Nachrichtensendungen: Analysen sehen kaum Vielfalt

Die Auswertung von Nachrichtensendungen der Sender ARD, ZDF und RTL ergibt laut einer Analyse des Instituts Media Tenor ein eindeutiges Bild: In der Berichterstattung gibt es wenig Vielfalt. Hinzu kommt eine Schlagseite zu Gunsten linker Parteien.
Von Johannes Schwarz
Er bleibt nach wie vor die wichtigste Informationsquelle der Deutschen: der Fernseher

Sowohl die Tagesschau als auch ZDF Heute und RTL Aktuell haben in den vergangenen zwei Jahren am meisten über die Unionsparteien berichtet. Dies ist das Ergebnis umfassender Analysen des Medienforschungsinstitutes Media Tenor. Alle drei Sender brachten zwischen 2.100 und 2.700 Berichte über die CDU/CSU. Über die SPD gab es deutlich weniger als 2.000 Berichte. Rang drei belegt Bündnis 90/Die Grünen, gefolgt von der FDP. Am wenigsten Berichte der insgesamt 18.805 Berichte gibt es über die AfD und die Linke.

Journalist Roland Schatz, Gründer und Chef des Medienforschungsinstitutes Media Tenor, sagte gegenüber PRO: „Eine erste Erkenntnis ist, dass die für die Grundversorgung in Deutschland geforderte Vielfalt und Komplementarität zumindest in den letzten Jahren offensichtlich gelitten hat.“ Die unterschiedlichen Redaktionen kämen nunmehr zum beinahe gleichen Ergebnis. Schatz sieht daher wenig Vielfalt im Informations-Angebot.

Besonders ARD und ZDF seien in der Pflicht, zu mehr Vielfalt zu kommen. Die Vorgaben, Unterschiedlichkeit herzustellen, sei Grundlage für die Arbeitsweise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Schatz: Schlagseite zu Gunsten von SPD und Grüne

Media Tenor hat die Kommentare der Tagesthemen untersucht. Zwischen 2012 und 2021, also binnen zehn Jahren, waren etwas mehr als 1.000 Kommentare der Union gewidmet. Die gefällten Urteile waren zu 50 Prozent negativ gegenüber der CDU/CSU. Schatz stellt die Frage, „ob sich hier über die Jahre eine gewisse Schlagseite eingeschlichen hat“.

Die Analysten prüften die Berichte in den drei Nachrichtensendungen nach Wertungen – also ob ein Bericht negativ, neutral oder positiv für eine Partei ist. Die meisten Berichte über Parteien waren neutral. Dennoch zeigen die Daten, dass Grüne und SPD am besten wegkommen. Bei diesen beiden Parteien ist der Anteil der positiven Berichte bei allen Beiträgen zu Parteien am höchsten.

In der Tagesschau und den Heute-Nachrichten haben SPD und Bündnis 90/Die Grünen außerdem den geringsten Anteil der negativen Berichte. In allen drei Nachrichtensendungen verzeichnet die AfD die meisten negativen Berichte, gefolgt von der Union und der Linkspartei. In der Bewertung der Parteien gibt es zwischen den drei untersuchten Sender kaum Unterschiede. Die Autoren fragen daher provokant: „Wozu drei Sender?“

Auf Nachfrage erklärte Schatz die Methodik der Bewertung. Sozialwissenschaftliche Methoden wurden bei der Untersuchung genutzt. „Alle Analysten erhalten die gleichen Texte, die sie in einer vorgegebenen Zeit auszuwerten haben. Die Übereinstimmung definiert dann, wie hoch die Qualität der vorgelegten Studie ist.“ Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist von der Inter-Coder-Reliabilität die Rede.

