„Musik ist etwas Heiliges für mich“

Die 25-jährige Noemi Treude kämpft gerade bei der Castingshow „The Voice of Germany“ um den Sieg. Privat arbeitet sie als Erzieherin in Marburg. Im Interview erklärt sie, wie ihr der Glaube hilft, sich nicht von der Beurteilung anderer Menschen abhängig zu machen, und warum es schwierig ist, als Sängerin kritisiert zu werden.
Von PRO
Die 25-Jährige Marburgerin Noemi Treude ist Teilnehmerin der diesjährigen Staffel von „The Voice of Germany“ bei Sat.1

pro: Wie kam es dazu, dass Sie bei „Voice of Germany“ mitmachen?

Noemi Treude: Ich habe Ende letzten Jahres gedacht, ich möchte mehr singen. Und ich habe mir vorgenommen, das zu tun, was mir in den Weg kommt. Ich hatte im vergangenen Jahr schon mal eine Initiativbewerbung zu „The Voice“ geschickt, bin dann aber nicht zum Casting gegangen. Im Januar bekam ich dann die Info, dass die Castings wieder anfangen. Da dachte ich, ich probiere es einfach mal, und ging zum Casting nach Frankfurt. Je weiter ich kam, umso mehr musste ich mich darauf fokussieren, dass es jetzt auch ernst werden könnte. Als der Anruf zu den Blind Auditions kam, war mir zum ersten Mal klar: Wenn ich das gewinne, dann bin ich im Fernsehen. Im Jahr davor war ich dazu noch nicht bereit, weil ich auch Angst hatte, kritisiert zu werde

Sie sind Christin, Ihnen ist der Glaube wichtig. Das haben Sie zum Beispiel auch bei den Blind Auditions gezeigt, bei denen die Juroren die Sänger zuerst nur hören und erst später sehen. Da haben Sie als Zugabe Ihren eigenen Song über Ihren Glauben gesungen. Wie waren die Reaktionen darauf?

Im Netz waren die Reaktionen auf mein eigenes Lied viel größer als auf den eigentlichen Song der Blind Auditions. Das fand ich richtig heftig. Viele Leute haben mir geschrieben, dass sie durch mein Lied berührt worden sind, und haben gar nicht viel über das andere Lied gesagt.

Auch andere Teilnehmer bei der Castingshow sind gläubig. Kommen Sie miteinander ins Gespräch?

Richtig kennengelernt haben wir Teilnehmer uns erst bei den Battles (die zweite Runde, in der zwei Gesangspartner gegeneinander antreten, Anm. d. Red.). Und auch da ist man zu achtzigst zusammen. Ganz zum Schluss habe ich dann aber über Gespräche rausgefunden, dass die Chiara Christ ist (Chiara Authenriet, Anm. d. Red.) und die wusste dann wieder von anderen und auf einmal waren wir sechs Christen. Wir haben uns dann zum Beispiel mal zum Beten getroffen. Man merkt, dass die Verbindung direkt da ist, weil man den gleichen Glauben hat.

Sie sind in Spanien aufgewachsen, weil Ihr Vater dort Pastor war. Wie kamen Sie nach Deutschland?

Meine Eltern sind Missionare in Spanien und seit 32 Jahren dort. Mein Papa ist mittlerweile in Rente und meine Mama ist interkultureller Coach in Valencia. Als Missionare gehörten sie zu der Marburger Mission. Meine Brüder haben an der Evangelischen Hochschule Tabor und am Marburger Bibelseminar studiert. Ich bin seit über sechs Jahren in Marburg.

Eigentlich wollte ich eine Ausbildung in Spanien machen, aber das war viel zu teuer. Also wollte ich erstmal nur ein Jahr in Deutschland arbeiten. Während des Heimataufenthalts meiner Eltern war ich aber länger krank und konnte keinen Job finden, bei dem man so viel verdient, dass ich auf eigenen Beinen stehen konnte.

Ich habe mich dann entschieden, hier eine Ausbildung anzufangen. Das war die schwierigste Entscheidung in meinem Leben bisher. Denn ich hatte in Barcelona, wo ich zu der Zeit lebte, zum ersten Mal eine feste christliche Gruppe gefunden. Ich war damals in der Hillsong-Gemeinde. Ich wollte unbedingt wieder nach Spanien zurück, aber die Arbeitslosigkeit ist dort so hoch. Ich wusste: Wenn ich hier in Deutschland eine Ausbildung anfange, werde ich erstmal hierbleiben. Innerhalb von einer Woche hat sich dann alles gefunden, obwohl ich eigentlich alle Fristen zu den Anmeldungen verpasst hatte. Auf einmal saß ich im Klassenzimmer und konnte meine Ausbildung zur Erzieherin anfangen. Das war ein Wendepunkt in meinem Leben, durch den ich auch etwas gereift bin. Und jetzt habe ich mein ganzes Leben hier aufgebaut.

