Murat Kayman: „Muslimische Communitys lehren Judenhass“

Bei Markus Lanz haben am Donnerstag ausschließlich Muslime über Antisemitismus, Islamismus und Islamophobie diskutiert. Das hat es in der Form noch nie in der Sendung gegeben.
Von Johannes Blöcher-Weil
Premiere bei Markus Lanz: erstmals diskutieren vier Muslime zu einem Thema

In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ diskutieren am Donnerstag erstmals vier Muslime über den Islam und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Gästeliste hatte es in sich. Eingeladen hatte Lanz die HR-Rundfunkrätin Khola Maryam Hübsch, den Islamismus-Experten Ahmad Mansour, Ditib-Aussteiger Murat Kayman und Islam-Professor Mouhanad Khorchide.

Lanz erklärte, dass etliche muslimische Verbandsvertreter die Einladung abgelehnt hätten. Die Gäste der Sendung lieferten sich heftige Kontroversen. Extremismus-Forscher Ahmad Mansour betonte, dass er in der Öffentlichkeit eine selektive Empörung wahrnehme. Es gebe ihm zu denken, wenn sich Menschen über gegrölte Nazi-Parolen auf Sylt empörten, aber nicht bei den antisemitischen oder pro-palästinensischen Äußerungen der Studentenproteste in Berlin.

Eine Empörung über die Ereignisse in Gaza falle leichter als ein Aufschrei über das, was in Syrien passiere, weil damit das Feindbild Israel besser funktioniere. Ein Knackpunkt für ihn ist, dass viele Muslime über Jahrzehnte anti-israelisch, anti-jüdisch und anti-westlich erzogen worden seien. Der Islam könne aber gestärkt aus der Debatte hervorgehen, wenn er Kritik zulasse und sich hinterfrage.

Grenze des Sagbaren wird getestet

Damit widersprach er klar der Publizistin Khola Hübsch. Die warb dafür, neben den Problemen wieder mehr über die positivsten Seiten der muslimischen Zivilgesellschaft zu reden. Man müsse Räume schaffen, um über aktuelle Entwicklungen zu sprechen: „Das sind nun mal die Universitäten.“ Wenn Völkerrecht und das internationale Recht so missachten würden, spürten die Demonstranten eine massive Entfremdung und einen Vertrauensbruch.

Das wiederum erregte den Widerspruch des muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide. Viele der Teilnehmer der Demonstrationen wüssten gar nicht, was sich hinter Begriffen wie Kalifat oder den dort gebrüllten Parolen wirklich verberge. Viele der Demonstranten fühlten sich gekränkt und diskriminiert. Er vermisse jedoch, dass in der muslimischen Gemeinschaft Selbstkritik geübt werde.

Für den Juristen Murat Kayman sind Szenen wie auf Sylt keine Überraschung. Mit solchen Parolen sei seine Generation groß geworden. Ihn wundere, dass Vorfälle wie auf Sylt nicht zu Widerspruch führten. Hier werde die Grenze des Sagbaren ausgetestet. Auch die muslimischen Communitys nahm er in die Pflicht: „In vielen von ihnen wird Judenhass gelehrt.“ Vielen gehe es nicht um Kritik an Israel oder das Leid in Gaza – sondern die Vernichtung des jüdischen Staates: „Das müssen wir dekonstruieren.“

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