Multimedial gegen die Sucht: Blaues Kreuz ausgezeichnet

Die christliche Organisation Blaues Kreuz hat von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler für ihr Projekt „blu:prevent“ eine Auszeichnung erhalten. Mit einer App, Webseite, zahlreichen Aktivitäten in den Sozialen Medien und prominenter Unterstützung will das Projekt Jugendliche vor Alkohol- und Drogensucht schützen.
Von PRO
Die Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, und „blu:prevent“-Projektleiter vom Blauen Kreuz, Benjamin Becker, beim Jahresempfang der Drogenbeauftragten in Berlin

Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler hat ein digitales Hilfsangebot des Blauen Kreuzes als „Projekt des Monats Juni 2018“ ausgezeichnet. Die christliche Organisation für Suchthilfe überzeugte mit ihrem interaktiven und multimedialen Projekt „blu:prevent“, der dazugehörigen App „blu:app“ und der Jugend-Internetseite vollfrei.de. Die App zur Suchtprävention ermöglicht jungen Menschen, sich konstruktiv mit ihrem Konsum etwa von Alkohol auseinanderzusetzen.

Die App ist vielseitig einsetzbar. Sie hat unterschiedliche Funktionen, vermittelt Wissen zum Thema Sucht und fordert Mädchen und Jungen zur Selbstreflexion auf. Die App bietet etwa einen Selbsttest, in dem der Nutzer Fragen beantworten muss wie: „An wie vielen Tagen pro Woche trinkst du Alkohol?“, „Trinkst du auch allein Alkohol?“, „Fühlst du dich von deinen Freunden akzeptiert?“ oder „Hast du zur Zeit Konflikte mit deinen Eltern?”. Das Programm errechnet nach der Beantwortung der Fragen, wie gefährdet der User ist, süchtig zu werden.

Digitale Suchtprävention

In der Pressemitteilung der Drogenbeauftragen Mortler heißt es über die App, sie bringe „neue Chancen in der digitalen Suchtprävention“: „Sie hat das Ziel, zielgruppenorientiert Erlebnisse zu schaffen, aber auch Wissen zu vermitteln, welches jungen Menschen hilft, sich konstruktiv mit dem Thema ,Sucht‘ auseinanderzusetzen.“

Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler ist begeistert vom Projekt „blu:prevent“ Foto: © Elaine Schmidt
Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler ist begeistert vom Projekt „blu:prevent“

Mortler erklärte: „Das Projekt ,blu:prevent‘ des Blauen Kreuzes in Deutschland überzeugt mich. Hier engagieren sich junge Menschen für junge Menschen. Es setzt dort mit seinen Aktivitäten an, wo Kinder und Jugendliche leben und es spricht ihre Sprache. So stelle ich mir gelungene Suchtprävention durch engagierte Organisationen gemeinsam mit Ehrenamtlichen vor.“

App in der Schule einsetzbar

Die App will unterstützen: Im Hilfebereich finden sich unterschiedliche Telefonnummern von Beratungsstellen und ein neu eingerichteter Chat für die direkte Beratung. Gibt der Nutzer seine Postleitzahl ein, findet er Beratungsstellen in seiner direkten Nähe. Ein weiteres Feature ist der Alkoholrechner. Er kalkuliert nach Eingabe von Alter, Gewicht und den konsumierten Getränken den ungefähren Promillewert aktuell und nach ein paar Stunden.

Für diejenigen, die sich gerade von einem Suchtmittel lossagen wollen, gibt es in der App auch Motivationssprüche. Die kann der User in den Sozialen Medien teilen. Im Wiki-Bereich finden sich Fakten zu unterschiedlichen Suchtmitteln wie Alkohol, Zigarretten, Spielen, Pornos oder Cannabis. Außerdem listet die „blu:app“ Rezepte für alkoholfreie Cocktails auf.

Die App kann auch im Unterricht eingesetzt werden Foto: © BKD
Die App kann auch im Unterricht eingesetzt werden

Die App ist nicht darauf beschränkt, allein genutzt zu werden. Sie kann auch mit unterschiedlichen Online-Modulen für den Schulunterricht oder die Jugendarbeit verbunden werden. Diese bieten beispielsweise einen anonymen Selbst-Check für die gesamte Klasse oder klären darüber auf, wie eine Sucht verläuft. Für unterschiedliche Gegebenheiten, Altersgruppen und Milieus sind sie variabel einsetzbar.

