Der 62-jährige emeritierte Professor für Kunsttheorie hatte für eine Ausstellung drei Zeichnungen vorgelegt, die den muslimischen Propheten Mohammed als Hund darstellten. Auf einem Bild apportiert er einen Sprengstoffgürtel. Er wollte mit seinen Werken an den Streit um die Meinungsfreiheit erinnern, nachdem Moslems weltweit gegen Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung protestiert hatten.
Mehrere schwedische Museen weigerten sich, die Zeichnungen Vilks‘ auszustellen – wegen der „Sicherheitsrisiken“, wie es hieß. Über derartige „vorauseilende Selbstzensur“ empörten sich mehrere Zeitungen in Schweden und veröffentlichten die Zeichnungen. Dazu gehörten die auflagenstärkste seriöse Tageszeitung des Landes, „Dagens Nyheter“, sowie die Boulevardblätter „Expressen“ und „Aftonbladet“. Am 19. August illustrierte zudem die Zeitung „Nerikes Allehanda“ ihren Leitartikel zum Thema Meinungsfreiheit mit der Zeichnung Vilks‘, die Mohammed als Hundedenkmal in der Mitte eines Kreisverkehrs zeigt.
Protest aus Teheran
Wenig später gingen protestierende Moslems in Schweden auf die Straße, besonders in Örebro, wo „Nerikes Allehanda“ erscheint. Weitere Demonstrationen wurden laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (F.A.Z.) für den kommenden Freitag angekündigt. Am vergangenen Montag bestellte die iranische Regierung eine schwedische Botschaftsvertreterin ins Teheraner Außenministerium, um den Protest zu übermitteln. Das schwedische Außenministerium antwortete mit dem Hinweis, dass in Schweden Pressefreiheit herrsche und sich die Regierung deshalb in den Fall nicht einmischen wolle.
Wie die F.A.Z. weiter berichtet, erklärte Irans Präsident Mahmud Ahmadineschad, die Karikatur könne die bilateralen Beziehungen nicht beeinträchtigen. Es handele sich um einen „dummen Fehler einer unbedeutenden Zeitung“. Dahinter steckten vermutlich „Zionisten“, die verhindern wollten, dass es zwischen Iran und Schweden gute Beziehungen gebe. Der Chefredakteur von „Nerikes Allehanda“, Ulf Johansson, bedauerte die Publikation indes nicht. Die meisten Leser seines Blattes hätten sogar Unterstützung bekundet.
Künstler legt mit antisemitischer Zeichnung nach
Der Zeichner Vilks bereut ebenfalls nicht. Im Gegenteil: Um seinen Protest gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit zu betonen, hat er nun auch antisemitische Klischees aufgegriffen und auf seiner Webseite www.vilks.net das Bild einer „Judensau“ veröffentlicht. „Manche verstehen eben keinen Humor“, sagte Vilks laut einem Bericht der „Tageszeitung“ (taz). „In Norwegen stelle ich derzeit ein Bild aus, auf dem Mohammed einem Juden die Kehle durchschneidet und ein Nazioffizier ihm dabei zuschaut. Da gab es gar keine Aufregung.“ Gekommen war es zur antisemtischen Karikatur laut „taz“ so: Eine Journalistin habe dem Künstler vorgeworfen, dass ihm die Konsequenzen einer Mohammed-Karikatur hätten klar sein müssen. In ähnlicher Weise auf Juden zu zielen und eine „Judensau“ zu malen, traue er sich sicher nicht. Noch am gleichen Tag veröffentlichte Vilks das Bild auf seiner Homepage mit den Worten: „Sie wollte eine Judensau haben, also hat sie eine bekommen.“
Daraufhin zog die Organisation „Sekuläre Muslime in Schweden“ (Semus) ihr Angebot zurück, die Mohammed-Zeichnungen Vilks auszustellen und eine Diskussionsrunde mit dem Künstler zu veranstalten. Mit seinem „zweifellos antisemitischem Zerrbild“ habe Vilks „eine wichtige Grenze überschritten“, und sie wollten als Moslems nicht mehr mit ihm in einen Dialog treten. Vilks sagte laut „taz“ dazu: „Man muss mehr als blind sein, um misszuverstehen, dass dies nur die Parodie einer Karikatur sein sollte.“