Die frühere EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus wird Seelsorgerin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen in Bielefeld-Bethel. Das teilte das Diakonie-Unternehmen am Montag mit. Die 61-Jährige beginnt ihre neue Aufgabe am 1. April.
Im November war sie von ihren Spitzenämtern zurückgetreten. Der Vorwurf lautetet, dass Kurschus in einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt an ihrem früheren Arbeitsort Siegen nicht transparent zur Aufklärung beigetragen habe. In Bethel soll Kurschus den Vorsitz der Ethik-Kommission übernehmen und damit „die ethische Positionierung Bethels in den kirchlichen und gesellschaftlichen Debatten vertreten“. Außerdem leitet die Theologin das Haus der Stille und übernimmt seelsorgliche Dienst im Hospiz „Haus Zuversicht“.
„Wieder mehr pastoraler Dienst“
Kurschus bleibt Pfarrerin der westfälischen Kirche und wird außerhalb Bethels ihre Vortrags- und Predigttätigkeiten weiterführen. „In der neuen Aufgabe werde ich wieder den ursprünglichen pastoralen Dienst tun können, der mir in den großen kirchlichen Leitungsämtern oft gefehlt hat“, wird die Theologin zitiert. Darauf freue sie sich sehr.
Bethel-Chef Ulrich Pohl hofft, dass Kurschus’ „langjähriges Wirken für die Menschen in Bethel auch über Bethel hinaus weiter Früchte tragen wird“. Kurschus sei der Arbeit der Einrichtung schon lange verbunden. Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben ihren Hauptsitz in Bielefeld. Die Einrichtung ist eines der größten diakonischen Unternehmen in Europa.
An acht Standorten werden etwa 240.000 Menschen in verschiedenen diakonischen Arbeitsfeldern von rund 24.000 Mitarbeitenden behandelt, betreut oder ausgebildet. Gegründet haben die Einrichtung 1867 Kaufleute aus Bielefeld sowie die Inneren Mission in Bielefeld. Einer der prägenden Köpfe in der bisherigen Geschichte ist Friedrich von Bodelschwingh. Er leitete die Einrichtung ab 1872 und gab ihr den biblischen Namen „Bethel“ (Haus Gottes).
Annette Kurschus hat in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal Evangelische Theologie studiert. Nach ihrem Vikariat in Siegen war sie dort ab 1993 auch Gemeindepfarrerin. 2005 wurde die 61-Jährige Superintendentin und damit leitende Theologin des Kirchenkreises. Seit 2011 war sie Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Ihre Wiederwahl erfolgte 2019. Ab 2015 war sie stellvertretende und seit November 2021 EKD-Ratsvorsitzende.