Der Projektleiter von „blu:prevent“, Benjamin Becker, erklärte im Gespräch mit pro, es gehe um „Suchtprävention in der Lebenswelt der jungen Menschen und Jugendlichen“. Es sei wichtig, die Mädchen und Jungen genau dort zu erreichen. „Wir haben mit unseren Produkten eine Marktlücke entdeckt.“ Es gebe zwar ähnliche Apps im Gesundheitsbereich. Aber: „Wir wollen neben der Informationsvermittlung vor allem inspirieren und unterhalten. Und dabei zeigen, dass man Suchtprävention auch anders machen kann, nicht nur erklärend und informativ, sondern über ein Event, über Unterhaltung – sprich: bunt und kreativ“, erklärt Becker.

Auf der Internetseite für Jugendliche vollfrei.de finden sich auch viele der Informationen und Motivationssprüche wie in der App. Dort läuft alles unter dem Motto, komplett frei zu sein von Süchten. Daraus ergibt sich der Hashtag #vollfrei für die sozialen Netzwerke. Zudem hat „blu:prevent“ einen YouTube-Kanal und präsentiert sich auf Instagram.

„Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“-Schauspieler unterstützt Projekt

Seit 1,5 Jahren ist „blu:prevent“ mit App und in Sozialen Medien aktiv. Becker erklärt: „Wir müssen dafür kämpfen, dass Suchtprävention genügend Aufmerksamkeit bekommt. Es ist nicht das Thema, was die Leute direkt suchen. Wir merken, dass die Jugendlichen eher an Fitness, Travel, Beauty, Musik interessiert sind.“ Es bedürfe eines großen Einsatzes, um in den sozialen Netzwerken präsent zu bleiben. Dabei setzt das Projekt auch auf die Unterstützung von sogenannten Influencern, um ausreichend Wahrnehmung zu erhalten. Influencer sind Personen mit starker Präsenz und gutem Ansehen in den Sozialen Medien. Dadurch kommen sie für die Vermarktung von Produkten in Frage. Schauspieler Eric Stehfest, Sprinterin Alexandra Burghardt und der Comedy-Magic-Künstler Christopher Köhler unterstützen „blu:prevent“. Becker erklärt, die Kombination aus dem Einsatz von Geld und Influencern sei am ertragreichsten.

Stehfest ist Millionen Zuschauern aus der Daily Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ bekannt und einer der Projektunterstützer. „Blu:prevent“ kooperiert mit dessen Filmproduktionsfirma „Station B3.1“. Stehfest unterstützt die Weiterverbreitung der Inhalte an die Jugendlichen, teilt deren Inhalte auf Instagram und Co. und erzählt von seinen Drogenerfahrungen. Er besuchte etwa den Projektstand auf der Bildungsmesse Didacta in Hannover und machte in einem Instagram-Video Werbung für das Praxismaterial. Der Schauspieler hat selbst eine Drogenvergangenheit und kann so authentisch berichten. Er erklärt: „Wer bin ich? Zehn Jahre lang machte ich aus dieser Suche eine Sucht, war abhängig von Drogen, aber auch von anderen Menschen, abhängig vom Teufelskreis, mir immer und überall Bestätigung einholen zu müssen, dass ich etwas wert bin.“

Das Projekt sei auch christlich geprägt, erklärt Becker. „Aber wir wollen nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern vor allem ein fachliches Angebot haben. Wir wollen zwischendurch durch die Storys oder auf Instagram mit ausgewählten und cool aufbereiteten Bibelversen unbedingt die christliche Botschaft rüberbringen. Allerdings portioniert, damit die Leute damit umgehen können.“ Becker ergänzt: „Wenn Fragen zum Glauben und zum Sinn des Lebens kommen, sind wir gut vorbereitet.“ „Blu:prevent“ möchte mit seinen Aktivitäten „inspirieren, berühren und wachrütteln. Zudem aber auch die Massen erreichen und eine hohe Wirksamkeit erzielen.“ Manche Posts erreichen nach Angaben Beckers mehrere zehntausend Menschen, mit Unterstützung der Influencer erreichten die Beiträge jährlich mehrere hunderttausend – vor allem junge – Menschen.

Von: Martina Blatt

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