die Führung des Heiligen Geistes begegnen.
    Die Kraft für solche aktive und kreative Nächstenliebe, die auch Raum für neue Möglichkeiten schafft, die wünsche ich besonders auch dem Präses Steffen Kern

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  2. Bin gespannt, wie Steffen Kern den Spagat zwischen Gemeinschaftsbewegung und EKD hinbekommt.
    Michael Diener jedenfalls hat ihn nicht hinbekommen.

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    1. Das hat doch Diener gut hinbekommen, indem er Gnadau immer mehr theologisch entkernt hat. Warum ist denn sonst z. B. die MSOE bei Gnadau ausgetreten? Das Abstimmungsverhalten von Kern in der EKD bisher und seine Äußerungen lassen doch nur begründet vermuten, dass er auf dem Weg Dieners weitergeht.

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    2. Auch ein Präses ist immer nur so gut, wie die Mitglieder, die ihn unterstützen, oder ihm ans Bein pinkeln. Michael Diener jedenfalls hatte so manche von der zweiten Sorte.

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  3. Von ganzem Herzen gratuliere ich als Api unserem neuen Präses Steffen Kern und sehe ihn auf gutem Wege in prägnanten, tiefen Fussstapfen seiner Vorgänger, die ich in ihrem Wirken und ihrem geistlichen Ringen um gemeinsame Positionen sehr schätze und danke!

    Lasst uns als Gemeinschaftsbewegung mit grossen, weiten Herzen in die Zukunft gehen und das Leben und unsere Mitmenschen durch die grenzenlos liebevolle Brille Jesu sehen, und uns so im Miteinander gegenseitig wertschätzen und nicht entmutigen.
    Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gegessen, drum müssen wir auch nicht so tun als ob.
    Wir alle sind gemeinsam auf dem Weg und folgen dem Einen, auf den wir uns berufen: Jesus Christus.

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  4. Zunächst einmal: herzliche Gratulation zur Wahl. Das sage ich aus Respekt gegenüber der kommunikativen Lebensleistung von Steffen Kern, der das Menschenmögliche versucht, auseinander driftende Flügel des Protestantismus zusammen zu halten. Als Moderator leistet Bruder Kern Großartiges, er ist geradezu ein „begnadeter“ Netzwerker. Allerdings leidet darunter sein theologisches Profil. Da finde ich ihn zu angepasst. Da erwarte ich von ihm mehr christliches Selbstbewusstsein – gerade im Verhältnis zu den beiden anderen monotheistischen Glaubensgemeinschaften Judentum und Islam, die dem Christentum religionsgeschichtlich verhältnismäßig nahe stehen. Am 9. November 2016 hätte ich mindestens von Steffen Kern erwartet, dass er sich als EKD-Synodaler der Stimme enthalten hätte, als jene Erklärung verabschiedet wurde, die ein Nein zur Judenmission formulierte. Aber er hat – wie auch Bruder Diener – zugestimmt. Das ist mir unbegreiflich. Ich kann es mir nur so erklären, dass die Gruppendynamik auf der Synode so stark und die Erwartung so groß war in bezug auf Einstimmigkeit, dass Bruder Kern „umgekippt“ ist. Würde er aus voller eigener Überzeugung zugestimmt haben, fände ich es noch viel bedenklicher. Denn das würde ja bedeuten, dass er Israel einen eigenen Heilsweg unabhängig und ausserhalb der Gemeinde Jesu zubilligt. Kerns damals nachgereichte Erklärung, das Nein zur Judenmission sei nicht gleichbedeutend mit einer Absage an das Christuszeugnis gegenüber Israel, wirkt auf mich künstlich.

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