Mohammed-Karikaturist Westergaard nun doch beim ZDF

Vor drei Wochen sollte der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard eigentlich beim ZDF-Talker Markus Lanz auftreten. Dann lud der Sender den Dänen aus Sorge um die Sicherheit im Studio wieder aus. Am Donnerstag war Westergaard dann doch zu Gast bei Lanz.
Von PRO
Der 74-jährige Kurt Westergaard wird seit einigen Jahren stets von Personenschützern begleitet. Er war einer der zwölf Karikaturisten, von denen die größte dänische Tageszeitung, "Jyllands-Posten", im Jahr 2005 Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlichte. Seine Zeichnung war die bekannteste: Mohammed mit einer Bombe als Turban. Durch Boykotte dänischer Waren war dem nordeuropäischen Staat schätzungsweise ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 320 Millionen Euro entstanden. Bei gewaltsamen Protesten starben weltweit etwa 150 Menschen.

Er bereue nichts, stellte Westergaard bei Markus Lanz erneut fest. Anders als sonst in der Sendung üblich, war beim Interview mit dem Karikaturisten kein Publikum anwesend. "Stattdessen sind Beamte des Landeskriminalamt und des dänischen Geheimdienstes hier ", sagte Moderator Lanz. Im Januar war ein Somalier in das Haus Westergaards eingebrochen und hatte versucht, ihn und seine Enkeltochter zu töten. Die Ausladung Westergaards vor drei Wochen begründete ZDF-Programmchef Thomas Bellut unter anderem mit der Sorge um die Sicherheit der Mitarbeiter und der anderen Gäste. ZDF-Pressesprecher Peter Gruhne erklärte damals gegenüber pro, eine Unterhaltungs-Talkshow sei keine geeignete Plattform für eine Auseinandersetzung mit dem Thema.

Er bereut seine Karikatur nicht

Die Frage, ob er seine Karikatur-Veröffentlichung inzwischen bereue, verneinte Westergaard. Er halte sie nach wie vor für wichtig. "Wenn es diese Karikaturen nicht gegeben hätte, dann wäre es etwas anderes gewesen, über das sich die Moslems aufgeregt hätten, irgendein Bild, ein Film oder eine Fernsehsendung", so der Zeichner. Er habe auch wenig Angst aufgrund der Morddrohungen gegen ihn: "Ich habe einen sehr großen Vorteil, wenn wir von Angst reden. Ich bin ein alter Mann, ich bin bald 75, in dem Alter ist man nicht mehr so ängstlich."

Es sei ihm bewusst, dass er die religiösen Gefühle von Moslems verletzt habe. Doch sei es ihm wichtiger gewesen, die Demokratie sowie die Meinungs- und Pressefreiheit in Dänemark zu verteidigen. "In Dänemark gebe es eine lange Tradition, besonders in der Satire und in der Presse, dass man sich satirisch äußern darf. Demnach darf man auch die Religion satirisch behandeln. Aber es muss dafür natürlich einen Grund geben. In Dänemark sahen wir plötzlich eine Religion, die versuchte, sich aufzudrängen und die Demokratie einzulullen." Er habe auch kein Problem damit, das Christentum zu karikieren, wenn dies angebracht sei, und er habe auch schon Karikaturen über Jesus gezeichnet. "Und es gab viele Proteste von Christen. Aber keiner hat mir gedroht, mich umzubringen", so Westergaard.

Es gebe in seinem Land viele Immigranten, und die bekämen vom Staat "viel Geld, eine Wohnung, gute Aussichten für die Zukunft, gute Bildung für die Kinder." Dänemark sei ein Wohlfahrtstaat, in dem es viel kostenlos gebe, und Moslems könnten ihre eigene Moschee errichten und würden dabei vom Staat unterstützt. Westergaard: "Das einzige, was wir als Gegenleistung von diesen Immigranten verlangen, ist, dass sie unserer Traditionen in Dänemark respektieren."

In einem früheren Interview hatte sich Westergaard bereits zu seiner Karikatur und den Auswirkungen geäußert. "Islam ist eine gewisse Menge an Gewalt, und ich habe Recht bekommen." Nichts anderes habe seine Zeichnung aussagen sollen. "Ich bin kein Rassist oder Fremdenhasser. Ich kämpfe dafür, dass jeder das Recht hat, seinen Gott zu ehren." Aber wenn eine Religion die Demokratie angreife, reagiere er. (pro)
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/920240#/beitrag/video/1054794/Ein-Leben-in-ständiger-Angst
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus.html?&news[action]=detail&news[id]=2658
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus.html?&news[action]=detail&news[id]=2032
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus.html?&news[action]=detail&news[id]=1771
Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen