Nach Weihnachtsmarkt-Eklat: Darmstädter Gemeinde wird geschlossen

Die Evangelische Kirche Hessen und Nassau schließt bis auf Weiteres die Darmstädter Michaelsgemeinde. Auf deren Weihnachtsmarkt im Dezember hatte eine Palästina-Solidaritätsgruppe antisemitische Symbole angeboten und für einen Eklat gesorgt.
Von Johannes Blöcher-Weil
Auf einem kirchlichen Weihnachtsmarkt in Darmstadt sorgte antisemitische Propaganda für Aufruhr (Symbolbild)

Auf einem kirchlichen Weihnachtsmarkt in Darmstadt im Dezember hatte antisemitische Propaganda für Aufruhr gesorgt. In der Folge gab es mehrere Strafanzeigen gegen die Gemeinde, darunter auch von der Landeskirche selbst. Jetzt hat die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau (EKHN) reagiert und die Darmstädter Michaelsgemeinde bis auf Weiteres geschlossen.

Die Gemeindemitglieder sollen für Gottesdienste oder die Seelsorge auf Nachbargemeinden ausweichen, teilte die Kirche mit. Die Zukunft der Gemeinde müsse nun auf landeskirchlicher Ebene geklärt werden. Zudem seien auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch nicht abgeschlossen.

Auslöser für die Kritik war der „Anti-Koloniale Friedens-Weihnachtsmarkt“. Diesen hatte die Gemeinde gemeinsam mit der Palästina-Solidaritätsgruppe „Darmstadt4Palestine“ ausgerichtet. Dabei wurden auch Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen verwendet. Ein Fotograf hatte die Geschehnisse dokumentiert und im Internet veröffentlicht.

Markt fand ohne Kirchenvorstandsbeschluss statt

Hinzu kam, dass für den politischen Weihnachtsmarkt der erforderliche Beschluss des Kirchenvorstands fehlte. Die EKHN hatte bereits den Pfarrer suspendiert und will prüfen, welche andere Aufgabe er künftig übernehmen könne. Auch das für die Organisation zuständige Mitglied des Kirchenvorstands war zurückgetreten.

Pfarrer Manfred Werner hatte selbst auf dem Markt noch eine Andacht gehalten. Er begrüßte die Anordnung, dass er seine Amtsgeschäfte ruhen lassen müsse. Er müsse seine Familie schützen, die Morddrohungen per Telefon und SMS erhalten habe. Gegenüber der Kirchenverwaltung hatte er erklärt, dass sich die Gemeinde von jeglicher Form der Menschenverachtung distanziere.

Dass die Landeskirche eine Kirchengemeinde derart drastisch sanktioniere, habe er noch nicht erlebt, sagte der Leiter der EKHN-Öffentlichkeitsarbeit, Volker Rahn, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Dekanatssynodalvorstand in Darmstadt habe am Donnerstag beschlossen, auch das Gemeindehaus zu schließen. Lange bestehende Gemeindegruppen wie der Seniorenkreis bekämen alternative Räume in Nachbargemeinden zur Verfügung gestellt. Die aus dem Jahr 1960 stammende Kirche ist laut epd wegen Baumängeln bereits geschlossen.

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