„Ich will an der Stelle einmal deutlich sagen, dass ich alle DDR-Vergleiche, die jetzt manchmal gezogen werden, völlig für daneben halte“. Das sagte der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, bei einem gemeinsamen Treffen mit weiteren Vertretern der EKM sowie der römisch-katholischen Bistümer in Thüringen und dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) am Montagabend, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete.
„Dass gerade im Osten Deutschlands die Ministerpräsidenten als allererste die Religionsfreiheit wieder ermöglicht haben, zeigt, dass es hier auch noch ein Bewusstsein gibt, dass es hier andere Zeiten gegeben hat, in denen diese Religionsfreiheit durchaus gefährdet war“, ergänzte Kramer. Zu keiner Zeit seien während der Corona-Krise Gottesdienste verboten worden. Vielmehr hätten sich deren Formen geändert.
Kramer reagierte auch auf die Kritik von Thüringens Ex-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht an den Kirchen. Sie warf den Kirchen in der vergangenen Woche vor, die Menschen in der Krise allein gelassen zu haben. Seit März seien 150.000 Menschen aus anderen Gründen als dem Coronavirus verstorben. „Wo war da das Wort der Kirchen?“, fragte sie in der Tageszeitung Die Welt. Kramer betonte nun, dass es zu jeder Zeit Einzelseelsorge gegeben habe – wenn auch teils nur übers Telefon. Außerdem seien sehr viele Kirchen für Gespräche und Seelsorge offen und nur vereinzelt geschlossen gewesen.
Von: Martin Schlorke