Katholische Kirche am Pranger

Die Studienmacher prüften nicht nur die Bewertung zur Politik, sondern auch zur Religion. Auch hier ist keine sonderliche Vielfalt in der Berichterstattung zu erkennen. Am meisten berichten die Nachrichtenformate über die Katholische Kirche sowie über den Islam. Schatz sieht dies kritisch: „Es bildet doch kaum die Realität in Deutschland ab.“ Die Katholiken wollten schließlich nicht mehr Informationen erhalten als die Protestanten. Die Evangelische Kirche und das Judentum bleiben laut der Studie „unsichtbar“; es gibt nur wenige Berichte über sie.

In der Bewertung ist vor allem der Islam auffällig. Rund 60 bis 80 Prozent der Berichte über den Islam sind negativ. Auch die Berichte zur Katholischen Kirche sind mit rund 40 Prozent im Durchschnitt negativ. Schatz sieht hier ein eindeutiges „klares negatives Framing“ der Sender. Im Fall der Katholischen Kirche fragt sich Schatz, weshalb nicht die Expertise eine Rolle in der Berichterstattung spielt. Schließlich seien Katholische Kirchen zu 26 Prozent Hauptbereiter von Krankenhäusern. Mit Blick auf den Umgang mit der Corona-Pandemie und des Gesundheitswesens seien auch andere Berichte möglich, „diese finden wir im Kontext mit der Katholischen Kirche kaum“.

Auch über das Judentum gibt es bei ZDF-Heute und RTL-Aktuell rund 50 Prozent negative Beiträge, während es bei der Tagesschau etwa 25 Prozent sind. Die Evangelische Kirche wird am wenigsten negativ gesehen. Bei RTL-Aktuell erreicht sie sogar rund 20 Prozent positive Beiträge.

ARD auch selbst in der Kritik

Media Tenor untersuchte außerdem das Image der Sender in den vergangenen sechs Jahren, also von 2017 bis 2022. Auffällig sind die Ergebnisse für die ARD und den Deutschlandfunk sowie die Deutsche Welle. Die Studienmacher schreiben von einem „heftigen Gegenwind“ für die Medien. Besonders in den vergangenen zwei Jahren ist die Kritik größer geworden – dies ist durch negative Berichte erkennbar. „Die Skandale bei dem zur ARD gehörenden Sender RBB haben natürlich dazu beigetragen, dass ein erheblicher Anteil von Kritik bei der ARD zu beobachten war.“

Allerdings gibt es auch immer weniger positive Beiträge zur ARD und dem Deutschlandfunk. Mittlerweile fast gar keinen mehr. Der ARD gelingt es immer weniger, „auf die positiven Entwicklungen aufmerksam zu machen“. Bei allen untersuchten Medien ist die Zustimmung immer weiter zurück gegangen. Schatz irritiert dies, schließlich „leisten alle Journalisten Tag für Tag für den doch eher zunehmenden Informationsbedarf“ Wichtiges.

Das Medienforschungsinstitut appelliert daher an die Medien, die Untersuchung und weitere Forschungen mit ähnlichem Ergebnis ernst zu nehmen. Besonders die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sollten sich erneut mit der Grundversorgung von Informationen auseinandersetzen, dies sei immerhin einer ihrer Aufträge.

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12 Antworten

  1. Ich weiß nicht, ob Ausgewogenheit in Kommentaren das maßgebliche Kriterium sein sollte. Ich finde mich meistenteils schon in den Kommentaren als zu Wort gekommen wieder. Was objektiv aus Sicht einer Mehrheit der Gesamtbevölkerung schlecht ist, sollte auch als „schlecht“ kommentiert werden, umgekehrt natürlich ebenso. Was gut ist aus Sicht der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, sollte gelobt werden. Ohne Rücksicht auf die Mehrheit der Parteibücher in den Sendeanstalten. Es gibt eben objektiv gesehen zu manchen Parteien eben mehr Schlechtes als Gutes zu vermelden. Ist eben so. Wo ich vollkommen gegen wäre, das wäre eine ständige Glattbügelei, unkritische Sichtweise auf gewisse Dinge, die niemandem weiterhilft.

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  2. „Schließlich seien Katholische Kirchen zu 26 Prozent Hauptbereiter von Krankenhäusern.“

    Die wiederum zu 100% von der Allgemeinheit bezahlt werden.

    Was soll überhaupt die Schlussfolgerung sein? Weniger über Missbrauchsopfer berichten und die katholische Kirche ein klitze reinwaschen? Abstrus!

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  3. Ich finde es sehr interessant den Wikipedia Artikel zu Media Tenor zu lesen – das war mein erster Impuls als ich die Überschrift gelesen habe, danach habe ich den Artikel hier nur noch überflogen. Da mögen gute Wissenschaftler im Beirat sein, aber insgesamt erscheint mir diese Firma nicht besonders vertrauenswürdig!

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    1. Bleibt die Frage, wie vertrauenswürdig „Wikipedia“ eigentlich ist?

      Nicht jedem Artikel kann man rückhaltlos vertrauen. Wir denken viel zu oft: Was auf Wikipedia steht, stimmt alles. Statt Information blind zu vertrauen, sollten sich Nutzer genau ansehen, ob diese aus guten Quellen stammen. Und wenn da ein einseitiges Meinungsmedium als „Referenz“ zitiert wird, dann ist Wikipedia genauso, nämlich einseitig, ideologisch, oder schlicht falsch.

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      1. Wenn ich nicht Wikipedia auch, so gut es geht, überprüfen würde, dann hätten Sie Recht. Aber es ist doch selbstverständlich, dass ich auch da nachlese, das geht ja ganz einfach, es gibt viele Einzelnachweise, manches gibt man noch in eine Suchmaschine ein und dann wird man fündig. Zudem: wenn im vorliegenden Fall etwas von Gerichtsurteilen, Unterlassungsklagen usw steht und das nicht aus Wikipedia gelöscht wurde, dann kann man da meiner Ansicht nach schon davon ausgehen, dass das stimmt – wären das unwahre Behauptungen, dann wäre ein Medienprofi (und ich gehe bei dieser Firma davon aus, dass sie sich mit Medien auskennen) da erfolgreich dagegen vorgegangen. Haben Sie einige der Einzelnachweise gelesen? Ich schon.

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  4. „kaum Vielfalt“ ach was, wer hätte das gedacht, wo Vielfalt doch auf allen Fahnen steht die in den Wind gehalten werden. Die Sprach-Virtuosen sprechen von einer Verengung des Meinungskorridors, meine Stammtischbrüder nennen es Maulkorb. Vielleicht sollte man nochmal nachjustieren beim Versuch die Feinde der Demokratie zu identifizieren !

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  5. Ehrlich gesagt, kann ich mit den Ergebnissen der Studie wenig (ungleich nichts) anfangen.
    Ich stimme dem Kommentar von Eckhard auch zu.
    Dass die Mehrheit der Berichterstattung rein prozentual auf die CDU/CSU fällt wäre logisch, da sie Kanzelerschaft in diesem Zeitraum weitgehend innehatten. Dass über AFD und LINKE weniger berichtet wird, ergibt ebenfalls, da sie mit wenigen Ausnahmen an Regierung beteiligt sind.

    Dass über das Judentum 50% Beiträge negativ seien, betrifft doch vor allem die jüdische Regierung. Jüdisches Leben kommt in unseren Medien doch so gut wie gar nicht vor. Wenn dann meist nur geschichtlich oder wenn antisemitische Gewalt verübt wurde. An dieser Stelle sollte man wirklich mal etwas Positives entgegensetzen und das Leben von jüdischen Bürgern als Teil der Gesellschaft darstellen.

