Die Suche nach Informationen und die Nachfrage nach Nachrichten haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv verändert. Hätten sich die Menschen vor einigen Jahren eher stärker zielgerichtet informiert, gehe es heute darum, die Nachricht zu checken und zu „snacken“, erklärte die Siegener Medienwissenschaftlerin Dagmar Hoffmann bei der Fachtagung für Medienpädagogik und Medienbildung in Bielefeld. „Nachrichten werden entwertet zwischen Selfies und Essensbildern“, sagte sie.
Das treffe vor allem auf die jüngere Generation zu: „Jugendliche mögen es bei Nachrichten nicht, wenn viel Wissen vorausgesetzt wird“, sagte Hoffmann; sie hätten ihre Nachrichten am liebsten häppchenweise oder in Schlagzeilen. Jugendliche wollten zudem gerne sofort informiert werden, wenn es etwas Neues in der Welt gebe. Das ideale Nachrichtenmedium berichte von einem neutralen Standpunkt aus, sei abwechslungsreich und formuliere seine Beiträge in einfacher Sprache.
„Fake News fördern Radikalisierung“
Hoffmann stellte fest, dass „die Minderheit, die erhebliches Misstrauen gegenüber den Medien äußert, viel Aufmerksamkeit erfährt“. Es sei „sehr problematisch, wenn immer wieder Fake News gestreut werden” und diese Kampagnencharakter hätten.
Fake News würden Schuld zuweisen und Menschen vorverurteilen. Sie werteten häufig soziale Gruppen und Persönlichkeiten ab und führten zu Hassreden, Radikalisierung und Propaganda. Aus Hoffmanns Sicht seien dafür vor allem Menschen ohne gefestigtes Wertekonzept anfällig. „Es sind Menschen, die wollen, dass gerne mal jemand durchgreift, und die eine große Sehnsucht nach klaren Antworten haben.“
Im Internet könne jeder Inhalte und Nachrichten produzieren und verbreiten. „Wir können das Internet nicht bereinigen. Wir können aber aufklären über die Nachrichtenproduktion und die Anfälligkeit von Fehlern“, bilanzierte Hoffmann. Sie forderte eine selbstkritische Überprüfung des eigenen Informationsmanagements.
Humor hilft
Zahlen aus aktuellen Studien hat die Wissenschaftlerin Angela Tillmann von der Technischen Hochschule Köln vorgestellt. 52 Prozent der Kinder sähen demnach allein fern, 24 Prozent mit ihren Eltern. Die wichtigste Informationsquelle sei das Internet. Bei den Jugendlichen ab 14 Jahren bleibe das wichtigste Informationsangebot zur politischen Meinungsbildung die „Tagesschau“. Jedoch: „Eine häufige Nutzung geht nicht zwangsläufig mit hoher Glaubwürdigkeit einher“, sagte Tillmann.
Für Kinder und Jugendliche spiele eine humorvolle Aufbereitung von Informationen eine wichtige Rolle, damit sie sich Videos anschauten. Humor mache auf die Unzulänglichkeiten der Welt aufmerksam, helfe dabei, Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags gelassener zu begegnen und sie nicht so tragisch zu nehmen. Neben Entspannung und Perspektivwechsel gebe Humor auch ein Gefühl der Überlegenheit.
Mit dem Aufkommen des Internets hätten Jugendliche neue Kanäle, durch die sie an gesellschaftlichen Fragen und Diskussionen teilhaben können. Studien zeigten, dass sich Jugendliche positionieren, einbringen und andere aktivierten, etwa indem sie Petitionen verbreiteten. Im Durchschnitt suchten Jugendliche den aktiven Diskurs eher online als offline. Das Engagement steige mit dem Alter.
Zu dem Fachtag hat der Fachverband für Medienpädagogik und Medienbildung eingeladen. (pro)
Von: jw