Am 4. Dezember 2023 ist Eric Nussbaumer zum Nationalratspräsidenten der Schweiz gewählt worden. Gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat sich Nussbaumer nun in einem Interview zu seinem christlichen Glauben geäußert. Demnach bedeutet dem Politiker der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP) die Bibel viel.
Verwurzelt ist der SP-Politiker aus dem Kanton Basel-Land eigenen Angaben zufolge in der mennonitisch-täuferischen Glaubensausprägung, ist aber heute Methodist, weil er an Orten lebte, an denen es keine Täufergemeinden gab. Die befreiende Dimension des christlichen Glaubens hat Nussbaumer nach eigener Aussage vor allem in der methodistischen Jugendarbeit erlebt und „auch so aufgesogen“. Eine „Abgeschiedenheit von der Welt“ erkenne er zwar in der Geschichte der Täuferbewegung, aber nicht in seiner eigenen Biografie.
Keine Angst, dass christliche Werte verschwinden
„Mit rigiden Glaubenslehren will er nichts zu schaffen haben“, schreibt SRF über den Nationalratspräsidenten. Nussbaumer distanziere sich von Kirchen und Religionsgemeinschaften, die einengten. „Kirche muss uns helfen, das Leben gemeinsam zu meistern. Sonst hat sie keine Berechtigung“, erklärte Nussbaumer gegenüber SRF. Für den Schutz der Religionsfreiheit will sich der Sozialdemokrat einsetzen, auch für den interreligiösen Frieden.
Die Sorge, dass christliche Werte aus der Gesellschaft verschwinden, teilt der Politiker nicht. „Grundsätzlich reagiere ich auf das nicht mit Angst“, erklärt Nussbaumer in dem Gespräch. Er sei überzeugt, „dass es ein wertvolles Element ist einer Gesellschaft, dass die religiöse Dimension nicht außer Acht gelassen wird.“ Die Gesellschaft solle darum ringen, dass diese Dimension in großer Freiheit praktiziert werden könne.
„Sorgfältige Aufarbeitung“ von sexuellem Missbrauch
Von Religionen verlangt der Politiker, dass sie sich in die demokratische Grundordnung der Schweiz einfügen und einen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft leisten. Nussbaumer konstatiert, dass die allermeisten Kirchen und religiösen Gemeinden in der Schweiz diese Erwartungen erfüllten. Deshalb wolle Nussbaumer die Kirchen vor unsachgemäßer Kritik schützen. Von den Landeskirchen wünscht sich Nussbaumer, dass sie sich von überkommenen Traditionen trennen und agiler werden.
Der Reformstau in der katholischen Kirche weckt den Unmut des Politikers, auch wenn das nicht Nussbaumers eigener Erfahrung aus seiner Glaubensgemeinschaft entspreche. Zur Abwendung vieler Menschen von der katholischen Kirche wegen des sexuellen Missbrauchs sagte er: „Der Vertrauensverlust ist enorm, und auch berechtigt“. Es schmerze jeden Christen, der die Missbrauchsberichte höre. Daher gebe es keinen anderen Weg als die sorgfältige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.
Dass derzeit vor allem die Landeskirchen in der Schweiz unter Beobachtung stünden hinsichtlich ihrer Leistungen und der Kirchensteuer, sieht der Politiker „ganz gelassen und als selbstverständlich“ an. Im Kanton Zürich war im vergangenen November eine Studie veröffentlicht worden, welche die gesamtgesellschaftlichen Leistungen der Kirchen bewertet. Die „Widmer Studie“ hatte zutage gefördert, dass die Leistungen der Kirchen zu wenig wahrgenommen würden, obwohl diese sich als qualitativ gut erwiesen hätten.