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  6. Mal ganz abgesehen von der statistischen Auswertung in den Berichten und Kommentaren hinsichtlich der „Berücksichtigung von möglichst Allen“ – vielleicht fällt nicht nur mir auf bzw. schürt bei mir immer mehr der Verdacht, dass wir es bei den Nachrichten mit „Fake News“ zu tun haben. Nicht nur bei den Nachrichten, auch bei den politischen Talkshows. Ich kann mir nicht vorstellen, dass z.B. der Zustand der Bundeswehr, die Anzahl der Waffen – und welche Waffen an die Ukraine geliefert werden oder nicht- es in den Nachrichtensendungen mit der Wahrheit zugeht. Oder glaubt wirklich jemand, dass wir die „echten Zahlen“ Putin und seinen, natürlich auch in Deutschland vorhandenen, Spionen auf dem Silbertablett präsentieren? Wer könnte uns für so dumm halten? Nein, es wird so sein: Wir liefern Putin „Fakes“, um ihn irrezuleiten, während er, Putin, im Gegenzug „gar nix“ liefert. Oder glaubt jemand, Putin liefere im russischen Fernsehen die tatsächlichen Fakten? Mitnichten.

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  7. Das ganze Thema ist doch bekannt und schon genügend diskutiert. Unsere Medien können Kommentar und Bericht nicht mehr trennen und die meisten Journalisten wählen links. Unsere Talkshows sind einseitig und wenn ein Journalist zur Hetze gegen die CDU aufruft bleibt es merkwürdig still. Zeitungshäuser gehören Parteien oder sind so vom Herausgeber beeinflusst, dass eine meinungsgefärbte Berichterstattung dabei herauskommt. So könnte man x weitere Beispiele anführen.
    Da aber die Meinungsbildung von den Medien gemacht werden und diese sich quasi selbst korrigieren müssen bleibt es merkwürdig ruhig im Land. Denn die Bürger sind anscheinend zufrieden, wenn sie laufend hinter die Fichte geführt werden. Hauptsache die Sportschau und der Tatort kommen pünktlich. Ob wir eine umfassende Berichterstattung zu den Geschehnissen dieser Welt bekommen ist doch egal, Hauptsache die Medien sagen uns, dass wir auf der Seite der Guten sind.
    Es liegt auch mit an uns was uns täglich erzählt wird. Es gibt immer noch den Ausknopf und die Möglichkeit ein Printmedium abzubestellen.

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    1. Ich sehe das ganz genauso wie Sie! Eigentlich kann man das, was die Sendeanstalten uns liefern, nur noch als „Opium fürs Volk“ bezeichnen. Noch nie lief auf den Programmen so viel „Tatort“ gleichzeitig, manchmal auf einem Sender 3 mal „Tatort“ hintereinander. Der Zuschauer wird mit Gewaltverherrlichung nur noch „zugemüllt“. Und die wirklich interessanten, zur Bildung beitragenden Dokus kommen spätabends, wenn alle im Bett liegen…. Und da wundert man sich über eine zunehmende Verrohung unserer Gesellschaft. Da ist nichts zum wundern, das ist die logische Folge. Dank des Fernsehens.

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    2. @Matze
      Sie haben keine Beispiele aufgeführt, sondern Behauptungen aufgestellt, die im Detail mehr als nur bestreitbar sind und die Schlüsse, die Sie vorschlagen, kaum nahelegen! Die Bürger würden – Ihren Ausführungen zufolge – von einer Meinungselite absichtsvoll und sytematisch hinters Licht geführt, deshalb sei es so ruhig im Lande. Aber das ist doch Verschwörungsgeraune vom aller Unfeinsten!
      Aber offensichtlich sind Sie einer der wenigen, der nicht zu den Schlafschafen „hinter [der] Fichte“ gehört. Darf ich erfahren, woher Sie Ihre priviligierten Wahrheitsmomente nehmen? Ich für meinen Teil verfolge ja sog. „alternative Medien“ intensiv seit Jahren und habe dort wirklich fast ausschließlich tendenziösen Müll vorgefunden, der jedweden journalistischen Basisqualitäten Hohn spricht!

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      1. Auch Sie stellen nur Behauptungen auf, wo sind die Beispiele? Nicht nur bei anderen die Fehler suchen….

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