Muezzinruf in Köln darf bleiben

Die Ditib-Moschee in Ehrenfeld darf weiterhin öffentlich zum Freitagsgebet rufen. Das hat die Stadt Köln nach einem zweijährigen Pilotprojekt entscheiden. Dagegen gab es viel Protest.
Von Swanhild Brenneke
Ehrenfeld, Köln, Moschee, Ditib

Der umstrittene Muezzinruf zum Gebet der „Zentralmoschee“ in Köln-Ehrenfeld darf bleiben. Das entschied nun die Stadt Köln. Immer zwischen zwölf und 15 Uhr darf der Muezzin der Großmoschee der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) für fünf Minuten öffentlich zum Freitagsgebet rufen. Vorausgegangen war ein zweijähriges Pilotprojekt, das auf heftigen Widerstand stieß.

Die Stadt Köln hatte ihr Vorhaben mit Toleranz und dem Recht auf Religionsausübung begründet, der Islam sei seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Dass der Gebetsruf hierzulande genauso selbstverständlich zu hören sein sollte wie Kirchenglocken, lehnten damals drei von vier Befragten in einer Civey-Umfrage im Auftrag des „Bonner General-Anzeigers“ ab. Zwei von drei Befragten sagten sogar, dass der Gebetsruf „auf keinen Fall“ auf ähnliche Weise zu hören sein sollte wie christliche Kirchenglocken.

Die Kölner Stadtverwaltung hat nun einen Bericht zu dem Modellprojekt vorgelegt. „Nach Ablauf des Evaluierungszeitraums von zwei Jahren liegen der Verwaltung keine Hinweise auf Verstöße der Moscheegemeinde gegen die von der Stadt Köln im öffentlich-rechtlichen Vertrag gesetzten Auflagen vor“, zitiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ daraus. Eine aktuelle Anfrage habe die Ditib nicht beantwortet. Vor einem Monat habe sie jedoch mitgeteilt, sie bewerte die vergangenen zwei Jahre „äußerst positiv“. Bei der Premiere des Muezzinrufs am 14. Oktober 2022 hatte es einen Menschenauflauf und Gegendemonstrationen gegeben.

„Negative und ablehnende Äußerungen“

Nach Angaben der Stadt Köln habe sich die Ditib an die Vorgabe von 60 Dezibel als Lärmgrenze gehalten. Die Gemeinde musste zuvor verschiedene Auflagen erfüllen, darunter ein Lärm-Gutachten und eine Bürgerinformation. Vor allem nach der Premiere des Rufs am 14. Oktober 2022 habe es Meldungen von Bürgern gegeben, berichtet die Stadt. Die meisten Bürger hätten sich innerhalb der ersten zwei Wochen gemeldet, danach nicht mehr. Insgesamt zählte die Stadt 793 Meldungen.

„Viele Anschriften enthielten beleidigenden Inhalt und Statements sowie negative und ablehnende Äußerungen zum Modellprojekt“, heißt es in dem Bericht der Stadt. Teils hätten sich die Menschen auch mit „strafrechtlich zu bewertenden Inhalten“ gemeldet.

Dass es gerade die Ditib ist, die das Pilotprojekt genutzt hatte, stieß auf besonders viel Kritik. Der Verband untersteht der Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten der Türkei (Diyanet). Die wiederum untersteht direkt dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Dieser hatte die Moschee auch im Jahr 2018 unter einem Großeinsatz von Polizei und Demonstrationen eröffnet.

Der Ruf des Muezzins sei in anderen Städten wie zum Beispiel in Düren bereits Alltag, berichtete der „Kölner Stadt Anzeiger“. In Köln habe derzeit aber keine weitere Moschee Interesse daran, einen Antrag zu stellen, um ebenfalls öffentlich zum Freitagsgebet rufen zu können.

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