„Man hinterfragt seinen Glauben automatisch“

Wie hat die Zeit in Spanien Sie geprägt?

Ich verdanke Spanien vieles. Wenn man irgendwo aufwächst, wo man einen anderen Hintergrund hat als alle anderen, hinterfragt man viel mehr. Als Kind möchte man genauso sein wie die anderen Kinder. Aber im Laufe der Zeit überlegt man sich, was man von der anderen Kultur übernehmen möchte und von der eigenen behalten will. Auch, was den Glauben betrifft.

Meine Schwester musste früher zum Beispiel immer das Klassenzimmer zusammen mit den Muslimen und den Anhängern von Jehovas Zeugen verlassen, als dort das Ave Maria gebetet wurde, weil sie evangelische Christin ist. Man hat sich deshalb oft mit den Kindern anderen Glaubens beschäftigt und seinen eigenen hinterfragt: Warum soll mein Glaube richtig sein? Man reflektiert sich automatisch.

Wie gibt Ihnen der Glaube Halt im Leben?

Der Glaube gibt mir gerade den größten Halt. Ich merke, wie schnell man sich von Kommentaren oder anderen Meinungen beeinflussen lässt – oder auch von Verurteilungen. Ich habe von Anfang an in Interviews gesagt: Sobald du an jemanden glaubst, dessen Meinung wichtiger ist als das, was die Menschen über dich denken, rückt die Meinung der anderen in den Hintergrund. Aber man muss sich das immer wieder in den Sinn rufen. Wenn andere Sänger beliebter sind oder mehr Fans haben, heißt das nicht, dass ich schlecht bin oder dass Gott schlechter von mir denkt. Das sind einfach Meinungen von Menschen.

Welchen Stellenwert soll die Musik in Ihrem Leben in Zukunft einnehmen?

Musik ist etwas, was mich mein ganzes Leben lang begleitet. Die Musik wird immer ein Teil von mir sein. Bei meiner Arbeit im Kindergarten finde ich es toll, das mit einzubeziehen. Wir machen sehr viel Musik mit den Kindern. Es ist aber ein Unterschied, ob ich auf einer Bühne stehe, wo man mich direkt nach einem Lied beurteilt, oder ob ich ein ganzes Konzert geben darf. Darauf hätte ich richtig Lust. Einfach mal auf der Bühne zu sein, um mit den Menschen etwas zu teilen. Denn Musik ist etwas Heiliges für mich. Wenn das kritisiert wird, ist das für mich als Künstlerin nicht einfach.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wie hat die Zeit in Spanien Sie geprägt?

Ich verdanke Spanien vieles. Wenn man irgendwo aufwächst, wo man einen anderen Hintergrund hat als alle anderen, hinterfragt man viel mehr. Als Kind möchte man genauso sein wie die anderen Kinder. Aber im Laufe der Zeit überlegt man sich, was man von der anderen Kultur übernehmen möchte und von der eigenen behalten will. Auch, was den Glauben betrifft.

Meine Schwester musste früher zum Beispiel immer das Klassenzimmer zusammen mit den Muslimen und den Anhängern von Jehovas Zeugen verlassen, als dort das Ave Maria gebetet wurde, weil sie evangelische Christin ist. Man hat sich deshalb oft mit den Kindern anderen Glaubens beschäftigt und seinen eigenen hinterfragt: Warum soll mein Glaube richtig sein? Man reflektiert sich automatisch.

Wie gibt Ihnen der Glaube Halt im Leben?

Der Glaube gibt mir gerade den größten Halt. Ich merke, wie schnell man sich von Kommentaren oder anderen Meinungen beeinflussen lässt – oder auch von Verurteilungen. Ich habe von Anfang an in Interviews gesagt: Sobald du an jemanden glaubst, dessen Meinung wichtiger ist als das, was die Menschen über dich denken, rückt die Meinung der anderen in den Hintergrund. Aber man muss sich das immer wieder in den Sinn rufen. Wenn andere Sänger beliebter sind oder mehr Fans haben, heißt das nicht, dass ich schlecht bin oder dass Gott schlechter von mir denkt. Das sind einfach Meinungen von Menschen.

Welchen Stellenwert soll die Musik in Ihrem Leben in Zukunft einnehmen?

Musik ist etwas, was mich mein ganzes Leben lang begleitet. Die Musik wird immer ein Teil von mir sein. Bei meiner Arbeit im Kindergarten finde ich es toll, das mit einzubeziehen. Wir machen sehr viel Musik mit den Kindern. Es ist aber ein Unterschied, ob ich auf einer Bühne stehe, wo man mich direkt nach einem Lied beurteilt, oder ob ich ein ganzes Konzert geben darf. Darauf hätte ich richtig Lust. Einfach mal auf der Bühne zu sein, um mit den Menschen etwas zu teilen. Denn Musik ist etwas Heiliges für mich. Wenn das kritisiert wird, ist das für mich als Künstlerin nicht einfach.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Swanhild Zacharias

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