Neuer Film zu 9/11 – und die Verschwörung geht weiter

L o s A n g e l e s (PRO) - Auch fünf Jahre nach den Terror-Anschlägen des 11. September werden die Menschen immer noch von den damaligen Ereignissen aufgewühlt - und auch Spekulationen über ihre möglichen "wahren" Hintergründe kommen nicht zur Ruhe. In dieser Woche ist der zweite Kinofilm zu den Terrorakten von New York in die amerikanischen Kinos gekommen. Und ein amerikanischer Theologe will Christen in einem Buch darüber aufklären, dass eigentlich die amerikanische Regierung hinter den mörderischen Attacken stecke.
Von PRO

Oscar-Preisträger Oliver Stone hatte schon immer eine Affinität zu hochpolitischem Stoff für seine Filme. Er verfilmte die Geschichte um den Mord an John F. Kennedy („JFK“, 1991) und portraitierte den umstrittenen Präsidenten Richard Nixon („Nixon“, 1995) sowie Jasser Arafat („Persona Non Grata“) und Fidel Castro („Comandante“, beide 2002).

Am liebsten hätte der 59-jährige Stone gleich nach den Anschlägen von 2001 einen Film über die Ereignisse gemacht. Nun ist es soweit: am 28. September kommt der Film „World Trade Center“ auch in die deutschen Kinos. Ähnlich wie der erste Film über die Flugzeugentführungen, „Flug 93“ von Paul Greengrass („Die Bourne Verschwörung“), der erst im Juli erschien, lässt er politische Hintergründe jedoch außen vor. Er beschreibt die Ereignisse anhand der Erlebnisse zweier New Yorker Polizisten. John McLoughlin (gespielt von Nicolas Cage) und William J. Jimeno (Michael Pena) waren unter den Rettungskräften, die versuchten, Überlebende aus den Trümmern der beiden Twin Towers zu retten. Sie wurden selbst eingeschüttet und konnten erst nach vielen Stunden voller Schmerz und Todesangst befreit werden. Während sie unbeweglich unter den Trümmern liegen, und mit dem Tod ringen, beten sie und reden über Gott. Das Drehbuch wurde in ausführlicher Absprache mit den realen Personen geschrieben.

„Das Christlich-Religiöse stößt Europäer eher ab“

Ob die in Todesangst zu Gott betenden Polizisten nicht ein Klischee bedienten, wollte das Magazin „Stern“ im Interview mit dem Star-Regisseur wissen. In einer Szene erscheint gar Jesus Christus selbst, der zu einem der Eingeschütteten spricht. Warum er dies zeige, will der „Stern“-Reporter wissen, und Stone antwortet: „Es ist exakt so passiert, das ist nicht meine Idee. Jimeno hat seine Auferstehung erlebt, nachdem ihm Jesus erschienen ist. Vielleicht wird Europäer das abstoßen.“ Der „Stern“-Reporter antwortet: „Absolut.“

Alles in seinem Film entspreche den Berichten aus der Realität, so Stone. „Wo sonst findest du einen Ex-Marine wie David Karnes, einen wiedergeborenen Christen, der seinen Job verlässt, noch zum Friseur geht, nach New York fährt und in der Dunkelheit den eingeklemmten Jimeno in sieben Meter Tiefe unter den Trümmern findet. Das ist wie im Film, man glaubt es nicht.“

Es habe einen „Druck“ gegeben, „gewisse Dinge“ nicht zu zeigen, etwa „die Blutbäder, das Christlich-Religiöse“, Dinge eben, die Europäer „abstoßen“. Doch diesem Druck habe der Regisseur standgehalten. Ihm sei wichtig gewesen, einen realistischen Film über eine reale Sache zu machen, anders als bei den üblichen Katastrophenfilmen, in denen die Wirklichkeit im Grunde „verniedlicht“ und der Zuschauer in Sicherheit gewogen werde. Der 11. September hingegen sei real gewesen.

