Das Kind aus einer wohlhabenden Familie lernte auf der Kart-Bahn schon früh den Rausch der Geschwindigkeit kennen. Als er schon mit 21 Jahren in die Formel 1 ging, zog er sehr bald die weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Diesen Werdegang zeichnet die brasilianische Serie „Senna“ nach, die ab Freitag bei Netflix zu sehen ist. Die sechs Folgen umfassende Serie beginnt mit Sennas Umzug nach England, wo er in die Formel Ford einstieg, und endet mit seinem tragischen Unfall beim San Marino Grand Prix im italienischen Imola.
Senna war tiefgläubig. „Gott hat mir die Chance gegeben, Formel 1 zu fahren“, war sich der junge Senna schon früh bewusst. „Er gibt mir Ruhe und Gelassenheit.“ Er schien seinem Wagen und seinem Körper etwas abverlangen zu können, was kaum jemand sonst schaffte. Immer bekannte sich Senna zu seiner Herkunft und löste in seinem Heimatland ein Fieber der Begeisterung aus. Senna setzte sich für viele soziale Projekte in seinem Heimatland Brasilien ein, vor allem für Kinder.
Im Jahr 1988 holte sich der Brasilianer den ersten von insgesamt drei Weltmeistertiteln. Er war damals mit 28 Jahren der jüngste Weltmeister der Formel 1. „Als ich siegte, war mir Gott ganz nahe, ich spürte seine Gegenwart“, sagt er anschließend in die Kameras. Sennas tiefe Gläubigkeit veranlasste seinen Rivalen Prost zu Spott, jagte jenem aber offensichtlich einfach nur Angst ein. Senna fahre wie wahnsinnig, weil er an Gott glaube und sich für unsterblich halte, fand er.
Im Jahr 2011 kam ein Film in die Kinos, der das Ausnahmetalent porträtiert. Der Film ebenfalls mit dem Namen „Senna“ beleuchtet auch den tiefen Glauben des Spitzensportlers. Auch diese Dokumentation des Regisseurs Asif Kapadia ist bei Netflix zu sehen. Die nun in Brasilen produzierte Serie startet zunächst mit zwei Folgen. Zu sehen ist sie im portugiesischen Originalton mit deutschen Untertiteln. Leider blenden zumindest diese Folgen den Glauben des Sportlers völlig aus.
Aufwendig produziert
Netflix hatte die Serie schon im September 2020 angekündigt, doch die Corona-Pandemie sorgte immer wieder für große Verzögerungen bei der Produktion. Ayrton Senna wird (sehenswert) gespielt vom brasilianischen Schauspieler Gabriel Leone, der bereits im Film „Ferrari“ mit der Formel 1 in Kontakt kam. Auch ein deutscher Schauspieler ist zu sehen: Johannes Heinrichs spielt den österreichischen Formel-1-Fahrer Niki Lauda, und das sehr glaubwürdig.
Die Serie ist durchaus aufwendig produziert und erzeugt Spannung. Besonders christlich geht es zumindest in den ersten zwei Folgen aber nicht zu. Da hüpft der Junge, noch auf den unteren Stufen der F1-Karriereleiter stehend, in Monaco mit einer Fürstin ins Bett, die er kaum kennt. „Auch viele Jahre nach seinem Tod ist er für viele immer noch ein Held“, besagt ein eingeblendeter Text am Anfang. Seine Motivation ist dann schlicht: schnell nach ganz oben kommen, alle andere besiegen, im Rennzirkus der Wichtigste werden.
Als Senna am 1. Mai 1994 beim Großen Preis von San Marino in Imola teilnahm, krachte sein Wagen in einer Kurve in die Begrenzung und wurde fast zur Hälfte aufgerissen. Michael Schumacher, der damals unmittelbar hinter dem dreifachen Weltmeister fuhr, sagte danach, er werde diesen Moment nie vergessen. Am Morgen seines Todestages habe Senna in der Bibel gelesen, erzählt seine Schwester Viviane in der Dokumentation von 2011. Er habe Gott um ein „großes Geschenk“ gebeten.
Die Bibelstelle habe ihm gesagt, dass Gott ihm tatsächlich etwas schenken wolle, und zwar das Größte, was ein Mensch bekommen könne: Gott selbst. Die Doku endet mit einer Aufnahme des Grabsteins Sennas, darauf steht: „Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes.“ Es wäre tragisch, wenn eine sechsteilige brasilianische Serie über einen der größten Helden des Landes einen so wichtigen Aspekt im Leben des gläubigen Sportlers ganz ausblenden würde.