Nach Eugenik-Aussage: Kassenärztechef von Amt entbunden

Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen hat in einem Mitteilungsblatt des Verbandes von „Eugenik“ in „ihrem besten und humansten Sinne“ gesprochen. Deswegen wurde er nun entlassen.
Von PRO

Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen hat ihren Vorstandsvorsitzenden Klaus Heckemann entlassen. Das teilte sie am Mittwoch mit. Grund sind Äußerungen von Heckemann zur Humangenetik. Nach Bekanntwerden der Äußerungen hagelte es Kritik.

In einem Mitteilungsblatt des Verbandes stellte Heckemann fest, dass bei Eltern, bei deren Kindern eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung einer Erbkrankheit besteht, durch „In-vitro-Fertilisation und Präimplantationsdiagnostik“ „das Risiko der Geburt eines schwerstkranken Kindes“ ausgeschlossen werden könne. Weiter schreibt Heckemann, dass die Nutzung einer solchen „Chance“ zweifellos „Eugenik“ sei, „allerdings in ihrem besten und humansten Sinn“. Nach eigenem Bekunden wollte Heckemann mit seinem Editorial eine „gesellschaftliche und ethische Diskussion“ anstoßen.  

Vertrauensverhältnis gestört

In einer Pressemitteilung des Verbandes heißt es, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Verband und Heckemann „nachhaltig“ gestört sei. Im Rahmen der außerplanmäßigen Vertreterversammlung stimmten 28 der 37 anwesenden Teilnehmer für die sofortige Entbindung Heckemanns von seinem Amt.

Der Begriff „Eugenik“ ist historisch schwer belastet und steht für die Lehre der vermeintlich guten Erbanlagen. „Eugenik“ wurde in der Zeit des Nationalsozialismus gleichbedeutend mit dem Begriff der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ gebraucht. Die Nationalsozialisten verübten unter dem Deckmantel der „Eugenik“ massenhaft Morde an behinderten, physisch und psychisch kranken Menschen.

Wie der MDR berichtet, verabschiedete die Vertreterversammlung zudem einstimmig eine Resolution. Darin heißt es: „Im Bewusstsein, dass wir in unserem Land eine besondere historische Verantwortung haben, treten wir Rassismus, Diskriminierung und einer Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus entschieden entgegen.“

Von: Martin Schlorke und Norbert Schäfer

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