Nach dem Sieg von Nemo beim Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö darf die Schweiz den Musikwettbewerb 2025 ausrichten. Als mögliche Austragungsorte kommen die Großstädte Bern, Zürich, Genf und Basel in Frage. Aber auch der Herkunftsort Nemos, Biel, ist im Rennen. Doch in der Schweiz regt sich Widerstand, nicht nur wegen der hohen Kosten, sondern auch wegen der Satansanbetung, die bei der vergangenen Show in Schweden auf der Bühne und vor einem Millionenpublikum stattfand.
Der Auftritt der irischen Musikerin „Bambie Thug“ als Hexe beim Eurovision Song Contest in Malmö hat nicht nur Christen verstört. Die 31-jährige „non-binäre“ irische Künstlerin war im Mai für Irland angetreten, mit einem Show-Act, der eine Satansanbetung zeigte. „Bambie Thug“ trat mit einem Tänzer auf, der wie der Teufel aussah, sie standen inmitten eines Kreises aus brennenden Kerzen, in dem ein Pentagramm zu sehen war. Am Ende der Performance stand in großen Buchstaben auf der Leinwand „Crown the witch“ – Krönt die Hexe. Im Text des Liedes heißt es: „Ich spreche, um zu zerstören. Durch verdrehte Zungen wurde ein Fluch auf dich ausgeübt.“ Die Irin praktiziert nach eigener Aussage schon seit langem Magie und Satanismus. Sie war zudem eine der lautesten Gegnerinnen des Auftrittes Israels bei dem Gesangswettbewerb.
Auch die Kosten für die Austragung des ESC, die für gewöhnlich hoch ausfallen, sind Teil der Kritik. Der Eurovision Song Contest ist eines der größten Fernsehereignisse weltweit, mehr als 180 Millionen Menschen schauen sich den Musikwettbewerb an. Für eine Austragung in der Schweiz rechnet etwa die Stadt Bern mit Kosten in Höhe von 41 Millionen Euro. Den Großteil machen dabei Sicherheitskosten aus, die auf 28 Millionen Euro veranschlagt werden. Der kommende Austragungsort für den ESC 2025 wird erwartungsgemäß Ende August bekannt gegeben.
Referendum gegen den ESC?
In der Schweiz gibt es ein Instrument der direkten Demokratie: Die Bürger können auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene Referenden fordern. Erhält ein bundesweites Referendum genügend Unterschriften, muss es der gesetzgebenden Bundesversammlung, also dem Parlament der Schweizerischen Eidgenossenschaft, vorgelegt werden. Auf Bundesebene stimmberechtigt sind alle schweizerischen Staatsangehörigen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Die christliche Partei „Eidgenössisch-Demokratische Union“ (EDU) sowie Teile der Schweizerischen Volkspartei (SVP) wollen diese Möglichkeit offenbar nutzen. Wie das Medienunternehmen „Schweizer Radio und Fernsehen“ (SRF) berichtet, hat die EDU angekündigt, an allen möglichen Austragungsorten das Referendum gegen eine öffentliche Unterstützung des ESC ergreifen zu wollen. Der Berner Großrat und Geschäftsleitungsmitglied der EDU Schweiz, Samuel Kullmann, sagte, er finde die ganze Entwicklung des ESC problematisch. „Was uns am meisten gestört hat, ist, dass zunehmend Satanismus und Okkultismus zelebriert oder zumindest toleriert wird“, sagte der christliche Politiker. „Immer mehr Künstlerinnen und Künstler tragen offen okkulte Botschaften vor und unterstreichen sie mit der entsprechenden Symbolik.“ Für den ESC dürfe man in der Schweiz kein öffentliches Geld ausgeben.
In einer Mitteilung der Partei heißt es: „In den letzten Jahren hat sich der ESC zunehmend zu einer Veranstaltung entwickelt, bei der sich antisemitische Vorfälle häufen und immer mehr Auftritte Satanismus und Okkultismus zelebrieren.“ Daher lehne die Partei eine Finanzierung des ESC mit Steuergeldern ab.
Der Parteivorsitzende Daniel Frischknecht bedauerte in einem Youtube-Video, der ESC sei von „Rassismus, Antisemitismus, Satanismus, Blasphemie und destruktiven Sachen wie dem dritten Geschlecht“ beeinflusst. Besonders gestört haben ihn die Proteste und Boykottaufrufe gegen die israelische Sängerin Eden Golan, aber auch die okkulte Bühnenshow von „Bambie Thug“.
Die 1975 gegründete EDU ist eine christliche und konservative Partei in der Schweiz, die sich als werteorientiert und bibeltreu sieht. Gemäß den Statuten lassen sich ihre Mitglieder „vom Glauben an Jesus Christus und im Vertrauen auf die Bibel als Gottes Wort“ leiten. Bei den Nationalratswahlen erhält die EDU für gewöhnlich weniger als zwei Prozent der Stimmen.
Auch der Bund der Steuerzahler hat zumindest in Zürich – wo das Stadtparlament für den ESC einen 20-Millionen-Kredit genehmigt hat – vor, das Referendum zu unterstützen, berichtet SRF.
Im Kanton Bern sammelt die Schweizerische Volkspartei (SVP) ebenfalls Unterschriften gegen einen ESC-Kredit. Die 1971 gegründete Partei gilt als rechtspopulistisch, europaskeptisch, nationalkonservativ und wirtschaftsliberal. Sie ist seit 1999 im Nationalrat die stärkste Partei nach Sitzen und bildet die größte Fraktion in der Bundesversammlung.
Die Zeit drängt: Referendumsabstimmungen können frühestens im November durchgeführt werden und bereits im Mai 2025 steht die Austragung des ESC an. Parteien oder Organisationen haben im Kanton Bern drei Monate Zeit, um die für ein Referendum nötigen 10.000 Unterschriften zu sammeln. Sollte das Referendum zustande kommen, werde etwa der Rat der Stadt Zürich entscheiden müssen, wie es mit der Kandidatur weitergeht. Dann müsste geprüft werden, ob eine Bewerbung noch sinnvoll und eine Durchführung organisatorisch machbar ist. „In anderen Städten wird man sich ähnliche Gedanken machen“, heißt es im SRF-Bericht. Und weiter: „Selbst wenn ein Referendum zustande kommt, heißt das nicht, dass die betreffende Stadt den ESC nicht durchführen kann. Aber die ganze Organisation dürfte komplizierter und zeitkritischer werden.“ Es stünde aber ohnehin die Frage im Raum, ob der ESC ein unterstützungswürdiger Anlass ist.