Wer derzeit die Pfarrkirche Liebfrauen-Überwasser in Münster betritt, gerät in einen Licht-Wasserfall, der zum Staunen bringt. Ein riesiges Mobile, das von zahlreichen Lichtern und Lasern bestrahlt wird, besteht aus genau 2022 Plexiglasquadraten, die von der Decke hängen; ein großes verpixeltes Christusabbild steht im Zentrum der Installation. Die temporäre Ausstellung trägt den Titel „Lux3 – Licht der Welt“ und wurde als Advent-Aktion initiiert. Konzipiert wurde sie vom Münsteraner Religionspädagogen Rupert König und dem Referenten für Personalentwicklung des Bistums Münster, Marius Stelzer, zusammen mit dem Arbeitskreis „City Advent“, einer gemischtkonfessionellen Gruppe aus dem Stadtdekanat und dem Kirchenkreis Münster.
Die 2.022 Plexiglasquadrate werden von vier Aluminiumrahmen von einer Größe von sechs mal sechs Metern über dem Mittelgang der Kirche an Nylonfäden in verschiedenen Niveaus auf etwa zehn Metern Höhe gehalten. Das bewegte Farbenspiel durch die sich reflektierenden Teile beeindruckt jeden Besucher, der die Kirche betritt. Leise Musik untermalt das Geschehen und erzeugt ein erstaunliches Gefühl der Entrücktheit. Viele Besucher bleiben für eine längere Zeit, denn man muss das komplexe Lichterspiel erst einmal erfassen, bevor man es meditativ genießen kann. Erst recht in den Abendstunden erzeugt die spezielle Beleuchtung eine magische Stimmung. „Es regnet quasi Licht in der Kirche, Advent zum Nachspüren!“, sagen die Initiatoren zum Anliegen.
Leuchten der Wiederkunft Christi
„Die Plexiglasquadrate stehen symbolisch für das Leuchten der Wiederkunft Christi und für die Vielfältigkeit der Menschen“, teilen die Verantwortlichen mit. Ein großes verpixeltes Christus-Abbild bildet den Kern der Gestaltung. Das Bild, das in variierenden Farben erscheint, basiert auf dem Antlitz auf dem Turiner Grabtuch. Gemeinsam mit den Acrylglas-Platten werde Christus zwar sichtbar, entziehe sich aber dann wieder der Wahrnehmung, so die Veranstalter. „Dieser Christus in seiner Lebendigkeit bleibt unfassbar“, sagte König gegenüber der Kirchenzeitung „Kirche und Leben“. Mitorganisator Stelzer erklärt: „Das österliche Bild von Christus, das bunt verpixelte Christusporträt, zerfliegt im gesamten Kirchenraum und regnet, sinnbildlich gesprochen, auf die Menschen herab.“ Sie wollten „an den Kern der adventlichen Erwartung, an die Ankunft und für uns Christen an die Wiederkunft Christi erinnern“, sagt König, Leiter des Kirchenfoyers in Münster.
Das Projekt „Lux3“ ist aus der Pfingstinstallation „Lux2“ in der St.-Bonifatius-Kirche in Berlin-Kreuzberg zum „Karneval der Kulturen“ im Frühjahr 2019 erwachsen, welches von König und Stelzer entwickelt worden war. Es spiele auf das „große Licht“ an, welches der Prophet Jesaja verkünde und auf Christus hinweise. „Das ist Christus, der an Weihnachten Mensch wird, der in den vielen Lichtteilchen im Kirchenraum sichtbar und spürbar wird“, sagte Stelzer gegenüber „Kirche und Leben“. Auch das adventliche Motiv aus dem Kirchenlied „Tauet, Himmel, den Gerechten, Wolken regnet ihn herab“ lasse sich in die Installation hineinlesen.
Unter der bemerkenswerten und vielbesuchten Licht-Installation fanden bereits mehrere geistliche Konzerte statt, aber auch Jazzmusik wurde aufgeführt, und sogar ein DJ nutzte die außergewöhnliche Stimmung für einen Auftritt, die Jesus Freaks veranstalten Lobpreis-Abende.
Die Pfarrkirche Liebfrauen-Überwasser ist neben dem Paulusdom die älteste Kirche der Stadt Münster. Das Gotteshaus wurde im 11. Jahrhundert vom Dom aus gesehen jenseits der Aa, also „über dem Wasser“ errichtet. Hinter der temporären Ausstellung „Lux3“ stehen als Initiatoren die Pfarrei Liebfrauen-Überwasser, das Stadtdekanat Münster, der evangelische Kirchenkreis und das Kirchenfoyer Münster.
2 Antworten
Am 22.12.21 war in Überwasser nichts mehr davon zu sehen. Ist das nicht mehr „Adventszeit“?
Hallo Adi,
mit den Vorbereitungen auf die Weihnachtsfeiertage (Aufbau von Krippe und Weihnachtsbäumen) wurde am Montag vor Heiligabend die Installation planmäßig abgebaut, so dass sie am Mittwoch leider nicht mehr zu sehen war. Einen Eindruck bekommen Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=pkGn5HJudHY
Herzliche Grüße