Ein Bush-Kritiker mit unpolitischem Film

Sein Werk beschäftige sich nur mit Menschen-Schicksalen und sei daher „erfrischend unpolitisch“, sagt Stone. Dennoch hält er mit Kritik an Präsident George W. Bush wie gewohnt nicht zurück. „Am 12. September gab es in der ganzen Welt diese einzigartige Identifikation mit Amerika. Es war eine einmalige Chance für die politische Führung. Wäre Al Gore Präsident gewesen, hätte es eine viel ausgewogenere Antwort gegeben, und die Welt wäre heute ein anderer Ort.“

„Wir haben mehr aus den Anschlägen gemacht, als wir hätten sollen. Wir haben den Tag zu einem Monstrum aufgeblasen, statt die Perspektive zu wahren.“ Er glaube jedenfalls nicht, dass man seinen Film „für Bushs Krieg gegen den Terror ausschlachten könnte“.

Als der „Stern“-Reporter Jan-Christoph Wiechmann Stone „Mister Verschwörung“ nennt, distanziert dieser sich von dem Bild eines „Verschwörungstheoretikers“. Die andere Seite, die Regierung, spinne die wirklichen Verschwörungstheorien: „Was, zum Teufel, war der Irak-Krieg anderes als eine Verschwörung von Cheney und Bush und einer Bande im Pentagon? Die wollten Krieg auf Teufel komm raus und ignorierten alle anderen Einschätzungen. Das ist eine Verschwörung.“

Im Übrigen habe er Bush in jungen Jahren kennen gelernt. „Er haut dir auf den Rücken, nennt dich beim Spitznamen, macht Witze, das typische Internatsverhalten. (…) Bush war ein Witz. Keiner nahm ihn ernst. Heute ist er leider kein Witz.“ In Amerika „kille“ man ihn seit Jahren wegen seiner Kritik am System, so Stone. Manche bemängeln beispielsweise, dass der Erlös der ersten fünf Spieltage seines Filmes in amerikanischen Kinos nur zu zehn Prozent an die Hinterbliebenen der Anschläge gingen. „Universal“ hatte dagegen aus dem Erlös von „Flug 93“ eine siebenstellige Summe gespendet.

Ein Theologe und die Konstruktion von Wolkenkratzern

Pünktlich zu den ersten Kinofilmen zum 11. September bringt ein emeritierter 66-jähriger Theologie-Professor seine Theorien zu den Attentaten auf den Markt. In dem Buch „Christian Faith and the Truth Behind 9/11“ („Christlicher Glaube und die Wahrheit des 11. September – Ein Ruf zur Reflexion und Aktion“) bittet David Ray Griffin unter Christen um Gehör für seine Vorschläge, wie es wirklich gewesen sein könnte mit den Zwillingstürmen und den knapp 3.000 Toten.

Der offiziellen Version jedenfalls, nach der eine Gruppe muslimischer Attentäter vier Flugzeuge entführten, glaubt er nicht. Die Verschwörungstheorien um den 11. September sprossen stetig. Griffins Theorie baut hauptsächlich auf folgende Ansicht: Feuer habe niemals zuvor in der Geschichte ein auf Stahlträgern errichtetes Gebäude zerstören können. Auch die Art und Weise, wie die Türme zusammenstürzten, leiteten den gelernten Theologen eher zu der Annahme, dass es sich um gezielte Sprengungen gehandelt habe.

Ergo: die Regierung wollte einen Anlass für einen Krieg gegen Moslems. Griffin selbst fasst seine Argumentation mit der Frage zusammen: „Wie sollten Christen in Amerika reagieren, wenn sie realisieren, in einem Imperium zu leben, das dem Römischen Imperium zur Zeit Jesu ähnlich ist, und das ihn tötete, weil er Widerstand gegen dieses Imperium leistete?“ Was folgt, ist der Versuch, unterschiedliche geschichtliche Ereignisse in einen Zusammenhang zu bringen. Allen ist demnach gemeinsam, dass sie einem großen Plan der USA dienen: die Errichtung eines „Pax Americana“ in der Welt.

Eine Argumentation Griffins lautet dabei: die Attentäter des 11. September waren nach Ansicht der Regierung gläubige Moslems. Doch wie sich später herausstellte, waren einige von ihnen weltlichen Dingen wie Alkohol, Kokain, Glücksspiel und Tanz nicht abgeneigt, so etwa der Kopf der Gruppe, Mohamed Atta. Griffin folgert: also können diese Menschen keine gläubigen Moslem gewesen sein. Also müsse an der Version der amerikanischen Regierung etwas faul sein.

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