Moschee: Für Necla Kelek Herrschaftsanspruch statt Sakralbau

F r a n k f u r t (PRO) - Die geplante Zentralmoschee in Köln ist ein "politisches Statement des Islam in Beton" und weniger ein sakrales Gebäude. Dies schreibt die deutsche Soziologin türkischer Herkunft Necla Kelek in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Sie verteidigt darin den Publizisten Ralph Giordano in seiner Kritik - und geht sogar noch weiter.
Von PRO

„Der Islam ist und macht Politik“, so die Migrationsforscherin, die selbst aus einer streng islamischen Familie stammt. Moscheen seien „keine heiligen Stätten, sondern Plätze, an denen sich die Männer der Gemeinde zum Gebet und Geschäft versammeln“. „Die Moschee ist in der islamischen Tradition ein sozialer und kein sakraler Ort.“ Moscheen seien letztendlich „Multifunktionshäuser“, so Kelek.

Sie verwies auf das Islam-Lexikon des Islamwissenschaftlers Peter Heine, in dem steht: „Hier fanden die Sitzungen des Stammesrates statt, und sie waren Versammlungsorte, wenn sich Männer zu einem Krieg aufmachten.“ Im Laufe der Geschichte hätten sie sich zum einen zu Gebetsräumen entwickelt, zum anderen zu „Freitagsmoscheen“, die „seit jeher einen politischen Charakter“ hatten. „Dort verkündete der Kalif seine Doktrin“, schreibt Kelek.

„Gebäude der Islamvereine dienen nicht der Integration“

Dass die Gebäude der Islamvereine der Integration dienen, daran zweifelt Kelek. „Diese Moscheen sind Keimzellen einer Gegengesellschaft.“ Vor allem die größeren Moscheen in Deutschland entwickelten sich zu „kleinen Städten“, zu „Medinas“. Dort werde „das Weltbild einer anderen Gesellschaft gelehrt und ein Leben im Sinne der Scharia praktiziert. Dort üben schon Kinder die Abgrenzung von der deutschen Gesellschaft, dort lernen sie die Gesellschaft in Gläubige und Ungläubige zu unterscheiden, dass (…) Deutsche unrein sind, weil sie Schweinefleisch essen und nicht beschnitten sind.“

Problematisch sei zudem, dass der Islam keine Kirche sei, sondern eine „spirituelle Weltsicht, eine Weltanschauung, die das alltägliche Leben, die Politik und den Glauben als eine untrennbare Einheit sieht.“ Kelek fügt hinzu: „Eine verbindliche theologische Lehre gibt es nicht.“ Die islamischen Vereine in Deutschland seien immer noch nicht als Religionsgemeinschaften anerkannt. Die islamischen Dachverbände wie „Milli Görus“ und die von der Türkei gesteuerte „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“ (Ditib) hätten versäumt, einen entsprechenden Antrag zu stellen. „Sie bauen erst ihre Moscheen und setzen auf eine politische Anerkennung auf Bundesebene.“ Weil viele der Islamvereine in Deutschland keine Glaubenspartei seien, „sondern eine Interessenvertretung“, sei die Frage des Moscheebaus keine Frage der Glaubensfreiheit, „sondern eine politische Frage“.

Religion der Welteroberung: Kuppel der Kölner Moschee als Erdkugel

Kelek geht auch auf das Aussehen der Kölner Moschee ein. Entworfen wurde sie vom Kölner Architekten Gottfried Böhm und seinem Sohn Paul. Böhm ist der „größten Kirchbaumeister der Gegenwart und seinen kongenialen Nachfahren“ („Die Zeit“). Böhm wurde bereits mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet und ist damit der am höchsten dekorierte deutsche Architekt. Die Kuppel der Moschee soll eine stilisierte Weltkugel sein, die den Blick ins Innere erlaubt. „Ein Symbol der Weltoffenheit und Transparenz“, schrieb die „Zeit“. Hinzu kommen zwei Minarett-Türme. Kelek hingegen findet, dass mit der Weltkugel die „Tradition des Gestus der Eroberung“ aufgenommen werde: „Man könnte diese Kuppel und das Minarett auch als Hegemonialanspruch deuten, ganz so wie der Islam sich als ‚Siegel‘, als Vollendung der Religionen begreift und den Anspruch auf Weltherrschaft reklamiert.“ Der Bau solle letztendlich sagen: „Wir sind hier, wir sind anders, und wir haben das Recht dazu.“

Dabei hätten die Muslime in Deutschland noch ein „großes Problem“: das der Glaubwürdigkeit. „Wort und Tat liegen zu oft zu weit auseinander. Öffentlich gibt man sich verfassungstreu, doch was in den Gemeinden gedacht und gemacht wird, das wird verschleiert, dort gibt es keine wirkliche Transparenz.“

Die Muslime in Deutschland sollten sich eher mit „millionenteuren Spenden“ um eigene Probleme im Sozialen, in den Familien, in der Erziehung, in der Gleichberechtigung und bei der Integration kümmern und sich für die Verbreitung der deutschen Sprache einsetzen, anstatt den Bau von „Repräsentativbauten“ einzufordern, die eine „Demonstration von Stärke“ seien. „Doch immer, wenn diese sozialen Probleme angesprochen werden, wird sofort behauptet, das habe nichts mit dem Islam zu tun. Doch eine Religion, die den Anspruch erhebt, alle Aspekte des öffentlichen und privaten Lebens eines Gläubigen in Vorschriften und Gebote zu fassen – und dies über vierundzwanzig Stunden eines jeden Tages –, kann sich nicht bei erstbester Gelegenheit vor den Folgen dieses Anspruches drücken.“

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